Einer mit Linie: Bernhard Heinzle
Weekend: Die wirtschaftlichen Zeichen stehen auf Sturm. Covid-Krise, Energiepreisexplosion und der Krieg gegen die Ukraine bescheren uns schwierige Zeiten. Wäre es nicht jetzt an der Zeit, breit zusammenzuarbeiten?
Bernhard Heinzle: Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist immer das richtige Rezept, um Krisen gemeinsam zu meistern. Wogegen ich auftreten werde, sind die offensichtlichen Versuche, die vor allem durch die Covid-Krise enstandenen hohen Belastungen des Bundes durch Milliardensubventionen an die Unternehmen allein den Arbeitnehmern aufzubürden. Ich bin hier für das Verursacherprinzip: Wer kassiert hat, soll jetzt auch die Rechnung bezahlen. Am einfachsten durch eine ordentliche Vermögensbesteuerung.
Weekend: Das allein bringt aber auch nicht die notwendigen Milliarden, die der Staat ausgegeben hat?
Bernhard Heinzle: Das genügt sicher nicht, es wäre aber ein wesentlicher Beitrag jener Gesellschaftsschicht, die es sich auch leisten kann. Die arbeitenden Menschen sind in unserem Lande am finanziellen Anschlag. Bescheidene Lohnerhöhungen und eine gute Produktivitätsentwicklung haben in den letzten 20 Jahren die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen weiter verbessert. Das lässt sich einfach an den Exporterfolgen unserer Betriebe ablesen. Leider sind diese wirtschaftlichen Erfolge nur in geringem Ausmaß bei den Arbeitnehmer:innen angekommen. Sie können sich das Wohnen kaum mehr leisten und jetzt trifft sie auch noch die Teuerungswelle.
Weekend: Wie sehen Sie die Zukunft für junge Menschen in Vorarlberg?
Bernhard Heinzle: Trotz ordentlicher Herausforderungen bleibe ich optimistisch. Wir haben hervorragend aufgestellte Unternehmen, die dringend Fachkräfte brauchen. Das ist eine enorme Chance für unsere Jugend. Wenn in der Politik in den nächsten Jahren die entsprechenden Weichen für leistbaren Wohnraum und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten gestellt werden, sehe ich unseren Wirtschaftsstandort weiterhin im europäischen Spitzenfeld.
Weekend: Stichwort Facharbeitermangel: Was kann dagegen unternommen werden?
Bernhard Heinzle: Wir müssen mehr ausbilden. Zu glauben, die notwenigen Fachkräfte könnten aus dem Ausland angeworben werden ist eine Illusion. Das funktioniert maximal noch bei Hilfskräften für das Gastgewerbe und in der Pflege. Deshalb haben wir mit dem Land Vorarlberg zusammen eine Einrichtung geschaffen, die gezielt die notwendigen Akzente im Weiterbildungssektor setzen wird. Eines aber ist auch klar: die Unternehmen selbst müssen flexibler werden, sie müssen besser bezahlen und vor allem, sie müssen ihre Mitarbeiter:innen gut behandeln. Das machen zahlreiche Vorarlberger Unternehmen bereits vor und haben so auch wenig Probleme, die notwendigen Mitarbeiter:innen zu finden.
Weekend: Was macht ein AK Präsident in der Freizeit?
Bernhard Heinzle: Die wertvollste Zeit neben der Arbeit sind für mich die Tage mit meinen zwei Töchtern. Daneben bin ich begeisteter Schifahrer und mache wöchentlich meine Fitnesseinheiten. Außerdem pflege ich – soweit es noch möglich ist – auch die Stammtischkultur.
Zur Person: BERNHARD HEINZLE
Arbeiterkammerpräsident
- 1976 geboren in Feldkirch und aufgewachsen in Batschuns
- Vater zweier Töchter
- Werdegang: Lehre als Werkzeugmacher bei König KG Rankweil, Jugendvertrauensrat, Betriebsratsvorsitzender, Geschäftsführer GPA Vorarlberg, Mitglied der erweiterten
- Bundesgeschäftsführung der GPA, Kammerrat, Vizepräsident, seit 3. November 2022 Präsiden der AK Vorarlberg
- Hobbies: Radfahren, Schifahren, Motorsport
- Leitspruch: Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben (Albert Einstein)