Kommt die Testpflicht für Kindergartenkinder?
In Salzburg mehren sich die Beschwerden bezüglich einer fehlenden COVID-19-Strategie in Kindergärten, insbesondere werden verpflichtende Tests gefordert. „Nach knapp zwei Jahren Pandemie sind Kindergärten immer noch eine absolute Blackbox“, kritisiert etwa Sandra Hertl, deren vierjähriger Sohn den Kindergarten Rauchvilla in Salzburg besucht. Kritiker wie diese berufstätige Mutter fordern, dass Kindergartenkinder genauso wie Schüler verpflichtend und regelmäßig getestet werden müssen. Für die Sicherheit der nicht-geimpften Kids, aber auch für die Pädagogen, die täglich mit den Sprösslingen arbeiten und um eine mehrwöchige Schließung einzelner Kindergartengruppen zu verhindern.
Testen oder nicht? Jeder, wie er will!
Aktuell liegt die Entscheidung über verpflichtende Tests bei den Kindergarten-Betreibern, vom Land kommen nur Empfehlungen. Während einige Kindergärten bereits Testnachweise für die Kids verlangen (z. B. in Zell am See, Neumarkt oder Pfarrwerfen), setzen andere auf die Eigenverantwortlichkeit der Eltern, ihre Kinder daheim zu testen. „Es braucht vom Gesetzgeber Land endlich klare Regeln für alle Kinderbetreuungseinrichtungen hinsichtlich der Durchführung von Tests. Darauf wartet man bis jetzt allerdings vergeblich“, kritisiert Vize-Bgm. Bernhard Auinger, der in der Stadt Salzburg dafür zuständig ist. Das stößt auch vielen Salzburgern sauer auf, die sich um ihren Nachwuchs und die gesamte Familie sorgen. „Führen Sie bitte verpflichtende, regelmäßige Testungen in den Kinderbetreuungseinrichtungen ein!“, appelliert Sandra Hertl an die Landesregierung.
Klambauer: „Pädagogen wollen keine Testpflicht im Kindergarten“
Familien-Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS) hält davon wenig: „Der Großteil der Eltern unterstützt das derzeitige Vorgehen und schätzt die kostenlose und niederschwellige Testmöglichkeit. Ebenso gibt es eine sehr große Zustimmung bei den Pädagogen, gerade sie wollen keine verpflichtende Testung im Kindergarten.“ Zudem verweist Klambauer auf die Gesundheitsbehörde, von der die Notwendigkeit einer Testpflicht beurteilt wird. Auf die Frage, warum man in Kindergärten keine ähnliche Corona-Strategie installieren könne wie in Schulen, gibt sie zu bedenken: „Im Gegensatz zu Schulkindern können sich Kinder ab dem 1. Geburtstag noch nicht selbst testen. Das heißt, es braucht die Mitwirkung der Eltern und damit auch das Vertrauen, dass die Tests (richtig) gemacht werden.“ Freiwilligkeit hält sie daher für zielführender als eine Verpflichtung.
Auinger: „Land und Bund haben geschlafen“
Dass sich diese Causa nun so kompliziert gestaltet, liegt laut Vize-Bgm. Auinger an einem Versäumnis. „Land und Bund haben zwei Jahre lang geschlafen und verabsäumt, eine klare Teststrategie inklusive Umsetzungsvorgaben für das gesamte Bundesland zu erarbeiten. Aus meiner Sicht sollte die Test-Strategie an Schulen auch Vorbild für die Kinderbetreuungseinrichtungen sein, wobei vom Land auch ausreichend Tests zur Verfügung gestellt werden müssen“, so der SPÖ-Politiker. Laut Auinger sei auch der überwiegende Teil der Eltern dazu bereit, Kinder zuhause oder im Kindergarten zu testen. „Diejenigen, die eine Testung verweigern, müssten ihre Kinder zuhause betreuen. Meiner Meinung nach ist das ein fairer Zugang“, so Auinger.
Österreichweite Aufschreie
Eine Testpflicht für Kindergartenkinder wird indes nicht nur von Salzburger Müttern und Vätern gewünscht, auch bundesweit häufen sich die Forderungen danach. So sprechen sich beispielsweise auch Helga Krismer, Landessprecherin der Grünen in Niederösterreich und die Familiensprecherin der ÖVP Wien Silvia Janoch für eine Testpflicht aus – mit Nasenbohrertests für ältere Kinder und Lollipoptests für die Kleinsten.