Eduardo Chillada in der Kunsthalle Krems
Der 2002 verstorbene baskische Künstler Eduardo Chillida gilt als Meister der abstrakten Skulptur. Masse und Raum, Fülle und Leere, Hell und Dunkel sind elementare Aspekte seiner skulpturalen Praxis. Chillida übersetzt diese Gegensätze gekonnt in minimalistische Formen, die handgemacht und geerdet wirken. In der Kunsthalle Krems sind mit ausgewählten Skulpturen und Papierarbeiten mehr als 80 seiner Werke zu sehen. Sein Enkelsohn Mikel Chillada zu den Arbeiten seines Großvaters: "Seine Werke sind immer in Balance, aber niemals symmetrisch."
Vor-Auftakt zum 100. Geburtstag des Künstlers
Florian Steininger, künstlerischer Direktor der Kunsthalle Krems: „Das grafische und skulpturale Werk von Eduardo Chillida ist voller Poesie, Konkretion und Erdverbundenheit. Es freut mich, dass wir mit der ersten musealen Schau von Eduardo Chillida in Österreich den Startschuss geben für die 2024 im Chillida Leku Museum sowie in der Galerie Hauser & Wirth in Zürich stattfindenden Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Künstlers.“ Kennengelernt hat Steininger das Werk von Chillada erstmals in Form eines Stickers für ein Fußball-Sammelalbum anlässlich der WM 1982: "Das Motiv des Klebebildes (für den Spielort Bilbao) beruhte auf einer Hand-Zeichnung." Jahre später lernte er die Kunst in der Galerie Göttlicher in Krems-Stein näher kennen.
Vom Sport zur Kunst
Eduardo Chillida (1924–2002, San Sebastián) spielte in den frühen 1940er-Jahren als Tormann für Real Sociedad San Sebastián. Eine Beinverletzung beendete frühzeitig seine Fußballerkarriere und der Baske wechselte sein Metier – vom Sport zur Kunst. Er studierte von 1943 bis 1946 Architektur und anschließend bildende Kunst in Madrid. Nach einem Aufenthalt in Paris mit bildhauerischer Orientierung an der Antikenskulptur übersiedelte Chillida 1951 in seine Heimat San Sebastián, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete.
Monumentalplastiken im öffentlichen Raum
Chillida wurde vor allem durch seine Monumentalplastik im öffentlichen Raum bekannt. Die tonnenschweren Cortenstahl-Skulpturen in minimalistischen Formen prägen öffentliche Plätze, Landschaften und Parks. Mit diesen Werken avancierte Chillida zu einem der wichtigsten europäischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung veranschaulicht mit Skizzen, Modellen und fotografischen Dokumentationen diese prominenten Skulpturenprojekte, wie „Peine del Viento“ oder „San Sebastián“.
Papierarbeiten - Gravitaciones
Das grafische Werk von Chillida bildet ein wichtiges Pendant zu seinen Skulpturen. Neben seinen linearen Zeichnungen, flächenbezogenen Collagen und geprägten Druckgrafiken legt die Kremser Ausstellung einen besonderen Fokus auf die als „Gravitaciones“ bekannten hängenden Papierarbeiten. Sie zählen zu den wichtigsten Werken des baskischen Künstlers und bestehen aus einzelnen Papierfragmenten, die unabhängig voneinander an Fäden fixiert sind. Die Blätter rahmen einander ein, heben sich voneinander ab und erzeugen Licht- und Schattenräume. Anders gesagt, sie formen sich zu Reliefs. Somit ist auch in den Papierarbeiten Chillidas Berufung als Bildhauer erkennbar.
Die Schau in der Kunsthalle Krems beleuchtet ausführlich das Zusammenwirken von Skulpturen und Arbeiten mit Papier im gesamten künstlerischen Werk von Eduardo Chillida. Anlässlich des Hundertjahrjubiläums im kommenden Jahr bietet sie einen besonderen Einblick in die künstlerische Welt eines herausragenden Bildhauers der Moderne. Geöffnet bis Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr.