Tiefer Fall: Bernie Ecclestone gesteht Millionen-Verbrechen
Von der Poleposition auf die Anklagebank: Der frühere Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat sich vor einem Londoner Gericht des Steuerbetrugs schuldig bekannt.
Spätes Schuldeingeständnis
In einer dramatischen Wende hat sich der ehemalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (92) in einem Betrugsverfahren doch noch schuldig bekannt, Auslandsvermögen von mehr als 400 Millionen Pfund (rund 463 Millionen Euro) steuerlich falsch deklariert zu haben. Zuvor hatte der Brite immer wieder seine Unschuld beteuert und jegliche Vorwürfe zurückgewiesen. Eine Stunde vor Urteilsverkündung dann plötzlich das Geständnis: "Ich bekenne mich schuldig."
Trust für Töchter
Der skandalumwitterte Milliardär hat angegeben, nur einen einzigen Trust im Ausland gegründet zu haben. Begünstigte seien seine drei Töchter Deborah (68), Tamara (39) und Petra (34). Das hat ihm die britische Finanz- und Steuerbehörde aber nicht abgenommen. Sie geht davon aus, dass auch er selbst von dem unversteuerten Vermögen im Ausland profitieren wollte.
Deal mit Justizbehörde
Ein mehrwöchiger Prozess, der im November beginnen sollte, wurde ihm durch das Geständnis erspart. Alles deutet darauf hin, dass sich Ecclestone auf einen Deal mit der Justizbehörde eingelassen hast. Das Urteil fällt trotz des großen finanziellen Delikts eher milde aus: 17 Monate Haft, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. Theoretisch wären bis zu zehn Jahre Haft möglich gewesen. Allerdings hat sich der 92-Jährige zusätzlich bereit erklärt, 652 Millionen Pfund (755,81 Millionen Euro) an die britische Steuerbehörde HMRC zu zahlen. Eine Summe, die Steuerzahlungen aus den Jahren 1994 bis 2022 abdeckt.
Umstrittene Figur des Motorsports
Bernie Ecclestone, trotz seiner geringen Körpergröße von knapp 1,60 m, ist eine Riesenfigur in der Welt der Formel 1, seit er Ende der 1970er-Jahre die Werbe- und Fernsehrechte übernommen hat. Seine Fähigkeit, die Serie zu einem globalen, milliardenschweren Unternehmen auszubauen, steht außer Frage, ebenso wie seine Neigung, auch vor politisch umstrittenen Ländern und Machthabern nicht zurückzuschrecken. Mit seinen kontroversen Meinungen und Handlungen hat er häufig für Skandale und Unverständnis gesorgt. Es ist auch nicht das erste Mal, dass Ecclestone vor Gericht steht. 2013 ist er in München wegen Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006 angeklagt worden. Das Verfahren wurde nach einer Zahlung von 100 Millionen US-Dollar eingestellt. 2017 wurde der Brite durch die neuen Formel-1-Besitzer Liberty Media als F1-Geschäftsführer abgesetzt. Finanzielle Probleme hat der 92-Jährige aber keineswegs: Forbes schätzt das Vermögen seiner Familie auf etwa 2,9 Milliarden US-Dollar.