Direkter Kriegseintritt: Moskau droht Deutschland
Das russische Außenministerium hat am Donnerstag eine deutliche Warnung an Deutschland ausgesprochen. Hintergrund ist die Debatte um mögliche Lieferungen deutscher Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine. Sollte Berlin sich zu diesem Schritt entschließen, könne dies als Kriegseintritt gewertet werden.
„Ein Schlag mit diesen Raketen gegen russische Einrichtungen (...) wird wie eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen an der Seite des Regimes in Kiew aufgefasst, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, vor russischen Nachrichtenagenturen.
Merz will Taurus liefern
Die Diskussion über Taurus-Marschflugkörper zieht sich seit Monaten durch die deutsche Politik. Während der scheidende Kanzler Olaf Scholz (SPD) eine Lieferung strikt ablehnt, zeigt sich CDU-Chef Friedrich Merz offen dafür. Am vergangenen Sonntag stellte er die Möglichkeit in Aussicht, die Raketen in Abstimmung mit europäischen Partnern an die Ukraine zu liefern. Merz verweist auf ähnliche Schritte Frankreichs und Großbritanniens.
Roderich Kiesewetter, CDU-Verteidigungspolitiker, befürwortet den Schritt: „Mit den Taurus-Marschflugkörpern lassen sich russische Versorgungslinien zerstören.“ Sorgen, die Ukraine könnte damit Moskau angreifen, weist er zurück: „Vom äußersten Norden der Ukraine aus sei der Südrand von Moskau zwar erreichbar, jedoch sei dies militärisch sinnlos.“
Kreml droht mit Konsequenzen
In Moskau sieht man die deutsche Debatte bereits als Eskalation. „Wissen Sie, es scheint mir, dass es für den CDU-Vorsitzenden nützlich wäre, Folgendes zu verstehen“, wendet sich Sacharowa indirekt an Merz. Der Einsatz der Taurus-Raketen sei nur mit deutscher Beteiligung vor Ort möglich. Das wiederum würde als eindeutige Kriegsbeteiligung Deutschlands gewertet.
Reaktionen aus Kiew und Brüssel
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, zollt unterdessen seine Anerkennung: „Taurus ist ein tolles System, weit überlegen den russischen Systemen.“ Man werde „eine gute Anwendung dafür finden“.
Auch international wird die Diskussion aufmerksam verfolgt. In Brüssel wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation. Frankreich und Großbritannien haben bereits vergleichbare Waffen geliefert, ohne direkte Drohungen aus Moskau.