Impulse für Klagenfurts Wirtschaft und Tourismus – Stadtrat Max Habenicht im Gespräch
Wekend: Wie planen Sie, dem Aussterben des stationären Einzelhandels in der Innenstadt entgegenzuwirken?
Max Habenicht: Diesem aus vielen Städten bekannten Phänomen lässt sich nur mit einem ganzheitlichen Maßnahmenpaket beikommen. Im Kern muss es das Ziel sein, die Innenstadt wieder als Wohnraum attraktiv zu machen, was nur über eine innovative Neugestaltung gelingen kann. Eine solche beinhaltet die Modernisierung veralteter und daher nicht mehr vermietbarer Geschäftslokale sowie das Ansiedeln von Bildungseinrichtungen und Gastronomiebetrieben. Darüber hinaus gilt es, eine für Familien ansprechende Infrastruktur zu schaffen, etwa über die Errichtung hochwertiger Spielplätze, und für erschwingliche Mietpreise zu sorgen. In den dadurch entstehenden innerstädtischen Vierteln würden auch stationäre Einzelhändler ein lukratives Umfeld vorfinden.
Weekend: Hat der stationäre Einzelhandel überhaupt noch eine Zukunft?
Max Habenicht: Davon bin ich fest überzeugt! Sein Verschwinden käme einem gewaltigen Kulturverlust gleich und würde zudem der städtischen Infrastruktur erheblichen Schaden zufügen. Außerdem stellt das Einkaufen auch ein touristisches Erlebnis dar. Was wäre etwa ein Wochenendausflug nach Italien ohne eine lustvolle Shoppingtour auf einer Flaniermeile?
Weekend: Wie kann der überproportional stark coronageschädigten Stadthotellerie wieder auf die Beine geholfen werden?
Max Habenicht: Wir arbeiten bereits an Konzepten, um Messen und Kongresse im kleinen Rahmen so rasch als möglich wieder veranstalten zu können. Langfristig betrachtet, wird sich die Branche jedoch Gedanken über eine Neuorientierung machen müssen. Der Wirtschaftstourismus wird sicherlich nicht in demselben Ausmaß wie zu Vorkrisenzeiten zurückkehren. Dafür werden uns die aktuell boomenden Online-Kongresse und vergleichbare Angebote erhalten bleiben.
Weekend: Befürchten Sie eine Pleitewelle nach dem Auslaufen aller Corona-Unterstützungen?
Max Habenicht: Eine solche wird sich leider nicht vollständig abwenden lassen. Wir werden als Stadt jedoch alles, was in unserer Macht steht, unternehmen, um betroffenen Betrieben unterstützende Lösungen anbieten zu können. Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass nicht alle Branchen gleich stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und manche, etwa der Tourismus, die Krisenzeit sogar relativ gut überstanden haben. Die Maßnahmen der Bundesregierung, beispielsweise die Kurzarbeit, haben dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Weekend: Wie muss sich Klagenfurt positionieren, um auch in der Post-Corona-Ära für Gäste attraktiv zu bleiben?
Max Habenicht: Wir müssen potenzielle Gäste aus den Bundesländern verstärkt auf die zahlreichen Vorzüge unserer Stadt, zum Beispiel ihre hervorragende Gastronomie, aufmerksam machen und gleichzeitig den Alpen-Adria-Tourismus forcieren. Zudem sollte sich Klagenfurt einen Namen als Sportstadt machen. Etwa über Veranstaltungen wie den „Ironman“ oder modernen Sportstätten, die sowohl für Profiathleten als auch für Freizeitsportler eine Reise wert sind. In diesem Zusammenhang sollte auch über eine Weiterentwicklung des Wörtherseestadions hin zu einer Multifunktionsanlage nachgedacht werden.