Zahnarzt wird richtig teuer: EU verbietet Amalgam
Ab 1. Jänner 2025 verbietet die EU aus gesundheitlichen Gründen quecksilberhaltiges Amalgam für Zahnfüllungen. Dabei handelt es sich um die einzige Füllung, die bislang vollständig von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) übernommen wurde. Die Alternativen sind um einiges teurer, nun streiten ÖGK und Zahnärzte darüber, wer die Mehrkosten in Zukunft tragen soll.
Gespräche abgebrochen
Nach einer Einigung sieht es aktuell nicht aus: Nach wie vor ist nicht klar, für welche Alternativen welche Kosten übernommen werden. Gespräche, die für den 14. November angesetzt waren, wurden von der Zahnärztekammer kurzerhand abgesagt. Grund ist eine Aussage von ÖGK-Vorsitzendem Andreas Huss, die er über die Medien verbreiten ließ. Huss habe erklärt, niedergelassene Zahnärzte mit Kassenvertrag würden für Ersatzstoffe maximal zehn Prozent mehr Honorar erhalten. Würde man diesem Vorschlag folgen, komme es zu massiven Einkommenseinbußen bei den Zahnärzten, so die Standesvertretung. Dies könnte zur Folge haben, dass noch mehr Zahnärzte Kassenverträge ablehnen oder bestehende Verträge zurückziehen.
Zahnfüllung wird Privatleistung
Was bedeutet das für Patienten? Sollte es zu keiner Einigung kommen, müssten Patienten ab 2025 Zahnfüllungen bei Kassenärzten aus eigener Tasche bezahlen und die Rechnung anschließend bei der Krankenkasse einreichen, um einen Teil der Kosten erstattet zu bekommen. Davon betroffen wären etwa 7,4 Millionen ÖGK-Versicherte.
Streit um Ersatzstoff
Offenbar herrscht nicht nur Uneinigkeit bei der Kostenfrage, sondern auch bei der Wahl des Ersatzstoffs für Amalgam. Die Zahnärztekammer hat Glasionomerzement als kostengünstige Alternative ins Spiel gebracht, der bereits bei Kindern und Schwangeren angewendet wird. Zudem stehen Kompositfüllungen sowie Inlays aus Kunststoff, Keramik und Gold zur Verfügung. Die ÖGK bevorzugt hingegen Alkasit für alle Patienten, das in ihren Gesundheitszentren seit drei Jahren erfolgreich eingesetzt wird. Die Zahnärzte lehnten Gespräche über diese „hochwertige Option“ jedoch ab. Hintergrund dürften die höheren Kosten sein, die einen Kassenvertrag unrentabel machen könnten.
ÖGK ist verwundert
Die Österreichische Gesundheitskasse zeigt sich über die Absage des Gesprächstermins „verwundert“. „Durch das unprofessionelle Vorgehen der Standesvertretung ist die Versorgung der Versicherten gefährdet“, heißt es in einem offiziellen Statement. Es wird an die Zahnärzte appelliert, „ihre Verantwortung wahrzunehmen und wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren“.