Der Bauexperte: Johannes Wilhelm

Weekend: Sie übernehmen als Innungsmeister in einer schwierigen Zeit?
Johannes Wilhelm: Ja, allerdings möchte ich mich als erstes für die positive Zusammenarbeit im Vorstand bedanken und ausführen: die Auslastung der Baubranche ist nach wie vor vorhanden, mehr wird sich im Laufe des Jahres zeigen. Die gesamte Branche ist im Hoch- und Tiefbau noch gut ausgelastet. Wir als Unternehmen arbeiten große Aufträge ab. Im Wohnbau muss die Entwicklung abgewartet werden. Die große Frage ist, wie wirken sich Teuerung und Finanzierung aus? Mit den strengeren Kreditvergaberichtlinien, steigenden Kosten bei Material, Personal etc. müssen wir leben. Es wird sich einpendeln – vermutlich jedoch nicht mehr auf dem Niveau, auf dem wir bereits waren. Beim Wohnbau mischen auch die Grundstückspreise mit.

Weekend: Der Bedarf an leistbaren Wohnungen steigt weiter?
Johannes Wilhelm: Leistbares Wohnen ist ein Schlagwort, das sehr viel beinhaltet. Hier spielen sehr viele Faktoren mit und sind alle gefordert - auch der Bund und das Land Vorarlberg. Die Diskussion um die Grunderwerbssteuer ist noch nicht finalisiert. Hier haben die Gemeinden auch einiges mitzusprechen, und es wird absehbar dauern, bis eine Entscheidung fällt, wenn überhaupt. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung ist hoch. Nicht zu vergessen auch die Anforderungen an Energiesysteme.

Weekend: Ihr Unternehmen ist verstärkt im Wohnbau tätig. Das Energiethema wird immer bedeutsamer?
Johannes Wilhelm: Wir sind seit fast 90 Jahren Experten im Hoch-, Tief-, Wohn- und Projekt-, Straßen., Asphaltbau, in der Kiesgewinnung und Kiesverarbeitung. Neben Einfamilienhäusern haben sich in den vergangenen Jahren Wohnanlagen stärker als Geschäftsfeld entwickelt. Wilhelm & Mayer ist klassischer Baupartner ebenso wie Generalunternehmer oder führt Bauträgerprojekte durch. Bei neueren Wohnanlagen verbauen wir Luftwärmepumpen oder Erdsonden, je nach Gegebenheit auch Pelletsanlagen oder es wird mit Nahwärmeanbindung geheizt, zusätzlich unterstützt von Solaranlagen zur Warmwassergewinnung. PV-Anlagen werden, wenn es das Projekt zuläss auf Dachflächen und Fassaden installiert. Auch die Elektromobilität wird mit entsprechenden Stationen berücksichtigt.

Weekend: Stichwort Mitarbeitermangel – wie stark trifft das die Branche ?
Johannes Wilhelm: Fachkräftemangel ist durchgehend für alle Branchen hierzulande ein Thema. Viele Unternehmen setzen auf die Ausbildung von eigenem Nachwuchs. Lehrlinge sind auch bei bei Wilhelm & Mayer sehr gefragt und die Aus- wie die Weiterbildung hatte immer einen hohen Stellenwert. Bei uns in der Unternehmensgruppe stehen derzeit 24 Lehrlinge - von 450 Mitarbeitenden – in Ausbildung. Wir sind kontinuierlich gewachsen, nicht zuletzt auch durch Betriebsübernahmen. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft, investieren laufend weiter. Stillstand kennen wir nicht, wir haben hervorragende Chancen in einem dynamischen Wirtschaftsraum – als Branche, wie als Unternehmen, die Planungen laufen weiter!

Zur Person: JOHANNES WILHELM
Inhaber Wilhelm & Mayer

• Jahrgang 1968
• Geb. in Lustenau, aufgewachsen Götzis
• Vater von 3 Kindern
• Werdegang: HTL Rankweil, Bereich Tiefbau; Bauingenieurstudium in Wien, Einstieg in den Familienbetrieb 2003; seit 2006 alleiniger Geschäftsführer, seit 2022 gemeinsam mit einem technischen Geschäftsführer, seit 2023 Innungsmeister Bauinnung
• Hobbies: Wandern, Skifahren, Handwerkerzunft Götzis