Lebensmittelindustrie: Wettrennen um Wettbewerb
Unter dem Motto „Das Wettrennen um den Standort der Zukunft ist eröffnet“ lud die österreichische Lebensmittelindustrie Mitte November zu ihrem 21. Jahresempfang in die Wiener Hofburg.
Diskutiert wurde die Bereiche Innovation, Forschung & Entwicklung sowie die Rahmenbedingungen für den Standort Österreich. Über 300 Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung.
"System ist ausgereizt"
Die Branche, einer der größten Arbeitgeber Europas, sieht sich mit anhaltender Rezession, Bürokratie und geopolitischen Herausforderungen konfrontiert. "Das System ist ausgereizt", warnte Johann Marihart, Obmann des Fachverbands. Er forderte von der neuen Bundesregierung Maßnahmen wie leistbare Energie, sinkende Lohnnebenkosten und den Abbau von Überregulierung ein. "Nur so kann sich die heimische Lebensmittelindustrie im internationalen Wettbewerb behaupten."
Neue Steuern, etwa eine Zuckersteuer, lehnt die Branche ab. Diese könnten den Standort Österreich schwächen und eine Abwanderung der Industrie begünstigen, so Marihart.
Industrialisierung der KI
In seiner Keynote betonte KI-Pionier Sepp Hochreiter die Chancen durch künstliche Intelligenz. Europa hinke in der KI-Entwicklung hinterher, biete aber Potenzial, wenn Innovation und Industrie zusammenarbeiten. "KI kann die größten Herausforderungen wie Energie, Klima und Ernährung lösen und die Effizienz der produzierenden Industrie steigern", so Hochreiter.
Mehr Dynamik für Innovation
FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth hob die Bedeutung anwendungsorientierter Forschung hervor. Österreich investiere jährlich 16 Milliarden Euro in Forschung, doch brauche es mehr Transfer von Hochschulen in die Wirtschaft. "Es gilt, Ideen in marktfähige Produkte und Geschäftsmodelle umzuwandeln", betonte sie.
Ressourcen für Transformation
Fachverbands-Geschäftsführerin Katharina Koßdorff appellierte für eine Entlastung der Unternehmen. "Nur mit ausreichend Ressourcen gelingt der Wandel zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem." Sie kritisierte steigende Kosten durch Energie und Regulierungen, etwa durch das Lieferkettengesetz. Eine Zuckersteuer lehnte Koßdorff ebenfalls ab: "Nachhaltige Lenkungseffekte erzielt man durch konsequente Ernährungsbildung."
Rolle der Lebensmittelindustrie
Die österreichische Lebensmittelindustrie beschäftigt rund 27.000 Menschen in 200 Betrieben. 2023 erwirtschaftete sie 12 Milliarden Euro Produktionsvolumen, davon 10 Milliarden im Export. Sie sichert nicht nur die Versorgung, sondern treibt Innovation und Nachhaltigkeit voran.
Branchen-Treff
Mit dabei waren unter anderem Johann Marihart (Fachverband), Henrietta Egerth (Österreichische Forschungsförderungs GmbH), Sepp Hochreiter (Johannes Kepler Universität Linz), Christina Mutenthaler-Sipek (AMA Marketing GmbH), Lena Karasz (Agrarmarkt Austria), Günter Griesmayr (Agrarmarkt Austria), Lorenz Mayr (Agrarmarkt Austria), Herbert Bauer (Coca-Cola HBC Austria GmbH), Jürgen Brettschneider (Mautner Markhof Feinkost GmbH), Birgit Aichinger (Ankerbrot GmbH), Cédric Boehm (Nestlé Österreich GmbH), Peter Stallberger (Goodmills Österreich GmbH), Michaela Hysek-Unterweger (Unterweger Früchteküche GmbH), Paul Unterweger (Unterweger Früchteküche GmbH), Erwin Kotanyi (Kotanyi GmbH), Eugen Lamprecht (Schlumberger Wein- und Sektkellerei AG), Ralf-Wolfgang Lothert (JTI Austria), Markus Marek (Kelly Ges.m.b.H.), Siegfried Menz (Ottakringer Getränke AG), Franz Radatz (Radatz – Feine Wiener Fleischwaren Ges.m.b.H.), Walter Scherb (S. Spitz GmbH), Stefan Schauer (STAUD´s GmbH), Nikolaus Berlakovich (Landwirtschaftskammer Burgenland), Werner Brugner (Landwirtschaftskammer Steiermark) und viele mehr.