Halleluja unterm Himmel

Gottes Wege sind unergründlich … und führen in Wien jetzt direkt ans Wasser. Am Beginn des nun in die Zielgerade einbiegenden Sommers hat die Evangelische Kirche erstmals einen Taufgottesdienst unter freiem Himmel an der Alten Donau abgehalten. Das Taufbecken wurde dabei durch den Badestrand ersetzt, die Orgelklänge von Vogelgezwitscher abgelöst. "Niederschwellig, unkonventionell und naturverbunden", wolle man Menschen für den Segen von oben begeistern, heißt es aus der zuständigen Diözese. "Mit mehreren Täuflingen und Tauffamilien", sagt Pfarrerin Anna Vinatzer von der Pfarre Floridsdorf. „Als Teil einer großen Gemeinschaft.“

"Neue Brücke"

Knapp 25 Täuflingen in allen Altersgruppen wurden bei der Open Air-Premiere gezählt. Vinatzer: „Wir taufen Neugeborene bis Mid-Ager, evangelisch verwurzelte, sowie Leute, die sich der Kirche zum ersten Mal in ihrem Leben nähern.“ Gerade kirchenfernen Gemeindegliedern könne so eine Brücke gebaut werden, um neu an die Kirche anzudocken. „Vielen wird es Motivation geben: Menschen, die einer Taufe aus finanziellen oder organisatorischen Gründen aus dem Weg gegangen sind, können Mut gewinnen, dieses kostengünstige und alternative Familienfest anzunehmen“.  Argumente, die laut der Pfarrerin auch ankommen. „Da wir schon Anfragen für weiter Termine haben, überlegen wir das Tauffest im Sommer 2025 zu wiederholen.“

Gültiges Ritual

Das etwas andere Ritual ist laut evangelischem Verständnis auf jeden Fall gültig, da „lebendiges, also Leben spendendes Wasser fließt und auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft wird“. Grundsätzlich bestehe keine Pflicht zur Taufe im Kirchenraum.

Katholiken bleiben im Kirchengebäude

Auch in der Katholischen Kirche wäre eine Taufe unter freiem Himmel grundsätzlich möglich. Soweit echtes Wasser und die korrekte Taufformel verwendet werden. "Die Taufe ist mehr als das Fest der Namensgebung, es ist die Aufnahme in die Kirche, daher soll sie auch in der Kirche stattfinden und es gibt daher auch einen einheitlichen Taufritus", informiert Katharina Mayr aus dem Presseteam. Im Vorfeld könne aber beim Taufgespräch mit dem Pfarrer ausgelotet werden, welche persönlichen Gestaltungselemente rund um die Taufe möglich sind. „Es gibt zum Beispiel in der Pfarre St. Paul in Döbling auch ein Taufbecken mit fließendem Wasser. Dort steigt der Pfarrer in das Taufbecken und taucht den Täufling mit dem gesamten Körper in das Wasser.“