Liebe zum Diskurs: Montagsforum Dornbirn
Weekend: Sie sind erst seit kurzem retour im Land?
Petra R. Klose: Ich bin erst im Sommer mit meinem Hund, den ich von einer Müllhalde in Bethlehem gerettet habe, zurück nach Österreich gekommen und habe mit großer Freude meine neue Aufgabe angetreten. Einige Jahre organisierte ich in Jerusalem für das Willy Brandt Center in Kooperation mit dem Kreisky-Forum u.a. internationale Symposien. Diese waren eine Chance der Begegnung und des intellektuellen Austausches – eine ideale Brücke zum Montagsforum. Meine Social Arts Projekte für das Willy Brandt-Center drangen bis nach Dornbirn.
Weekend: Ihr Herzensprojekt in Jerusalem?
Petra R. Klose: Wir entwickelten das Al Quds College of Music, die erste akademische Musikausbildung in den Palästinensergebieten und spürten die Kraft der Musik in einem von Konflikten geprägten Land. An der Universität in Jerusalem wurde eine Plattform geschaffen, um Begegnungen zwischen den Künstler:innen zu ermöglichen. Ich bin jetzt noch mit vielen Studenten in Kontakt und sehr stolz auf sie. Manche haben Musikschulen in Flüchtlingslagern gegründet, wo die Kinder nicht die Chance haben, Kind zu sein. Über die Musik werden diese Räume geschaffen. Auch für die Künstler waren die Begegnungen eine unglaubliche Bereicherung. Die Kunst und die Musik sind ein Schlüssel zum Frieden.
Weekend: Diskurs ist von hoher Relevanz?
Petra R. Klose: Jerusalem ist kulturell sehr reich – die Menschen suchen nach kreativen Ausdrucksmöglichkeiten. Daher spricht niemand übers Wetter, es geht dort immer um Essentielles, um das, was einen wirklich bewegt. Auch das Montagsforum Dornbirn hat einen hohen gesellschaftlichen und sozialen Wert. Jeden Montagvormittag besuchen über 700 Menschen im Dornbirner Kulturhaus die Vorträge, im Publikum befinden sich 100jährige Stammgäste. Mich berührt, wenn der Diskurs aus dem Montagsforum in der Stadt weiterlebt und in Dornbirner Restaurants weiterdiskutiert wird und dass manche Besucher:innen seit 20 Jahren herkommen.
Weekend: Wie geht es mit dem Montagsforum weiter?
Petra R. Klose: Das Montagsforum ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Ich bin stolz, diese mit dem Team weiterzuschreiben. Jedes neue Element trägt etwas zur Zukunft bei und ich freue mich, diese ab nun mitzugestalten. Die Grundidee, dass Menschen zusammenkommen, sich aktuellen Themen stellen, zuhören und einen Diskurs führen werden wir beibehalten. Es wird sich nach Covid weiter entwickeln. Reisen oder auch internationale Kooperationen könnten möglich sein.
Weekend: Das Jubiläum 20 Jahre Montagsforum steht bevor?
Petra R. Klose: Es wird ein besonderes, feierliches, spannendes und anregendes Programm für das wir uns einiges einfallen lassen. Derzeit dürfen wir den Titel noch nicht verraten, aber: es wird aufregend und international!
Weekend: Viele Kulturanbieter kämpfen, Sie haben eine Warteliste?
Petra R. Klose: Das große Interesse ist erfreulich, bei uns im Montagsforum gibt es immer noch eine Warteliste, aber diese haben wir aufgrund der derzeit stattfindenden Verjüngung im Publikum nach Covid etwas aufgearbeitet. Das „Kleine Montagsforum“ bietet die Chance, Referent:innen schon am Sonntagabend zu hören. www.montagsforum.at
Zur Person: PETRA R. KLOSE
Geschäftsführerin Montagsforum
- Jahrgang 1978, geboren in Hohenems, ledig
- Werdegang: Studium Germanistik & Theaterwissenschaft in Wien, ab 2006, Gründerin und Leiterin der internationalen Agentur für Künstler und Kulturprojekte „K und K“; Dramaturgie, Regie und Produktion für die Wiener Festwochen, Bregenzer Festspiele, Burgtheater und die Opéra National de Lyon. Al Quds College of Music u.v.m.; seit August 2022 Geschäftsführung Montagsforum
- Hobbies: Harfe, Reiten, klassischer & zeitgenössischer Tanz