Prophezeiter Weltuntergang: Keine Lust auf die Apokalypse
Kriege und schwelende Konfliktherde von globalem Ausmaß, ein voranschreitender Klimawandel, unvorhergesehene Pandemien sowie eine international schwächelnde Wirtschaft – wir erleben ohne Zweifel eine krisengebeutelte Gegenwart. Parallel dazu haben düstere Visionen, die den Weltuntergang heraufbeschwören, Hochkonjunktur. Historisch betrachtet stellt dies auch keine Überraschung dar – von Katastrophen geprägte Zeiten waren stets ein idealer Nährboden für Propheten der Apokalypse. Das sind ie bekanntesten Prophezeiungen.
Die Bibel: Offenbarung des Johannes
So waren beispielsweise bereits in der neutestamentarischen Offenbarung des Johannes kataklystische Endzeitvisionen zu lesen. Die von apokalyptischen Reitern, blutigen Hagelstürmen sowie dem Jüngsten Gericht geprägte Schrift kulminiert schlussendlich in der Entstehung eines neuen Paradieses frei von Leid und Schmerz. Damit fungierte sie auch als Trostspender für die im römischen Kaiserreich verfolgten Christen.
Kollapsologie: Berechnete Vorhersage aus Datenmodellen
Gegenwärtige Apokalyptiker haben mittlerweile allerdings nicht nur jeglichen Glauben an Gott, sondern auch an dessen erlösende Kräfte verloren. Statt auf Prophezeiungen stützen sie sich auf Klimadaten, Verbrauchsmodelle oder militärische Analysen, die für sie nur einen Schluss gestatten – das unausweichliche Ende der Menschheit. Kollapsologen (Kollapsologie = Wissenschaft des Zusammenbruchs) wie der ehemalige französische Umweltminister Yves Cochet legen sich diesbezüglich sogar auf einen konkreten Zeitrahmen fest. Der promovierte Mathematiker datiert den von einem Konglomerat aus Erderwärmung, Rohstoff- und Nahrungsmittelknappheit sowie Cyberangriffen herbeigeführten Niedergang sämtlicher zivilisatorischer Systeme auf das Jahr 2030. Anschließend würden Epidemien, Hungersnöte und Gewaltexzesse die Weltbevölkerung um die Hälfte dezimieren, bevor ab 2040 ein Neuanfang auf Steinzeitniveau möglich sei.
Auslöschung durch einen Kometen
Derartige Prognosen erinnern frappierend an die Weltuntergangshysterie am 19. Mai 1910. Als sich der Halleysche Komet damals der Erde näherte, übertrafen sich Mahner jeglicher Couleur in panischen Vorhersagen. Der Erde stand laut ihnen wahlweise ein Aufprall, eine Verschiebung ihrer Achse, eine Pestepidemie oder eine Vergiftung der Atmosphäre durch Blausäure bevor. Die davon vollkommen verstörten Menschen versorgten sich daraufhin weltweit mit Gasmasken und "Kometenpillen“, dichteten ihre Wohnungen ab, leisteten eine letzte Abbitte im Beichtstuhl oder gaben sich einem exzessiven Hedonismus hin.
Vorbereitung auf Tag X: Prepper und Milliardäre
Ihr Verhalten entsprach dem zweier Personengruppen, die unter aktuellen Aposteln der Apokalypse ebenfalls einen prominenten Platz einnehmen, auch wenn sie auf den ersten Blick wenig gemein haben – Prepper und Superreiche. Erstere richten ihr gesamtes Leben nach dem sogenannten "Tag X“, der vollständigen Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung, aus: Sie legen einen Vorrat aus Konserven, Reis und Nudeln für mehrere Monate an, horten Hygieneartikel sowie Medikamente und rüsten sich mit Funkgeräten, Werkzeug und Waffen aus, um im Ernstfall als wehrhafte Selbstversorger überleben zu können. Milliardäre wie Peter Thiel können als ihre glamourösen Äquivalente angesehen werden. Der Tech-Investor hat in Neuseeland vorsorglich Ländereien in der Größe von halb Manhattan erworben, die als luxuriöse Arche während des Weltenbrands dienen sollen.
Tipp: Ruhe bewahren
Vor dem Hintergrund dieser Omnipräsenz der Weltuntergangslust fällt es vielen von uns zunehmend schwer, Ruhe zu bewahren und positiv gestimmt in die Zukunft zu blicken. Doch auch dafür kann die Geschichte als ermutigende Inspirationsquelle dienen. So valide die Statistiken der Befürworter des Zusammenbruchs auch ausfallen mögen, so sträflich vernachlässigen sie stets die Kreativität sowie Anpassungsfähigkeit des Menschen. Viele ehemals eindringlich angekündigte Tragödien, etwa durch eine Bevölkerungsexplosion entfachte weltweite und dauerhafte Hungerkrisen oder ein sich dramatisch ausdehnendes Ozonloch, konnten bereits dank des wissenschaftlichen Fortschritts abgewendet werden. Statt uns in apokalyptischen Visionen zu verlieren, sollten wir daher auf unseren Erfindergeist vertrauen und effiziente Resilienzstrategien entwickeln, um auch in einer mitunter erheblich transformierten Welt ein Maximum an Wohlstand und Freiheit für möglichst viele Menschen zu garantieren.
Abgesagte Apokalypsen: Vorhersagen, die falsch lagen
- Millennium-Bug (2000): Im Zuge der Jahrtausendwende sagten zahlreiche Experten einen flächendeckenden Absturz der IT-Infrastruktur in sicherheitsrelevanten Bereichen wie Banken, Kraftwerken und Atomwaffen voraus.
- Teilchenbeschleuniger (2008): Als in Genf der Teilchenbeschleuniger LHC in Betrieb genommen wurde, orakelten Kritiker, dieser könnte die Erde auslöschende Schwarze Löcher hervorbringen.
- Maya-Kalender (2012): Dass der Kalender des indigenen mittelamerikanischen Volkes 2012 endete, deuteten einige Apokalyptiker als Beleg für den Untergang der Welt in diesem Jahr.
- Klima-Kassandra (2023): In einem mittlerweile gelöschten Tweet aus dem Jahre 2018 sah die damals fünfzehnjährige Greta Thunberg die Ausrottung der gesamten Menschheit im Jahr 2023 gekommen.