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Ein Mediziner mit einem Corona-Test.
Ärzte fordern die Wiedereinführung von Gratis-Tests.
Ärzte fordern die Wiedereinführung von Gratis-Tests.
iStock.com/Serhii Sobolevskyi

Wucherpreise: Bis zu 80 Euro für Corona-Test!

11.09.2024 um 12:01, Simone Reitmeier
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Während die Zahl der Corona-Fälle jüngst österreichweit stark steigt, gehen auch die Preise für Antigen- und PCR-Tests durch die Decke.

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Der Sommer ist vorbei, die Schulen haben wieder begonnen - und wie jedes Jahr steigt auch die Zahl der Corona-Fälle rapide an. Und das offenbar in beträchtlichem Ausmaß, wie die Ärztekammer auf einer Pressekonferenz am gestrigen Dienstag eindringlich warnte. Zum Leidwesen aller Patienten sind die Tests mittlerweile nicht mehr gratis, sondern teilweise exorbitant teuer.

„Katastrophale“ Situation

Aus dem Abwassermonitoring sei klar erkennbar, dass immer mehr Menschen in Österreich an Corona erkranken. Seit Wochen steigen die Zahlen kontinuierlich an, was auf eine drohende Herbstwelle hindeutet. Wenig überraschend verzeichnet Wien derzeit die meisten Fälle, gefolgt von Kärnten und Tirol. Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Wien, spricht angesichts der Covid-19-Abwasserzahlen von einem „Desaster“, berichtet die APA. Hinzu kämen Influenza- und RSV-Infektionen, die die Situation weiter verschärfen würden. „Das wird uns überrollen. Ich habe ehrlich gesagt Angst vor den nächsten Monaten“, so die Expertin.

Preisexplosion: Corona-Tests extrem teuer

Die Dunkelziffer der Corona-Infektionen dürfte noch weit höher liegen, denn seit 1. April müssen die Kosten für die Tests aus eigener Tasche bezahlt werden. Und die Preise haben es in sich, wie eine weekend-Recherche zeigt. Die Apothekerkammer erklärt auf Nachfrage von weekend, dass die Preise für die Tests von den einzelnen Apotheken individuell festgelegt werden. Eine allgemeine Preisempfehlung gebe es nicht.

Wir haben bei einigen Apotheken nachgefragt. Eines vorweg: Es ist gar nicht so einfach, eine Apotheke zu finden, die überhaupt noch PCR-Tests durchführt. Hat man eine gefunden, wird es meist teuer. In einer Apotheke in Wien muss man für einen PCR-Test inklusive Zertifikat stolze 79 Euro hinblättern. Ein Labor in Tirol verlangt 60 Euro, Apotheken in Salzburg und Klagenfurt 35 bzw. 33 Euro. Günstiger sind Antigen-Schnelltests für den Eigengebrauch: Sie kosten im Schnitt 2,50 Euro pro Stück oder 10 bis 15 Euro im 5er-Pack. Wer allerdings einen offiziellen Bescheid benötigt, berappt schnell bis zu 25 Euro pro Test.

Ruf nach Gratis-Tests wird lauter

Ärzte fordern deshalb die Wiedereinführung der kostenlosen Corona-Tests. Denn viele Patienten könnten sich die teuren Tests schlicht nicht leisten. Zudem sei es Medizinern ohne offizielles positives Testergebnis nicht möglich, wichtige Medikamente wie Paxlovid zu verschreiben. Vor allem Risikopatienten drohe so der Zugang zu lebensrettenden Medikamenten verwehrt zu bleiben.

Lösung noch nicht in Sicht

Obwohl eine Kostenübernahme durch die Sozialversicherung seit langem angekündigt ist, gibt es noch keine konkrete Lösung. Andreas Huss, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, betont jedoch, dass man sich in den finalen Gesprächen befinde: „Wir hoffen, dass das in den nächsten Tagen erledigt ist.“ Kritik hagelt es unterdessen von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), die Gespräche mit der Ärztekammer seien viel zu spät begonnen worden.

Entwarnung aus Gesundheitsministerium

Zu der „katastrophalen Lage“ in Bezug auf die steigenden Coronazahlen hat das Gesundheitsministerium heute im Ö1-Mittagsjournal Stellung genommen. Demnach gebe es „keinen allzu großen Grund zur Sorge“, gibt Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Entwarnung. Die Infektionszahlen würden zwar konstant, aber langsam ansteigen - ähnlich wie im vergangenen Jahr. Auf den Intensivstationen gebe es keine Anzeichen für eine Verschärfung der Situation, hier seien die Zahlen in den vergangenen Wochen fast einstellig gewesen. "Es gibt keinen Grund, irgendwie hier besorgt zu sein. Wir haben ausreichend Kapazitäten", beruhigt Reich.

Dieser Artikel wurde zuletzt am 11. September 2024 um 15.21 Uhr aktualisiert. 

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