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Das AMS-Gebäude in Salzburg von außen.
Der Arbeitsmarkt in Salzburg steht vor großen Herausforderungen.
Der Arbeitsmarkt in Salzburg steht vor großen Herausforderungen.
Laurin Christl / picturedesk.com

Salzburg im Job-Sog: Mehr Arbeitslose, weniger Stellen

22.01.2025 um 17:03, Simone Reitmeier & Yunus Emre Kurt
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Rezession trifft Salzburg: Die Zahl der Arbeitslosen steigt, das Stellenangebot nimmt ab. Insbesondere bei offenen Lehrstellen ist der Rückgang massiv.

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Salzburg verzeichnete 2024 mit 4,2 % erneut die niedrigste Arbeitslosenquote in Österreich, dicht gefolgt von Tirol und Oberösterreich. Dennoch steht der Arbeitsmarkt unter Druck. Insgesamt waren 11.875 Menschen arbeitslos gemeldet – ein Plus von 10,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Wirtschaftskammer fordert Maßnahmen wie Lohnnebenkostensenkungen, während die Arbeiterkammer vor Kürzungen warnt.

Stellenangebot nimmt ab

Inflation und Rezession sind am Salzburger Arbeitsmarkt nicht spurlos vorübergegangen. Während die Zahl der unselbstständig Beschäftigten um 0,7 % (+1.855 Personen) gestiegen ist, hat das Angebot an offenen Stellen um 21,4 % abgenommen. 2023 waren noch fast 10.000 Stellen landesweit verfügbar, 2024 waren es nur noch knapp 7.756.

Wer ist der typische Langzeitarbeitslose?

Was Langzeitarbeitslose angeht, weist Salzburg im Vergleich zu anderen Bundesländern zwar einen besseren Wert auf, dennoch gibt es um 16,2 % mehr Menschen, die mehr als ein Jahr ohne Job sind als im Vorjahr. „Im Bundesland Salzburg ist der Anteil der Langzeitbeschäftigungslosen mit 15 Prozent der zweitniedrigste Wert bundesweit. In Österreich liegt der Anteil bei 28 Prozent“, so Jacqueline Beyer. Der typische Langzeitarbeitslose in Salzburg ist männlich (62 Prozent), älter als 45 Jahre (70,2 Prozent) und wohnt überwiegend im Zentralraum. Er hat zudem gesundheitliche Einschränkungen (82,0 Prozent) und lediglich die Pflichtschule (43,6 Prozent) besucht.

AK-Präsident Peter Eder, AMS-Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer und WKS-Präsident Peter Buchmüller.
Über den Salzburger Arbeitsmarkt informierten: AK-Präsident Peter Eder, AMS-GF Jacqueline Beyer und WKS-Präsident Peter Buchmüller (v. li.).

Herausforderungen für Unternehmer

Die hartnäckige Rezession bekommen auch die Unternehmer zu spüren, erläutert WKS-Präsident Peter Buchmüller. Hohe Arbeitskosten und ein anhaltender Personalmangel setzen den Betrieben erheblich zu. „Deshalb benötigt die Wirtschaft dringend Wachstumsimpulse, die auch vom Arbeitsmarkt kommen können – etwa durch eine Entlastung des Faktors Arbeit durch eine Senkung der Lohnnebenkosten und durch eine Erhöhung der Produktivität.“ Buchmüller fordert deshalb dringende politische Reformen. Auch an einer Reform der Arbeitslosenversicherung führe kein Weg vorbei. Die Anreize, eine Beschäftigung aufzunehmen, seien zu gering, wenn man Arbeitslosengeld bekomme und dazu noch geringfügig dazuverdienen könne.

Forderungen der Wirtschaftskammer: 

  • Einführung eines degressiven Arbeitslosengelds 
  • Zuverdienst neben Arbeitslosengeld abschaffen bzw. einschränken 
  • Befristung der Notstandshilfe 
  • Ausbau der Kinderbetreuung 
  • Senkung der Lohnnebenkosten 
  • Erleichterte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte 
  • Verbesserte Integration von Flüchtlingen

Weniger Lehrstellen verfügbar

Grund zum Jubeln gibt es auch von Seiten der Arbeiterkammer (AK) nicht. Immerhin steige laut AK-Präsident Peter Eder seit bereits 23 Monaten die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich an. Besonders alarmierend sei der Rückgang der Lehrstellen um 37,3 %. In keinem anderen Bundesland ist das Minus so hoch wie in Salzburg. Besonders prekär: Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist um 96 Personen (+30 %) gestiegen. Aktuell sind in Salzburg 402 Jugendliche ohne Lehrstelle, demgegenüber stehen 660 offene Lehrstellen. Auf eine offene Lehrstelle kommen also 1,6 Jugendliche. Das ist das schlechteste Verhältnis seit 10 Jahren, von dem insbesondere der Zentralraum betroffen ist. In den Gebirgsgauen sieht die Situation etwas besser aus.

Kürzungen sind falsches Signal

AK-Präsident Peter Eder kritisiert die aktuellen politischen Diskussionen: „Statt zu investieren, werden Kürzungen und Neiddebatten geführt.“ Besonders die Streichung des Zuverdienstes für Arbeitslose bezeichnet Eder als „zynisch“. Er fordert eine verstärkte Qualifizierung und mehr Lehrlingsausbildung, um den Arbeitsmarkt zukunftsfähig zu machen. Die Bildungskarenz zu streichen sei ein falsches Signal, ebenso ein degressives Arbeitslosengeld.

Herdprämie wird abgelehnt

In einem Punkt sind sich AK Salzburg und WKS jedoch einig: Von der sogenannten „Herdprämie“ hält Buchmüller gar nichts und Eder noch weniger. Dahinter steckt eine finanzielle Förderung für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, anstatt in Betreuungseinrichtungen zu schicken. Vor allem die FPÖ drängt darauf, für die ÖVP ist eine Betreuungsprämie ebenfalls vorstellbar.

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