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Einstiegsbild Green Sentinel
Die Zahl von Startups, die sich nachhaltigen Geschäftsideen widmen, steigt rapide an. 
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milanvirijevic / iStock / Getty Images Plus

Green Sentinel: Grüner Superheld

28.04.2021 um 10:00, Jürgen Philipp
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Die Idee zu Green Sentinel kam Daniel Scheiböck-Ortner quasi über Nacht. Das Potenzial des Welser Startups ist gigantisch.

Der Firmenname „Green Sentinel“ klingt wie ein Superheld aus den Marvel Studios und tatsächlich könnte die Innovation des Welser Unternehmens Superkräfte entfachen – und zwar aus Klärschlamm. „Durch meine Ausbildung als Biotechnologe und meine Projekterfahrung im Anlagenbau sowie im Kläranlagenbereich kam die Initialzündung über Nacht“, schildert Gründer Daniel Scheiböck-Ortner. Sein Grundgedanke: Es muss eine einfache Lösung geben, um aus Klärschlamm einen Wertstoff zu machen. Scheiböck-Ortner entwickelte ein erstes Grobkonzept zum RSR-Verfahren (RSR = Recovered Sludge Resources). Dieses Verfahren verwertet Schlamm aus kommunalen Kläranlagen mit Trockensubstanz-Gehalten und bereitet ihn zu einem Ersatzbrennstoffprodukt bzw. einem Düngemittel-Ausgangsstoff auf. „Unsere Innovation macht die sonst teure Schlamm­entsorgung als einziges Verfahren weltweit zu einem lukrativen Geschäftsmodell. Gleichzeitig leisten wir damit einen entscheidenden Beitrag, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern und tragen so zur Erreichung der internationalen Klima- und CO2-Ziele bei.“

Gewinne statt Kosten

Green Sentinel bietet seinen Kunden einen „One-Stop-Shop“: von der Erstanalyse des Schlamms über die Planung bis hin zur Errichtung sowie Wartung und Instandhaltung der RSR-Anlagen. „Unsere Anlagen werden modular je nach Kundenanforderung geplant und vor Ort fix installiert oder auch mobil in mehreren Containern im ISO-Format geliefert.“ Schlamm wird dabei durch den RSR-Prozess und mehrere Aufbereitungsstufen zu einem flüssigem NPK-Dünger-Ausgangsstoff (Stickstoff-Phosphor-Kalium) und einem vollwertigen Ersatzbrennstoff verarbeitet. Es fallen keine zusätzlichen Entsorgungskosten an, die Wertschöpfung wird im Prozess generiert.

Zitat Daniel Scheiböck-Ortner

Aus Klärschlamm wird Energie

Mittels Radlader oder Bagger wird der Schlamm in den optionalen Schlamm­annahmecontainer transportiert. Dieser Container dosiert die notwendige Schlamm-Menge für den Hauptprozess. Alternativ kann die Aufgabe auch direkt aus dem Bestand über einen Rohranschluss erfolgen. Im Prozessmodul geschieht der Kern des RSR-Verfahrens zur Schlammaufbereitung. „Mithilfe des speziellen Lösungsmittels PecuLeach® werden bis zu 80 Prozent der anorganischen Komponenten aus dem Trockengut herausgelöst.“ Diese werden zur weiteren Verwertung als NPK-Düngemittel für die chemische Industrie abgefüllt. Der raffinierte Schlamm kann in einem weiteren Schritt getrocknet werden. „Es entsteht ein Ersatzbrennstoff vergleichbar mit Pellets, der durch Verbrennung thermisch genutzt werden kann und Wärme zurück ins System abgibt.“ Die erste Anlage wird an der belgisch-deutschen Grenze im Herbst 2021 entstehen. „In weiterer Folge wollen wir mit dem RSR-Verfahren Kläranlagen in Österreich, Deutschland, Schweiz, den Benelux-Ländern und Osteuropa bestücken und somit einen ökologischen und ökonomischen Mehrwert für die Umwelt und die Anlagenbetreiber generieren.“ Green Sentinel wurde im August 2020 gegründet und hat bereits acht Mitarbeiter. Der „grüne Wächter“ wurde 2020 zu den Top-3-Start­up-Unternehmen von greenstart gereiht.

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