500 Tage Ukraine-Krieg: Wo das Hilfswerk hilft
Der Krieg in der Ukraine dauert mittlerweile über 500 Tage. Das Hilfswerk International ist seit Tag eins im Einsatz, um das Leid und Elend in der Zivilgesellschaft zu lindern – knapp hinter der Frontlinie sowie auch in den vielen Flüchtlingsquartieren im Westen des Landes. Vor Medienvertretern wurde jetzt in der Wiener Zentrale eine Zwischenbilanz gezogen und die Projekte in den Kriegs- und Krisengebieten vorgestellt.
Mit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 hat das Hilfswerk International mit Unterstützungsmaßnahmen für die einheimische Bevölkerung begonnen. Gleichzeitig erfolgte ein Spendenaufruf an die österreichische Bevölkerung. Seitdem hält die rot-weiß-rote Welle der Hildfsbereitschaft an. Insgesamt knapp sieben Millionen Euro an Spenden und Fördergeldern setzte das Hilfswerk International bis heute bedarfsorientiert und in Abstimmung mit lokalen Organisationen in der Ukraine um. Einerseits für kurzfristige, schnelle Nothilfe und andererseits für eine gezielte längerfristige Unterstützung in allen Landesteilen.
Hilfe für Hunderttausende
Heinz Wegerer, Nothilfekoordinator und Leiter der Ukraine-Hilfsprojekte, ist seit Kriegsausbruch immer wieder in den Krisengebieten vor Ort: „Unsere Aktivitäten richten sich nach den Bedürfnissen der betroffenen Menschen. In unserer täglichen Arbeit kommt uns die langjährige Erfahrung im Bereich der internationalen humanitären Hilfe zugute.“ Die Mitgliedsorganisation von „Nachbar in Not“ konnte damit Menschen in der Ukraine mit Hilfsgütern, psychosozialen Diensten, Notunterkünften und der Aufrechterhaltung kritischer Infrastrukturen unterstützen.
„600.000 Menschen in der Ukraine wurden bis heute versorgt, sagt Stefan Fritz, Geschäftsführer vom Hilfswerk International. „100.000 von ihnen erhalten kontinuierliche Unterstützung.“
Hilfsprojekte im Überblick
- Versorgung der Menschen am Brennpunkt – der Frontlinie im Osten
Eine besondere Herausforderung auch für die zahlreichen Helferinnen und Helfer vom Hilfswerk International stellt der Einsatz an der Frontlinie dar. Viele Menschen können aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen nicht fliehen. Insgesamt versorgte die Hilfsorganisation 52.000 Menschen im umkämpften Gebiet Nikopol mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten. Seit Dezember 2022 werden außerdem 3.000 Familien an der Frontlinie mit Winterpaketen versorgt.
- Wasserversorgung nach Staudammsprengung
Seit dem Staudammbruch Kachowka vor einem Monat haben rund 100.000–200.000 Menschen derzeit keinen Zugang zu Trink- oder Nutzwasser. Die österreichische „Nachbar in Not“-Organisation Hilfswerk International führt regelmäßige Trinkwasserlieferungen in Marhanets, Rayon Nikopol, das flussaufwärts vom Kachowka Staudamm liegt, durch, und versorgt mit 300.000 Litern Wasser pro Tag 20.000 Menschen mit Wasser.
- Bereitstellung von Notunterkünften und psychosozialer Betreuung
Fast über Nacht benötigten mehr als elf Millionen Menschen – allen voran Frauen, Kinder und ältere Personen – einen sicheren Ort, Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel und, am allermeisten, Ansprechpartnerinnen und -partner, denen sie auch ihre Ängste und Sorgen anvertrauen können. Gemeinsam mit den Projektpartnerinnen und -partnern vor Ort unterstützt das Hilfswerk International den laufenden Betrieb von insgesamt zehn Notunterkünften im Westen der Ukraine sowie 13 weitere im Nachbarland Moldawien. Zusätzlich wurden Teams zur psychosozialen Unterstützung eingesetzt.
- Unterstützung von Kindern und Waisen
Ein wichtiger Teil der Arbeit im Krisengebiet ist für das Hilfswerk International die Unterstützung besonders von Armut gefährdeter Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise chronisch kranker oder verwaister Kinder. Bereits in den ersten Tagen des Krieges sorgte die Organisation für die Beschaffung lebensnotwendiger Medikamente, etwa Insulininjektionen und medizinisches Equipment für das Kinderkrankenhaus in Iwano-Frankiwsk. Als erste Anlaufstelle für chronisch kranke und schwer verletzte Kinder aus dem gesamten Land konnten damit insgesamt rund 80.000 Menschen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Dringend Hilfe benötigten auch Waisenkinder in Ternopil.
- Schutz kritischer Infrastruktur
Durch den Krieg stehen kritische Infrastrukturen wie die Wasserversorgung, Krankenhäuser, Waisenhäuser und Notunterkünfte aufgrund der mangelnden Stromversorgung vor großen betrieblichen Herausforderungen. Durch die Bereitstellung von 60 Stromgeneratoren in Charkiw, Nikopol, Cherson, Winnyzja und dem Westen des Landes leistet das Hilfswerk International einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung.
Humanitäre Hilfe: Bedarf steigt
Mit der anhaltenden Zerstörung kritischer Infrastrukturen verschärft sich die Lage. Denn die Lücken in der Strom-, Wasser- oder Wärmeversorgung stellen auch die Helferinnen und Helfer vor zunehmende operationale Herausforderungen. „Die Durchhaltekraft ist weiterhin entscheidend. Für uns ist es wichtig, dass die Menschen in der Ukraine nicht vergessen werden. Es bleibt zu hoffen, dass die vielen lokalen Organisationen und das so wichtige ehrenamtliche Engagement vor Ort weiter aufrechterhalten bleiben und dass die Menschen den Mut und das Durchhaltevermögen nicht verlieren. Die Menschen in der Ukraine brauchen weiterhin unsere Aufmerksamkeit“, mahnt Wegerer.
Wer helfen will
Hilfswerk International
IBAN: AT71 6000 0000 9000 1002
"Nothilfe Ukraine"