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Die Jones-Filialen sollen neu übernommen werden.
Bis zum Sommer will Jones alle Filialen schließen
Bis zum Sommer will Jones alle Filialen schließen
Robert Newald / picturedesk.com

Fashion-Aus: Modelabel schließt alle Filialen

04.04.2025 um 10:04, Stefanie Hermann
2 min read
Der wirtschaftliche Druck auf Traditionsmarken wächst. Nach Palmers und Co. verabschiedet sich nun auch Kultlabel Jones aus der Modebranche – endgültig.

Nach über fünf Jahrzehnten zieht sich das österreichische Modelabel Jones vom Markt zurück. Die 1972 gegründete Marke wird bis Sommer 2025 sämtliche Filialen schließen und den Geschäftsbetrieb einstellen. Die Nachfolge ist bereits geregelt: Internationale Modemarken übernehmen einen Großteil der Standorte. Bis zu 80 Arbeitsplätze im stationären Handel bleiben dadurch erhalten.

Schlussstrich nach 53 Jahren

Firmengründer Gabor Rose nennt die Entscheidung das Ergebnis wirtschaftlicher Zwänge. „Angesichts der geänderten Konsumgewohnheiten und der kräftigen Kostensteigerungen ist es uns trotz intensiver Sparmaßnahmen nicht gelungen, eine tragfähige Lösung für die Zukunft von Jones zu erarbeiten”, erklärt er per Aussendung.

Um das Unternehmen rentabel weiterzuführen, wären jährliche Umsatzsteigerungen von bis zu 15 Prozent notwendig gewesen, berichtet Rose gegenüber dem Standard – ein Ziel, das angesichts sinkender Kauflust und anhaltender Marktverwerfungen unrealistisch erschien. Die Schließung sei deshalb bewusst gewählt worden, betont Rose gegenüber der Tageszeitung: „Ich möchte den Schlussstrich aus eigener Kraft ziehen.“

Zeitplan und Abverkauf stehen fest

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden bereits informiert. Ab Mitte April beginnt der große Abverkauf in den insgesamt 30 Jones-Filialen sowie im Online-Shop. Die Lagerbestände sollen mit Angeboten so weit wie möglich reduziert werden.

Die Zentrale in Wien-Landstraße sowie der Onlinehandel werden bis zum Sommer geschlossen. Franchiseverträge werden aufgelöst, der Betrieb läuft bis dahin unverändert weiter. Bis auf vier Standorte sollen drei internationale Labels die Geschäftsflächen übernehmen, berichtet der Standard.

Vom Blusennäher zum Modeunternehmer

Die Geschichte des Unternehmens beginnt mit Gabor Roses Leidenschaft für Textilien. Mit seinen Eltern aus Budapest nach Wien übersiedelt, gründete er 1972 das Label Jones. Aus kleinen Anfängen – der Vater handelte mit Meterware – entwickelte sich ein Modeimperium mit 30 eigenen Filialen, Franchise-Stores in vier Ländern und über 100 Verkaufsstellen im gehobenen Fachhandel. Seit 2012 war Jones auch online aktiv. Nach über 50 Jahren und zwei überstandenen Insolvenzen ist jetzt endgültig Schluss.

Druck auf Branche wächst

Jones reiht sich damit in eine länger werdende Liste von Modeunternehmen ein, die zuletzt aufgrund wirtschaftlichen Drucks aufgeben mussten. Palmers verkündete unlängst die Schließung von 36 Filialen. Auch Marken wie Hallhuber, Gössl, Lena Hoschek, Gerry Weber oder Görtz sind vom Strukturwandel betroffen. Die Gründe sind vielfältig: steigende Miet- und Energiekosten, veränderte Kaufgewohnheiten, die Erosion des klassischen Business-Looks sowie der Siegeszug von Online-Giganten und preisgünstigen Marken setzen den Traditionsbetrieben zu. Die tektonischen Verschiebungen im Einzelhandel machen sich auch im Stadtbild bemerkbar: Die Verkaufsfläche im österreichischen Modehandel ist in den letzten zehn Jahren um ein Fünftel geschrumpft.

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