Einmal noch, Roger! Letzte Chance für Federer in Wimbledon?
"Chum jetza!", schreit Roger Federer, wenn er sich selbst auf dem Court Mut zusprechen will. Komm jetzt!, möchte man dem Tennis-Gentleman zurufen, wenn er dieser Tage zum bereits 22. Mal das berühmteste Turnier der Welt bestreitet. Schon alleine damit hat er einen Rekord aufgestellt: Niemand hat eines der vier Grand-Slam-Events öfter bestritten.
"Ich lieben diesen Ort einfach, die Geschichte, die Tradition", sagt Federer. Als Wimbledon 1998 zuletzt ohne ihn stattgefunden hat, war Bill Clinton noch US-Präsident, Viktor Klima österreichischer Kanzler und fünf aktuelle Top-30-Spieler waren noch nicht einmal geboren.
Im Visier: Ältester Grand-Slam-Sieger
In den letzten 18 Monaten hat Roger Federer gerade mal neun Matches bestritten, ehe er nach Wimbledon kam. Das lag nicht nur an Corona, sondern auch an einer Knie-Operation, der er sich im Frühjahr 2020 unterzogen hatte. Es war das rechte Knie - das linke hatte er sich schon 2016 schwer verletzt, als er beim Baden seiner Zwillinge (!) am feuchten Badezimmer-Boden ausgerutscht war.
Gewinnt Federer noch einen Grand-Slam-Titel, wäre er der älteste Spieler, dem das jemals gelungen ist. Die bisherige Bestmarke stammt aus den frühen 1970ern, als Ken Rosewall als 37-Jähriger die Australien Open gewonnen hatte.
Im Visier: Den Grand-Slam-Rekord ausbauen
Aktuell steht Federer bei 20 Triumphen bei den vier großen Turnieren in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Mehr hat niemand, aber Rafael Nadal (20 Titel) und vor allem Novak Djokovic (19 Titel) sind dem Champion aus der Schweiz nahe gerückt. Gerade Djokovic, der in überragender Form agiert, droht Federer den Rekord bald abzunehmen.
Ein 21. Major-Titel für Federer würde zumindest sicherstellen, dass ihn Djokovic erst 2022 überholen kann. DASS der Serbe dem Schweizer die Bestmarke über kurz oder lang abnimmt, scheint aber relativ sicher.
Im Visier: Die Wimbledon-Rekorde ausbauen
Neben seinen acht Turniersiegen stand Federer noch vier weitere Male im Wimbledon-Endspiel (drei Niederlagen gegen Djokovic, eine gegen Nadal). Außerdem war er auch 2012 beim Olympia-Turnier, das ebenfalls auf der Anlage in Wimbledon ausgetragen wurde, im Finale (Niederlage gegen Murray).
All das sind Rekorde von Federer, der natürlich längst zur absoluten High Society außerhalb des Tennis-Umfelds gehört: Er und seine Frau Mirka, die seit über 20 Jahren ein Paar sind und vier Kinder haben, gehören zu den Gästen bei königlichen Hochzeiten in England; "Vogue"-Chefin Anna Wintour gehört zum engsten Freundeskreis - sie ist auch oftmals bei Matches Federers mit dabei.
Im Visier: Ein triumphaler Abschied?
Machen wir uns nichts vor: Die aktive Zeit von Roger Federer, dem eleganten Gentleman auf dem Court, dem extrem bodenständigen und nahbaren Charakter außerhalb des Platzes, ist abgelaufen. Er hat es noch nicht explizit bekannt gegeben, aber es gilt als sicher, dass er 2021 zum letzten Mal als Teilnehmer in den Südwesten Londons kommt.
Nur ganz wenigen großen Champions ist ein triumphaler Abschied wie Pete Sampras vergönnt, der 2002 mit seinem allerletzten Profi-Match noch einmal die US Open gewonnen hat. Die Chance, dass es wirklich klappt, ist leider eher gering. Aber die Daumen drücken kann man dem "Schokoholiker" Federer, wie er sich selbst bezeichnet, auf jeden Fall.