Nach Aus in Budapest: Peter Stöger frei für den ÖFB?
Die Vorwürfe an Peter Stöger in Ungarn klingen ähnlich wie jene an Franco Foda in Österreich: Die Spielweise ist destruktiv und langweilig, eines Spitzenklubs nicht würdig. Das wäre noch tolerierbar gewesen, solange die Ergebnisse passten - aber durch ein Remis gegen den Dritten Puskás Akadémia und der folgenden Niederlage bei Nachzügler Debrecen ist die Tabellenführung futsch (wiewohl man nach Verlustpunkten immer noch voran wäre) und in der Europa League gab es fünf Niederlagen in den sechs Spielen gegen Leverkusen, Real Betis und Celtic. Zuvor war man gegen Young Boys Bern am Einzug in die Champions League gescheitert.
Am Montag reichte es dem Klub von Präsident Gábor Kubatov, einem treuen Orbán-Vasallen: Er schmiss Stöger und seine "ausländischen Mitarbeiter", wie es in der Klub-Mitteilung hieß - gemeint sind die Co-Trainer Gerhard Fellner und Alexander Bade - raus. Mit einem Budget von 32 Millionen Euro ist Ferencváros mit deutlichem Abstand der reichste Klub des Landes. Meister zu werden alleine reicht nicht, es muss deutlich und stilvoll geschehen.
Stöger als Teamchef oder Sportdirektor?
Vor zweieinhalb Jahren stand Peter Stöger schon einmal kurz davor, beim ÖFB anzudocken: Nach dem Fehlstart in die EM-Quali mit den Niederlagen gegen Polen und in Israel sollen schon Gespräche mit Stöger geführt worden sein, um Sportdirektor Peter Schöttel abzulösen. Bei einer Niederlage im Heimspiel gegen Slowenien (das 1:0 gewonnen wurde) im Juni 2019 wäre Stöger Gewehr bei Fuß gestanden. Bei der TV-Übertragung war der auf der Tribüne sitzende Stöger auffallend oft im Bild.
Nun wäre der 55-Jährige wieder frei für den ÖFB. Dass Neo-Präsident Gerhard Milletich nicht allzu glücklich mit dem amtierenden Sportdirektor Schöttel ist, führte dazu, dass man schon Thomas Janeschitz als möglichen Nachfolger kontaktiert hat. Auch Franco Foda wäre bei einem Verpassen der WM im verhältnismäßig machbar aussehenden Playoff (erst in Wales, bei einem Sieg ginge es daheim im Entscheidungsspiel gegen Schottland oder die Ukraine) als Teamchef Geschichte.
Große Erfahrung im In- und Ausland
Stöger gilt als ausgesprochen angenehmer Trainer im persönlichen Umgang. "Er kann mit jedem", wird ihm nachgesagt. Zudem hat er Erfahrung im In- und Ausland: Er führte die Austria 2006 (gemeinsam mit Frenkie Schinkels) und 2013 als alleiniger Chef-Trainer zum Meistertitel. Danach schoss der 1. FC Köln unter seiner Leitung von der 2. Liga in die Europa League, es folgte ein halbes Jahr als "Feuerwehrmann" bei Borussia Dortmund.
Zuletzt war er ein Jahr als sportlicher Konkursmasse-Verwalter bei der Austria beschäftigt und brachte die Truppe sogar wiederum in den Europacup, seit Juni 2021 war er beim ungarischen Rekordmeister Ferencváros verantwortlich.