Aufruhr im Tennis-Zirkus: China lässt Spielerin verschwinden!
Vor knapp drei Wochen veröffentlichte Peng Shuai - langjährige Welt-Nummer-1 im Doppel und immerhin Top-20-Spielerin im Einzel - schwerwiegende Vorwürfe auf ihrem Social-Media-Kanal: Zhang Gaoli, ehemalige Vize-Staatschef, habe sexuell belästigt.
Innerhalb von Minuten war nicht nur Pengs Weibo-Posting verschwunden, sondern gleich ihr gesamter Account - und sie selbst auch. Glaubhafte Lebenszeichen fehlen: Es gibt zwar eine (vermeintlich) von ihr versandte E-Mail an den Frauentennis-Dachverband WTA und ein paar Bilder, all das wirkt aber zu künstlich, gestelzt und gestellt, um für voll genommen zu werden.
Stars fordern Aufklärung, Verband droht mit Rückzug
Es dauerte einige Tage, aber zuletzt meldeten sich immer mehr Stars zu Wort und fordern Aufklärung. Serena Williams beispielsweise, aber auch Naomi Osaka, Alexander Zverev und Djokovic. "Ich bin schockiert über die Situation mit Peng Shuai und ich hoffe, dass sie in Sicherheit ist und wir sie bald finden können", so Djokovic.
WTA-Boss Steve Simon hat bereits schwere Konsequenzen angekündigt, für den Fall, dass China die Spielerin weiterhin unter Verschluss hält - und zwar mit dem kompletten Rückzug aus China. Für die WTA wäre das ein horrender finanzieller Verlust: Alleine die Austragung der WTA-Finals in Shenzhen bis 2028 brächte über eine Millarde Dollar ein, es gibt in China zudem zwei Masters-Turniere und sechs weitere Events.
WTA-Boss: "Das ist wichtiger als Business!"
"Wir stehen an eine Scheideweg mit unseren Beziehungen zu China. Zu oft in unserer Welt lassen wir Business, Politik und Geld diktieren, was richtig zu sein hat", so WTA-Boss Steve Simon, "aber wenn eine Frau wie Peng Shuai den Mut hat, sich zu äußern - im Wissen, was mit ihr passieren kann - müssen wir sie unterstützen."
Simon weiter: "Wir müssen auf dieser Welt Entscheidungen auf der Basis treffen, was richtig und falsch ist. Und wir sind definitiv bereit, alle unsere Aktivitäten in China zu beenden - mit allen Konsequenzen, die damit verbunden sind. Das ist wichtiger als das Business!"
IOC duckt sich weiter weg
Auch der Herren-Verband ATP hat angedeutet, dem WTA-Beispiel zu folgen und keine Geschäfte mehr mit China zu machen, auch hier ist etwa das Masters-Turnier in Shanghai betroffen. Das ist ein krasser Gegensatz zu anderen Vorkommnissen in der Vergangenheit - wie von der NBA oder auch vom Londoner Fußballklub Arsenal - wo die Organisationen bzw. Vereine aus Angst vor chinesischem Liebes- (und Geld-)Entzug in geradezu peinlicher Weise vor Peking zu Kreuze gekrochen sind.
Ganz leise ist hingegen (erwartungsgemäß) das Internationale Olympische Komitee. Davon abgesehen, dass Thomas Bach und Co. ohnehin am liebsten mit Diktatoren und Despoten ihr Milliarden-Business abzuwickeln scheinen, stehen in knapp drei Monaten die Winterspiele an, und zwar in China. "Wir vertrauen auf die stille Diplomatie und werden uns nicht äußern", heißt es in einer dünnen IOC-Aussendung.
US-Präsident Joe Biden hat dafür bereits angekündigt, dass kein Regierungsvertreter die Repräsentativ-Reise zu Olympia antreten wird. Das bringt zwar in der Sache nichts, ist aber wenigstens ein Zeichen.