Die Botschafterin: Judith Salzmann
Weekend: Sie stehen vor Ihrem ersten Festspielsommer als Vorsitzende des Festspiel-Freundevereins. Erinnern Sie sich an Ihren ersten Festspielbesuch?
Judith Salzmann: Ja, natürlich: Die wunderbare „Zauberflöte“ im Sommer 1985. Mein Vater leitete ein Unternehmen, das Bergbahnen konstruierte. Zu den Bregenzer Festspielen hatte er Kunden eingeladen, die ich gemeinsam mit ihm betreuen durfte. Damals wurde mir spontan klar, dass die Seebühne ein magischer Ort ist, wo Kunst und Natur auf einzigartige Weise ineinandergreifen - und, dass das Festival auch eine Plattform sein kann. Seither fasziniert mich das Kulturunternehmen in all seiner Vielfältigkeit. Ohne die Bregenzer Festspiele würde der gesamten Region etwas immens Wichtiges fehlen. Wir dürfen uns als gesegnet betrachten, weitab der Metropolen ein derart internationales Kulturangebot verfügbar zu haben.
Weekend: Was hat Sie bewogen, dieses Ehrenamt zu übernehmen?
Judith Salzmann: Ich glaube, wir alle müssen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen auch außerhalb unseres Berufslebens. Dazu möchte ich einen Beitrag leisten, auch für kommende Generationen. Kunst und Kultur tragen dazu bei, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen, nachzudenken, politische Systeme zu analysieren, nicht alles als gegeben hinzunehmen. In Zeiten wie diesen ist das besonders wichtig.
Weekend: Wie würden Sie den Freundeverein charakterisieren?
Judith Salzmann: Die Festspielfreunde sind Ausdruck bürgerlichen Engagements in reinster Form. Seit den Gründungsjahren nach 1946 sind sie mit den Festspielen eng verbunden, wie in einer Art Symbiose. Das künstlerische Programm erfährt finanzielle Unterstützung durch den Verein, gleichzeitig profitieren die 1.700 Mitglieder von zahlreichen Angeboten rund um das Festival, beispielsweise Probenbesuche, Treffen mit Künstlern oder der Besuch der Eröffnungsveranstaltung. Darüber hinaus ist aus meiner Sicht wichtig, dass die Bregenzer Festspiele mit der Seele der Region verbunden bleiben. Auch dazu können die Festspielfreunde einen Beitrag leisten in immaterieller Hinsicht. Übrigens: Jeder kann Mitglied werden!
Weekend: Verraten Sie uns Ihre Pläne?
Judith Salzmann: Ich verstehe mich zunächst als Verkäuferin, Botschafterin der Festspiel-Idee. Das gilt eigentlich für alle Festspielfreunde. Der Verein soll einerseits in der Region stark bleiben und wenn möglich wachsen, andererseits gibt es auch Überlegungen, die Achse nach Wien stärker in den Fokus zu rücken. Eine exklusive Programmpräsentation für Festspielfreunde muss nicht nur in Bregenz stattfinden, sondern könnte auch an anderen Orten die Menschen begeistern.
Weekend: Gibt es einen persönlichen Lieblingsort in Bregenz?
Judith Salzmann: Ich glaube jeder, der in Bregenz aufgewachsen ist, spürt einen besonderen Bezug zum Bodensee. Durch meinen intensiven Rudersport während der Jugendzeit, ich war Junioren-Staatsmeisterin, konnte ich den See frühzeitig mit all seinen Facetten und Stimmungen kennen lernen, von stürmisch über melancholisch bis hin zu lieblich. Diese Prägung aus frühen Jahren trage ich bis heute in mir. Insofern ist der See generell ein besonderer Ort für mich, vor allem aber beim Start des Spiels auf dem See, wenn die Sonne langsam im Bodensee versinkt und die Klänge das Publikum verzaubern.
Zur Person: JUDITH SALZMANN
Geschäftsführerin Salzmann Ingenieure ZT GmbH
- Geboren am 14. Juli 1964, drei Söhne
- Junioren-Staatsmeisterin im Rudern
- Studium Biotechnologie in Wien
- Seit November 2021 Vorsitzende des Festspiel-Freundevereins
- Hobbies: Lesen, Bewegung, Natur