Energie AG ringt Corona-Jahr gutes Ergebnis ab
Obwohl die Branche gut dasteht, war es ein beispielloses Jahr für heimische Energieversorger. Laut Austrian Power Grid sank der Stromverbrauch österreichweit um sieben Prozent, was primär auf das Herunterfahren der Industrieproduktion während des ersten Lockdowns zurückzuführen ist. Einen Rückgang in dieser Größenordnung im Bereich Stromerzeugung bestätigt die Energie AG bei der Präsentation ihrer Konzernbilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr (1. Oktober 2019 bis 30. September 2020). Die europaweit sinkende Nachfrage drückte zudem den Großhandelspreis für Strom nach unten, im Bereich Gas sank er auf ein All-Time-Low.
Auf Krisen gut vorbereitet
Das alles waren keine guten Aussichten für das Gesamtjahr, dennoch sind die Bilanzkennzahlen am Ende deutlich besser ausgefallen als erwartet. „Wir haben uns als krisenfest erwiesen und von Beginn an rasch reagiert. Es ist uns zugute gekommen, dass wir uns seit dem Jahr 2000 mit Krisenszenarien auseinandersetzen, 2012 erstmals mit Pandemien“, sagt Energie AG Generaldirektor Werner Steinecker. Dass der Umsatz heuer um 1,7 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro leicht gesteigert werden konnte, ist der Neuaufstellung im Strom-Vertrieb zu verdanken. Die Verdoppelung des Betriebsergebnisses (Ebit) auf 147,7 Millionen Euro ist Sondereffekten aus dem vorangegangenen Geschäftsjahr geschuldet, insbesondere die bilanztechnisch vorgenommene Wertminderung der Netzanlagen schlug 2018/19 negativ zu Buche. Gewinn und Eigenkapitalquote (44 %) konnten stabil gehalten werden. „Es uns gelungen, trotz dieser zwei unterschiedlichen Halbjahre ein herzeigbares Ergebnis zu schreiben“, resümiert Finanzvorstand Andreas Kolar.
Herausforderung Energiewende
Die Energie AG ist ein unverändert starker Investor in Oberösterreich. Im Vorjahr flossen 197,2 Millionen Euro (-7,5 % im Vergleich zu 2018/19) in den Ausbau des Strom- und Glasfasernetzes sowie in den Smart Meter-Rollout. Für das laufende Geschäftsjahr sind Investitionen von 280 Millionen Euro geplant. „Die Erweiterung und Modernisierung der Stromnetze sind ein wesentlicher Baustein, um künftig den Zuwachs von erneuerbaren Energieträgern wie Photovoltaik oder Windenergie in den Netzen verarbeiten zu können“, sagt Technik-Vorstand Stefan Stallinger. Die aktuellen Kapazitäten von Wind- und Sonnen-Energie verringern zwar die Stromimporte, schaffen aber keine Basis, um Überschüsse zu produzieren und hundert Prozent erneuerbare Energie bis 2030 bereitstellen zu können. Dafür – und für das geplante Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee – brauche es Finanzierungszusagen von der öffentlichen Hand.
Ein Drittel der Mitarbeiter in Tschechien
Der Konzern beschäftigt 4.560 Mitarbeiter, davon 1.500 in Tschechien, wo die Energie AG den gesamten südböhmischen Raum mit Trinkwasser und Abwasser und Fernwärme versorgt. "Wir sind bei der Personalpolitik gut unterwegs. Ich bin stolz darauf, dass wir das erste österreichische Unternehmen der Branche sind, das ein Traineeprogramm mit jungen Technikerinnen und Akademikerinnen gestartet hat. Wir halten derzeit bei einer Frauenquote von 23,1 Prozent", sagt Steinecker.