Michael Erhard und seine vierbeinige Retterin
Weekend: Wie sind Sie auf den Hund gekommen?
Michael Erhard: Wir wollten zunächst nur einen Familienhund und holten uns einen Mischling vom Bauernhof. Im Zuge meiner Bergrettungsausbildung kam ich mit der Hundestaffel in Kontakt. Shadow wurde auf Tauglichkeit überprüft und so begann ihre Ausbildung zum Rettungshund. Das ist eigentlich nicht der übliche Weg. Im Normalfall kommt man ohne Hund zur Hundestaffel und dort wird man beraten welche Rassen sich eignen. Shadow wird jährlich rezertifiziert und war bei mehreren Rettungsaktionen im Einsatz – u. a. bei Lawinenereignissen und zuletzt beim SARUV Einsatz in der Türkei.
Weekend: Was muss ein Rettungshund können?
Michael Erhard: Suchen und Finden. Die Hunde müssen unterschiedliche anspruchsvolle Aufgaben lösen. Zur Prüfung müssen Personen in einer Verschüttungstiefe von einem Meter in 10 Minuten aufgefunden werden, im Sommer wird im Wald geprüft. Je nach Rasse ist der Arbeitswille der Tiere individuell ausgeprägt. Shadow trainiert mit mir wöchentlich in der Hundestaffel – insgesamt 500 Stunden im Jahr. Wir leisten auch Dienst im Hubschrauber, daran musste sie sich schon als Welpe gewöhnen. Sie muss schusssicher sowie in jeder Situation abrufbar sein. Shadow wiegt 20 Kilo und ich kann sie bei Schnee im Tourengelände schultern.
Weekend: Suchhunde retten Leben?
Michael Erhard: Im Winter haben wir regelmäßig Direktbereitschaftsdienst auf der „Libelle“ am Flugplatz Hohenems. Ab Warnstufe 3 sind wir stationiert, um höhere Chancen bei der Lawinenrettung zu haben. Wenn etwas passiert, sind wir innerhalb von 15 Minuten an jedem Punkt in Vorarlberg zur Stelle. Shadow ist für die Lebendsuche ausgebildet und kein Leichenspürhund. Bei einem Ereignis wie einem Erdbeben sind die meisten Erfolge gleich am Anfang zu verzeichnen, wenn die Opfer noch oberflächlich situiert sind. Wenn Personen in 6 Meter Tiefe verschüttet sind, können auch gut geschulte Hundenasen nichts mehr wittern. Wir fanden das 15jährige Mädchen mithilfe von Sonartechnik – dass sie 110 Stunden nach dem Beben gerettet werden konnte, machte uns alle überglücklich!
Weekend: Wie war der Einsatz in der Südtürkei?
Michael Erhard: Sehr fordernd und enorm berührend. Die Afad, die türkische Katastrophenschutzbehörde, war sehr kooperativ. Bemerkenswert war die große Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit der Bevölkerung die uns Süßigkeiten etc. brachten. Wir haben 12-Stunden-Suchschichten absolviert und bei Minusgraden in unseren mitgebrachten Zelten geschlafen. Uns sind das Zahnputzwasser und die Socken eingefroren – man kann nur ermessen, wie es den Menschen in den Zelten geht, die um ihre Anverwandten trauern. Wir als Hilfsmannschaft waren komplett autark und haben uns selbst versorgt. Das Ausmaß der Zerstörung ist bedrückend, doch sind wir überglücklich, dass es der jungen geretteten Frau gut geht, wie wir in Erfahrung brachten. Mein großer Dank gilt meinem Arbeitgeber, der mir für solche Einsätze Sonderurlaub gewährt! Ohne solch kooperative Unternehmen wäre Ehrenamt nicht möglich.
Zur Person: MICHAEL ERHARD
Hundeführer
- Jahrgang 1990, geb. Bludenz
- verheiratet, zwei Kinder
- Werdegang: Gelernter Maschinenbautechniker, jetzt techn. Einkäufer, 2015 Ausbildung zum Hundeführer/Bergretter, seitdem bei Hundestaffel/Bergrettung, Referent Stell-
- vertreter der Vlbg. Hundestaffel
- Hobbies: Skifahren, Klettern, Schwimmen, Hundestaffel