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Frau mit Schutzmaske in einer Straßenbahn.
Langzeitfolge der Pandemie: Ein Grippe-Stamm ist von der Bildfläche verschwunden.
Langzeitfolge der Pandemie: Ein Grippe-Stamm ist von der Bildfläche verschwunden.
Julian Rettig / dpa / picturedesk.com

Killervirus: Corona vernichtet Grippe-Stamm

10.10.2023 um 08:11, Simone Reitmeier & APA, Red
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Covid-19 hat offenbar auch Auswirkungen auf andere Infektionskrankheiten. Einer der beiden Influenza-B-Erregerstämme könnte buchstäblich ausgestorben sein.

Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur die Welt auf den Kopf gestellt, sondern scheint auch Auswirkungen auf andere Infektionskrankheiten zu haben. Eine besonders interessante Entwicklung betrifft das Influenza B-Virus, genauer gesagt den B/Yamagata-Stamm.

Influenza-Variante verschwunden

So hat die Pandemie offenbar dazu geführt, dass seit Ende März 2020 weltweit keine Influenza-Erkrankungen durch Erreger des Typs B/Yamagata mehr beobachtet werden. Dies hat zur Folge, dass sich auch die Impfempfehlungen der Experten ändern.

Neue Impfempfehlungen

Die aktuellen Vierfach-Impfstoffe gegen Influenza enthalten je zwei Antigene gegen A-Viren (Schweinegrippe) und B-Erreger. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-Arzneimittelbehörde FDA haben sich dafür ausgesprochen, Antigene der B/Yamagata-Erregerlinie aus zukünftigen Grippeimpfstoffen zu entfernen. "Derzeit bringt Yamagata in dem Vakzin keinen Vorteil", erklärt David Wentworth von der WHO gegenüber dem Pharma-Informationsdienst "Stat". Experten sind sich einig, dass es wenig Sinn macht, ein Antigen in Impfstoffen zu behalten, wenn der dazu gehörige Krankheitserreger nicht mehr existiert.

Langzeitfolge der Schutzmaßnahmen

Der Grund für den starken Rückgang der saisonalen Grippe-Wellen sind die Präventionsmaßnahmen, die zur Eindämmung von Covid-19 eingeführt wurden. Maskenpflicht und weniger soziale Kontakte haben scheinbar dazu geführt, dass Influenza-Stämme wie B/Yamagata, nicht mehr nachgewiesen werden. Auch bestimmte A-Varianten treten seltener auf.  "Die anderen - H1, H3 (beides Influenza A-Varianten; Anm.) und Victoria (Influenza B; Anm.) sind durchgekommen. Aber da gab es offenbar einen so großen Flaschenhals für die Yamagata-Viren, dass sie nicht überlebt haben", wird der aus Österreich stammende Virologe Florian Krammer (New York) dazu zitiert.

Experten denken über Ersatz nach

Während es für die Impfstoffe auf der Südhalbkugel (2024, im Sommer der nördlichen Hemisphäre) zu spät ist, wird darüber nachgedacht, wie die Impfstoffe auf der Nordhalbkugel für die Saison 2024/2025 angepasst werden können. Möglicherweise werden Antigene anderer Influenza-Stämme (A/H3N2) hinzugefügt, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

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