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Formel 1 Alfa Romeo
Das Team von Alfa Romeo vor dem Start auf dem Jeddah Corniche Circuit in Saudi-Arabien. Die Rennserie startet heuer erstmals auch in der US-Stadt Las Vegas.
Das Team von Alfa Romeo vor dem Start auf dem Jeddah Corniche Circuit in Saudi-Arabien. Die Rennserie startet heuer erstmals auch in der US-Stadt Las Vegas.
HOCH ZWEI / DPA PICTURE ALLIANCE / PICTUREDESK.COM

Boliden an der Börse

09.06.2023 um 11:01, Klaus Schobesberger
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Formel 1. Seit Liberty Media die Königsklasse des Motorsports neu erfunden hat, läuft das Geschäft wie ein Hochleistungs-Zwölfzylinder.

Wer denkt, grüner Kapitalismus sei in der Mitte der Märkte angekommen, mag in der Theorie recht haben. In der Praxis ist Investoren das Hemd näher als der Rock. Oder anders formuliert: Rendite schlägt Moral. Zumindest kurzfristig. Das gilt nicht nur generell für „Big Oil“ und das spektakuläre Comeback der Fossilkonzerne, sondern auch für einzelne Aktien. Etwa wenn es um das Hochamt der heiligen Benzinbruderschaft schlechthin geht. Die Rede ist von der Formel 1. Jahrelang verdiente an der komplizierten Vermarktungsmaschinerie nur einer, nämlich Bernie Ecclestone, und vielleicht ein paar Topteams. In der Regel galt die Formel 1 für Investoren und Teamsponsoren als Fass ohne Boden. Heute ist der Rennzirkus eine regelrechte Gelddruckmaschine. Die Wende wurde eingeleitet, als 2017 Liberty Media die Formula One Group um 4,4 Milliarden Dollar kaufte und Mehrheitseigentümer Ecclestone vom Thron stieß. Die Kalifornier haben die Wettbewerbsdynamik neu strukturiert und den Motorsport quasi neu erfunden. Nicht nur ein paar, sondern alle Teams profitieren vom Erfolg, und der kann sich sehen lassen.

Vermarktungsmaschinerie

Seit der Übernahme hat sich der Wert der Aktie vervierfacht. Die Gesamteinnahmen der Rennserie stiegen im Vorjahr um 20 Prozent auf den Rekordwert von 2,573 Milliarden Dollar. Immer mehr Besucher finden sich zu den Livespektakeln ein: Im Vorjahr waren es 5,7 Millionen, ein Plus von 36 Prozent gegenüber 2019, der letzten Saison vor der Pandemie und dem Rennstillstand. Geld kommt vermehrt von der Vermarktung von Lizenzen, den VIP-Paketen, Merchandising, Sponsoring und den sozialen Netzwerken. Außerdem wird die Fangemeinde sukzessive vergrößert. 2021 wurde der erste Grand Prix auf dem Jeddah Corniche Circuit in Saudi-Arabien ausgetragen. In der Saison 2023 findet erstmals ein Rennen in Las Vegas statt. Auch das Interesse und die Zuschauerzahlen in China sind gestiegen, und es gibt die erfolgreiche Formel-1-Doku-­Serie „Drive to Survive“ auf Netflix, die eine ganz neue Gruppe junger Fans geschaffen hat. „Wir waren in den sozialen Netzwerken erneut die am schnellsten wachsende große Sportart“, sagt Formel-1-Chefmanager Stefano Domenicali. Die Königsklasse des Motorsports punktet zunehmend bei vielen weiblichen Sportfans.

Ferrari von oben
Ferrari: Die Italiener zementierten in der Formel 1 ihren legendären Ruf und sind auch an der Börse mit ihrer Luxusstrategie ein Vorbild.

Alle Teams am Erfolg beteiligt

Weil alle Teams über die Gewinnausschüttung der Marketinggelder direkt am Erfolg beteiligt sind, bekommen sie nach dem Rekordjahr 1,2 Milliarden Dollar von Liberty Media überwiesen. Gleichzeitig konnten die Kosten der Rennserie gesenkt werden. Diese Kombination von Umsatzsteigerungen und Kostenkontrolle macht die Rennstallbesitzer zu Gewinnern. Auch der Österreicher Toto Wolff, Teamchef und Anteilseigner bei Mercedes, ist „rundum zufrieden“. Der Aufteilungsschlüssel ist kompliziert. Seit 2021 verzeichnen einige Teams erstmals wieder Gewinne. Spitzenteams wie Red Bull oder Mercedes konnten ihren Überschuss vervielfachen. Mercedes konnte den Gewinn im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr von 15,4 auf 77,8 Millionen Euro mehr als verfünffachen. Heuer wird er mit Sicherheit noch höher ausfallen.

Investorenvorbild Ferrari

Einer der Aktionäre von Liberty Media ist übrigens Ferrari. Die Italiener haben ihren legendären Ruf mit der Formel 1 erst möglich gemacht. Formel-1-Chef Stefano Domenicali war von 2008 bis 2014 Rennstall-Leiter von Ferrari und die Luxusmarke ist heute Investorenvorbild für andere Hersteller. Der profitabelste Autohersteller Europas erzielte eine Rendite von 24 Prozent. Zum Vergleich: Bei der hochprofitablen Mercedes-Benz Group AG liegt die Umsatzrendite bei 14,8 Prozent. Der Börsengang von Ferrari im Jahr 2015 hat wohl auch Porsche inspiriert, das im September des Vorjahres an der Börse debütierte. Der Börsenwert des italienischen Autobauers hat sich innerhalb von drei Jahren auf 45 Milliarden Euro verdoppelt. Sieg und Niederlage liegen aber nicht nur im Geschäftsleben nah beieinander: Im Großen Preis von Australien gewann Weltmeister Max Verstappen auf Red Bull das dritte Rennen in Folge in dieser Saison. 

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