MET-Gala: Originell, kunstvoll, übertrieben - 5 verrückte Mottos vorheriger Jahre
Schrille, epizentrische Looks mit einem Hang zur Unnatürlichkeit wurden in diesem Jahr unter dem Thema "Camp: Notes on Fashion" auf dem roten Teppich der MET-Gala kunstvoll zur Schau gestellt. Allen voran: Lady Gagas wandelbare Inszenierung mit ihrem 4-in-1-Outfit.
Einnahmequellen im achtstelligen Bereich
Mehr als bloß ein Red-Carpet-Event und modische Party, handelt es sich bei der Gala – die seit 1995 unter Schirmherrschaft von Anna Wintour, Chefredakteurin der amerikanischen Vogue, steht – um eine Benefizveranstaltung für das Costume Institute des Metropolitan Museum of Art. Sie markiert die große Eröffnung der jährlichen Modeausstellung des Kulturhauses. Als wichtigste Einnahmequelle des Museums bringt die Gala jährlich achtstellige Summen. Die letztjährige Ausstellung war eine der drei meistbesuchten in der Geschichte des gesamten Metropolitan Museum of Art.
Von Charity-Event zu Modespektakel
Veranstaltet wird die MET-Gala immer am ersten Montag im Mai. Eingeführt wurde das Event 1948 von der Modejournalistin Eleanor Lambert, die unter anderem auch die New York Fashion Week, den Council of Fashion Designers of America und die International Best Dressed List gründete. Anfangs zählte die Gala schlicht und einfach zu den vielen jährlichen Charity-Events. Erst unter Diana Vreeland, ehemalige Chefredakteurin der heutigen amerikanischen Vogue, entwickelte sich die Veranstaltung zum spektakulären Modezirkus, fand das erste Mal im MET statt und wurde mit einfallsreichen Themen untermalt.
Weniger ist gut - Mehr ist besser
Das diesjährige Motto der MET-Gala ließ viel Raum für Interpretation. "Camp: Notes on Fashion" ist keinesfalls an Camping, Outdoor-Bekleidung, Pfadfindern oder Lagerfeuer angelehnt. Vielmehr ist das englische Adjektiv "camp" im Sinne von "übertrieben und theatralisch" gemeint. Es orientiert sich an dem 1964 erschienenen Essay "Notes on Camp" von Susan Sontag. Der Begriff steht in der Geschichte für Kunst, Film, Literatur, Musik und Mode, die zum Künstlichen und der Übertreibung neigen. Moderiert wurde das modische und kulturelle Spektakel in diesem Jahr von Lady Gaga, Harry Styles und Co-Hosts Serena Williams sowie Gucci-Designer Alessandro Michele. Neben Jared Leto, der in Begleitung seines eigenen Kopfes kam, verzauberte Lady Gaga als Königin der Extravaganz und ließ viele Hüllen fallen. Nacheinander inszenierte sie eindrucksvoll vier Looks des Designers Brandon Maxwell auf dem roten Teppich. Eine denkwürdige Aufführung in vier Akten innerhalb weniger Minuten. Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Dessert: So könnten die Outfit-Wechsel einkategorisiert werden.
Mit 600 Teilnehmern jährlich erwarteten die Veranstalter auch diesen ersten Mai-Montag zahlreiche Gäste. Stehen Sie auf der Gästeliste, kostet die Teilnahme an der Gala keinen Cent. Andernfalls heißt es zahlen und zwar richtig. Die Ticketpreise liegen bei jeweils 30.000 Dollar, mit Tisch sogar ab 275.000 Dollar aufwärts.
Idee des Überflusses
In den Jahren zuvor hat das Costume Institute viele skurrile, politische und kulturelle Themen aufgegriffen. Andrew Bolton und Wendy Yu, die zuständigen Kuratoren, fanden vor allem das diesjährige Motto um Susan Sontags verheißungsvollem Essay dem aktuellen Zeitgeist entsprechend. Laut Bolton ist Camp zum Mainstream geworden, spiegelt sich unter anderem im politischen Camp und der Verschmelzung von E- und U-Kultur wider und umfasst Elemente, die Humor, Ironie, Künstlichkeit, Exzess, Theatralik, Extravaganz, Nostalgie und Übertreibung beinhalten. Genau diese finden sich in der facettenreichen, spielerischen und von Gucci ermöglichten Modeausstellung 2019. Für Alessandro Michele, Guccis Kreativdirektor, bedeutet "Camp" nicht weniger als "die einzigartige Fähigkeit, hohe Kunst und Popkultur zu verbinden".
