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Blick in ein Einkaufszentrum vom 1. Stock ins Erdgeschoss
Einkaufszentren und Supermärkte: kaum für Bodenversiegelung verantwortlich
Einkaufszentren und Supermärkte: kaum für Bodenversiegelung verantwortlich
APA/ DPA/ Ronny Hartmann

Studie zur Bodenversiegelung: Handel kaum schuld

05.10.2023 um 11:07, Andrea Schröder
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Eine aktuelle Studie zeigt: Der österreichische Handel steht für nur 0,6% der Flächeninanspruchnahme. Tatsächliche Treiber sind Wohnbau und Straßen.

Vor dem Hintergrund der Klimakrise gewinnt das Thema Bodenverbrauch auch in der öffentlichen Diskussion immer mehr an Bedeutung. 

Statt konstruktiv über Lösungen zu diskutieren, würden "Flächen-Sünder" gesucht und derzeit primär im Bereich des Einzelhandels bzw. der Shoppingcenter identifiziert. Das beklagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

 Eine neue Studie von Standort + Mark gibt Aufschluss zum Thema Bodenversiegelung in Österreich. 

Die Zahlen

Pro Jahr werden in Österreich im Schnitt 41 km2 an Boden in Anspruch genommen, das entspricht in etwa einem Bodenverbrauch von 11,3 ha pro Tag. Etwa die Hälfte dieser Fläche wird auch versiegelt – also mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht verdeckt, wodurch das Bodenleben abstirbt.

Grafik
So teilt sich der Flächenverbrauch in Österreich auf.

Bezogen auf die gesamten in Anspruch genommenen Flächen nutzt der Einzelhandel derzeit 35,7 km2. In dieser Zahl sind neben den Verkaufsflächen auch Parkplätze sowie Lagerflächen inkludiert. Das entspricht nur 5,2% der gesamten Betriebsflächen des Landes bzw 0,6% am gesamten Bodenverbrauch.

Zum Vergleich: 45,4% entfallen auf den Wohnbau, 36% auf Verkehrsflächen, 11% auf handelsfremde Betriebsflächen.

Lebensmittelhandel

Mit einem Umsatz von rund 26,1 Mrd. Euro (2022) bzw. einem Anteil von fast einem Drittel (32%) am gesamten Einzelhandelsumsatz nimmt der Lebensmittelhandel eine besonders prominente Rolle ein. Gemessen an der Flächeninanspruchnahme (14,4 km²) liegt der Kurzfristbedarf (Lebensmittelhandel und Drogerien) bei 40% der Flächeninanspruchnahme des gesamten Einzelhandels (35,7 km²).

Bei einer zuletzt neu versiegelten Fläche von 24 km² entspricht der Anteil des Lebensmittelhandels einem Wert von höchstens 0,79% an der gesamten jährlichen Neuversiegelung. Damit sichert die Branche die Versorgung unserer wachsenden Bevölkerung. Denn auch die Wohnbevölkerung Österreichs wuchs von 2022 auf 2023 um 1,4 Prozent.

Rainer Will

Shoppingcenter

Näher beleuchtet wird in der Studie auch die Shoppingcenter-Branche. Österreichweit gibt es laut Standort + Markt derzeit 245 Shoppingcenter (Shopping Malls, Retail Parks, Outlet Center und Sonderformen) mit einer Grundstücksfläche von insgesamt 8,0 km2.

Von dieser Fläche sind 89,4% versiegelt, wobei von der versiegelten Fläche je etwa die Hälfte auf das Gebäude selbst, die andere Hälfte auf Park- und Verkehrsflächen entfällt. Damit haben die Shoppingcenter in Österreich bis dato mit einer gesamten versiegelten Fläche von 7,2 km² lediglich 0,3% Anteil an der Gesamtflächenversiegelung von Österreich (derzeit 2.411 km²). Christoph Andexlinger, Obmann des Austrian Council of Shopping Places (ACSP):

Die neue Studie von Standort+Markt zeigt, dass nur drei Promille der versiegelten Fläche in Österreich auf Shoppingcenter entfallen. Wer davon ableitet, dass unsere Branche der Treiber der Flächenversiegelung sei, liegt offensichtlich falsch und verkennt die Fakten.

Christoph Andexlinger

 

Bundesländervergleich

Regional sind die Trends bei der Bodenversiegelung sehr unterschiedlich. Mit Abstand negativer Spitzenreiter ist das Burgenland. Hier sind pro Einwohner und über alle Nutzungsarten hinweg bereits 500 m2 versiegelt. Mit großem Abstand folgt Niederösterreich (402,8 m2) vor Kärnten (365,5 m2).

Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und entsprechend dichter Bauweise am wenigsten versiegelte Fläche pro Kopf weist Wien mit 55,5 m2 auf. Aber auch in Vorarlberg (177,6 m2) und Tirol (222,0 m2) geht man vergleichsweise sparsam mit dem Boden um.

Eines ist jedoch allen Bundesländern gemein: Der Anteil des Einzelhandels an der versiegelten Fläche liegt immer im äußerst niedrigen einstelligen Prozentbereich, bei Shoppingcentern sogar bei unter einem Prozent. Studienautor Hannes Lindner von Standort+Markt:

Jeder Quadratmeter in Österreich ist bestmöglich zu nutzen. Polemik hat bei diesem wichtigen Thema keinen Platz. Standort+Markt kann mit seiner analytischen Vorgehensweise garantieren, dass für jeden Standort in Österreich die bestmögliche Nutzung unter Wahrung von Ökonomie und Ökologie herausgefiltert werden kann.

Hannes Lindner

Dazu sei es aber erforderlich, dass sich Politik wie auch Gesellschaft dem Thema objektiv öffnen. Nur so können Anreize geschaffen werden, dass zukünftig mit Fläche bestmöglich und gewissenhaft umgegangen werde.

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