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UCI-Präsident David Lappartient im Rahmen einer Pressekonferenz
UCI-Präsident David Lappartient: "Die UCI hat die Pflicht, vor allem die Chancengleichheit für alle Teilnehmer an Radsportwettbewerben zu gewährleisten."
UCI-Präsident David Lappartient: "Die UCI hat die Pflicht, vor allem die Chancengleichheit für alle Teilnehmer an Radsportwettbewerben zu gewährleisten."
Sebastian Gollnow / dpa / picturedesk.com

Radsport: Startverbot für Trans-Athletinnen bei Damen-Rennen

15.07.2023 um 09:54, Patrick Deutsch
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Der internationale Radverband passt Regeln für die Teilnahme von Transgender-Sportlerinnen an Wettkämpfen an. Die Betroffenen können im Männer-Bewerb antreten.

Die Union Cycliste Internationale (UCI) hat in einer außerordentlichen Sitzung entschieden, die Regeln für die Teilnahme von Transgender-Sportlerinnen an internationalen Wettkämpfen zu ändern. Die Entscheidung folgte einem Seminar, bei dem Vertreter verschiedener Interessengruppen ihre Standpunkte zur Teilnahme von Transgender-Athletinnen an Frauen-Radsportveranstaltungen darlegen konnten.
 

Startverbot bei UCI-Frauenrennen

Laut den aktualisierten Richtlinien dürfen Transgender-Athletinnen, die ihre geschlechtliche Umwandlung nach der (männlichen) Pubertät durchgeführt haben, nicht mehr an Frauenrennen des internationalen UCI-Kalenders in allen Kategorien und Disziplinen teilnehmen. Der Radsportverband habe die "Pflicht, vor allem die Chancengleichheit für alle Teilnehmer an Radsportwettbewerben zu gewährleisten. Aus diesem Grund ist die UCI zu dem Schluss gekommen, dass es angesichts des derzeitigen Stands der Wissenschaft nicht möglich ist, die Chancengleichheit zwischen Transgender-Athletinnen und Cisgender-Athletinnen zu gewährleisten und letztere vorsorglich nicht zu den Frauenkategorien zuzulassen", erklärt UCI-Präsident David Lappartient in einer Aussendung.

"Ich möchte auch bekräftigen, dass die UCI das Recht des Einzelnen, das Geschlecht zu wählen, das seiner Geschlechtsidentität entspricht, voll respektiert und unterstützt, unabhängig davon, welches Geschlecht ihm bei der Geburt zugewiesen wurde."

UCI-Präsident David Lappartient

Start in Männer-Kategorie möglich

Allerdings eröffnet die UCI eine Möglichkeit für alle Athleten, die die Bedingungen für Frauenveranstaltungen nicht erfüllen. Für internationale Masters-Veranstaltungen wird die Kategorie "Männer" in "Männer/Offen" umbenannt, und diese Veranstaltungen stehen allen Athleten ohne Einschränkung offen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Änderungen basieren auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die keine Bestätigung dafür liefern, dass eine mindestens zweijährige geschlechtsangleichende Hormontherapie die Vorteile von Testosteron während der männlichen Pubertät vollständig aufhebt. Zudem sind erhebliche individuelle Unterschiede im Ansprechen auf eine geschlechtsangleichende Hormontherapie festgestellt worden, was es schwieriger macht, genaue Schlussfolgerungen über die Auswirkungen einer solchen Behandlung zu ziehen.

Änderungen möglich

 

Die neuen Regeln werden ab dem 17. Juli 2023 in Kraft treten. Es ist jedoch möglich, dass sie in der Zukunft geändert werden, wenn sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse weiterentwickeln. Vor diesem Hintergrund plant die UCI, Gespräche mit anderen Mitgliedern der internationalen Sportbewegung über die Kofinanzierung eines Forschungsprogramms aufzunehmen, das die Veränderungen in der körperlichen Leistungsfähigkeit von hochtrainierten Athleten untersucht, die eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung durchführen.