Bekannte Namen, die Ihre Karriere auf der Camp-Haltung aufbauten, sind beispielsweise Oscar Wilde, dessen Epigramme "Man sollte entweder ein Kunstwerk sein oder ein Kunstwerk tragen" die Essenz des Camps sind, Andy Warhol mit seinem Film "Camp" von 1965, John Galliano, Cher, Elton John und Coco Chanel – sie allen waren "Camp".
Top 5-Mottos der letzten Jahre
Als Inspirationsquelle für die denkwürdigen Gala-Themen beachten die Veranstalter und Vogue US Chef-Redakteurin Anna Wintour nicht nur modische Trends und Neuheiten. Gesellschaftskritische und zeitgenössische Entwicklungen und Ereignisse fließen bei der Themenfindung ebenfalls mit ein. Neben dem vielversprechenden Motto der MET Gala 2019 fünf weitere Top-Mottos der letzten Jahre und die einprägsamsten Promi-Looks.
1. 2008 - Superheroes: Fashion and Fantasy
Moderiert wurde die MET-Gala von Giorgio Armani. Besondere Looks waren Anna Wintours Chanel Haute Couture-Kleid, eigens von Karl Lagerfeld für diesen Abend designt, und Amber Valletas "beflügelte" Versace-Robe mit tiefem Rückenausschnitt.
2. 2013: Punk - Chaos to Couture
Die Ausstellung widmete sich dem Einfluss von Punk auf High Fashion - von der Geburt der Bewegung in den frühen 1970er-Jahren bis heute. Veranschaulicht wurde die Umsetzung der visuellen Elemente des Punks in Haute Couture und Ready-to-wear in einem multimedialen Erlebnis. Sieben Galerien konzentrierten sich auf die Beziehung zwischen dem Punk-Konzept des "Do-it-yourself" und dem Couture-Konzept des "Made-to-Measure". Miley Cyrus fing mit ihrem Look, einem texturierten, nude- und schwarzfarbenen Fischernetz-Kleid von Marc Jacobs, den Stil der Sex Pistols in ein.
3. 2015 - China: Through the Looking Glass
In Zusammenarbeit zwischen dem Costume Institute und der Abteilung für Asiatische Kunst wurde High Fashion mit chinesischen Kostümen, Gemälden, Porzellanen und anderen Kunstwerken - einschließlich Filmen - kombiniert. Der Einfluss der chinesischen Ästhetik auf die westliche Mode wurde enthüllt. Unvergesslicher Modemoment war definitiv Pop-Queen Rihanna in ihrem Kanarienvogel-Kleid des Designers Guo Pei, auch als Pizza-Kleid im Netz bekannt.
4. 2016 - Manus x Machina: Fashion In An Age Of Technology
Mode und Technologie sind untrennbar miteinander verbunden. Die Ausstellung untersuchte, wie Designer das Handgemachte und Maschinelle in der Kreation von Haute Couture und Ready-to-wear in Einklang bringen. Eine neue Sichtweise, in der die Hand und die Maschine, die oft als Gegenparts dargestellt werden, gemeinsame und gleichberechtigte Protagonisten sind. Katy Perry hat das Motto sehr eigen interpretiert und schockte mit einem düsteren Samt-Prada-Kleid, gebleichten Augenbrauen und gewöhnungsbedürftigem Gothic-ähnlichem Make-up.
5. 2018 - Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination
Die Ausstellung widmete sich dem Verhältnis von Glaube und Mode. Ein Dialog zwischen Mode und Meisterwerken der mittelalterlichen Kunst in der Sammlung "The Met", der die kontinuierliche Auseinandersetzung der Mode mit den religiösen Praktiken und Traditionen des Katholizismus in den Fokus rückte. Zahlreiche päpstliche Gewänder und Accessoires aus dem Vatikan bildeten den Grundstein der Ausstellung und verdeutlichten den Einfluss der liturgischen Gewänder auf Designer. Madonna, eine Ikone der Selbstinszenierung, performte nicht nur ihren Hit "Like A Prayer", sondern erschien in einem schwarzen, mehrlagigen Jean-Paul Gaultier-Kleid aus Tüll. Mit einem kreuzförmigen Netz-Einsatz am Dekolleté ließ sie tief blicken und rundete ihren finsteren Kirchen-Queen-Look mit einer Tiara aus Kreuzen und schwarzem Netz-Schleier ab.