Katastrophenfall Murtal: Keine Heizung bei Eiseskälte
Es kann schneller gehen als man denkt: Im Murtal, Steiermark haben die Bewohner ein wahres Horror-Wochenende hinter sich. 20.000 Haushalte hatten plötzlich keinen Strom mehr – bei Eiseskälte.
Keine Heizung bei Minusgraden
Schuld war ein ausgefallener Hochspannungsleitmast in Weißkirchen bei Judenburg. Die extremen Schneemassen waren zu viel für die Konstruktion, unter der massiven Last ist sie eingeknickt. Die Folge: ein großflächiger Stromausfalls in der Region – und das bei Temperaturen weit unter Null. Eine lebensbedrohliche Herausforderung. "Um 12.50 Uhr, pünktlich nach dem Essen war der Strom weg", erzählt eine Betroffene aus der Region.
Ausrüstung für den Katastrophenfall
Daniela hatte Glück im Unglück: Entsprechend den Empfehlungen des Zivilschutzes war sie auf den Katastrophenfall vorbereitet. Neben ausreichend Batterien, Taschenlampe, Decken und Kerzen hat sie ihren Haushalt auch mit einem batteriebetriebenen Katastrophenradio ausgestattet. "Ich habe sofort das Radio rausgeholt und war dann zumindest informiert." Über lokale Sender hat sie so auch vom umgeknickten Masten erfahren. Wie lang es dauern würde, konnten die zuständigen Stellen zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Mehr Information konnte Daniela nicht einholen. Internet- und Handy-Verbindung sollten bis Sonntag unterbrochen bleiben.
Dunkelheit als Herausforderung
Mit Radio hören und lesen habe sie versucht, sich abzulenken und informiert zu bleiben. "Das hat auch psychologisch gut getan, dass jemand mit mir spricht. So ein Tag ist schon extrem lang, wenn es so früh dunkel wird und man mit niemandem reden kann." Angehörige und Freunde hätten zwar versucht sie zu kontaktieren – aufgrund der unterbrochenen Verbindungen aber vergeblich. Vor allem die Dunkelheit, habe ihr zu schaffen gemacht. "Heftig war es, wie es gedämmert hat. Wenn du da keine Kerzen oder Taschenlampen hast – da wird so ein Abend lang", berichtet die alleinwohnende Steirerin.
Temperaturen unter Null
Dazu kam der Kampf gegen die Kälte. Auf bis zu minus zehn Grad sind die Temperaturen an diesem Wochenende gefallen, nur noch 12 Grad hatte es am Sonntag in ihrer Wohnung. "Ich habe mich am 'wärmsten' Punkt in der Wohnung eingemummelt, mit Decken und Kerzen. Das hat eine gefühlte Wärme erzeugt." Treuer Begleiter über das Wochenende: die Wärmeflasche.
Flucht vor der Kälte
Andere Menschen haben sich rigoros gegen das Warten in der Kälte entschieden. Ihre Nachbarn hätten die Koffer gepackt, schildert Daniela. "Die sind dann übers Wochenende einfach weggefahren. Auch gscheit", sagt sie und gesteht: "Ein bisserl nervös gemacht hat es mich aber schon, wie sie den Kofferraum vollgeräumt haben und weggefahren sind."
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Sturm auf Lokale in Knittelfeld
Auch sonst hat der Stromausfall Menschen kreativ werden lassen. Während einige kurzentschlossen im Garten zu grillen begannen, entschieden sich andere an öffentlichen Orten der Kälte zu trotzen. So blieben Zeltweg, Knittelfeld und Teile von Fohnsdorf vom Stromausfall verschont. "Wie sich das rumgesprochen hat, haben sich die Leute ins Auto gesetzt und die Lokale dort gestürmt", erzählt die 48-Jährige. "Bis zu zwei Stunden hat man dort auf ein Essen warten müssen." Sie selbst hatte doppelt Glück. Zum einen war die Wasserleitung, anders als die Fernwärme, nicht vom Stromausfall betroffen. Zudem hatte sie auch noch Vorräte zuhause – und ein kleines Fondue-Set mit Brennpaste. "Damit hatte ich dann zumindest Suppen, Tee und Kaffee."
Strom ab Sonntag
Erst Sonntagabend gingen bei der Steirerin die Lichter wieder an. "Insgesamt waren die Leute ganz entspannt, echte Panik hat es nicht gegeben. Im Winter mit kurzen Tagen fühlt sich das aber schon gespenstisch an. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich Powerbank, Batterien, Radio, Kerzen und Taschenlampe daheim hatte", zieht Daniela Resümee. "Aber demnächst kauf' ich mir einen Spirituskocher."