„Für eine Familie bin ich noch zu erfolgshungrig“
Weekend Magazin: Der neue Song „Liebe Leben“ mit dem Refrain „Ob Frau und Mann oder Mann und Mann“ ist gerade erschienen. Bist Du jetzt der Verfechter der Gay Community?
Andreas Gabalier: Leute, die mich kennen, wissen, wie ich ticke und dass ich damit noch nie ein Problem gehabt habe. Vielleicht war dieser Sager vom Amadeus (Anmerkung: „Ma hot’s ned leicht auf derer Wöd, wenn man als Mandal noch auf Weiberl steht!") und was daraus medial gemacht wurde, zu viel für gewisse Randgruppierungen. Vielleicht haben sich einige angegriffen gefühlt. Wenn das so war, tut mir das leid. Das wollte ich auf keinen Fall. Ich will niemanden vorschreiben, wie er mit wem zu leben hat. Diese Steine wollte ich mit diesem Song textlich aus dem Weg räumen. Ich war jung und da redet man einfach so, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Damals war mir auch nicht bewusst, was meine Aussagen für eine Gewichtung haben. Heute würde ich das natürlich bedachter formulieren.
Weekend Magazin: Viele sprechen von einem Marketing-Gag für den Pride-Month?
Gabalier: Nein, das ist es nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass ich mit diesem Song der große Life Ball Botschafter werde. Der Song ist für alle, denen es gefällt und die eine Freude damit haben. Ich will nicht, dass medial gespalten wird in Fans und Kritiker. Das taugt mir nicht. Wir sind so begnadet mit unserem Land und katapultieren Österreich oft medial und politisch auseinander. Das müsste nicht sein.
Weekend Magazin: Apropos Liebe Leben: Wie lebst Du gerade Deine Liebe?
Gabalier: Ich habe Gefallen an meinem Single-Leben. Ich habe lange eine ganz liebe Freundin an meiner Seite gehabt. Nachdem es so eine große Herausforderung ist, als Mensch der Öffentlichkeit, diesen Spagat zu schaffen, versuche ich es momentan erst gar nicht. Wenn es sich ergibt, dann soll es so sein.
Weekend Magazin: Wie funktioniert die Partnersuche für einen Promi? Findet man Dich auf einer Dating App?
Gabalier: Nein, da findet man mich nicht. Das war bis jetzt Gottseidank nicht notwendig. Dort werden wir den neuen Liebestanz auch nicht aufführen. (Anmerkung: Zum neuen Song „Liebe Leben“ gibt es auf Social Media eine Dance Challenge unter #Liebeleben)
Weekend Magazin: Bis jetzt haben es auch die größten Rockstars geschafft, eine Familie zu gründen. Es wird bei Dir wohl auch funktionieren.
Gabalier: Das werden wir sehen. Ich kenne halt viele Geschichten von Scheidungen, mit sieben Kindern in sechs Ländern. Das wollte ich einfach nicht. Davor habe ich Angst, weil ich dafür einfach zu traditionell und bodenständig groß geworden bin. Das würde mich brechen, wenn meine Familie in die Brüche gehen würde. Ich sehe bei zwei Freunden, die geschieden sind, welches Malheur das mit kleinen Kindern ist. Dafür bin ich noch zu erfolgshungrig. Für eine Familie muss man beruflich zurückstecken und das bin ich momentan nicht bereit zu tun. Es läuft einfach gewaltig momentan, seit zehn Jahren ist das mein Lebensinhalt. Ich lebe im Hier und Jetzt, über Familienplanung mache ich mir also noch keine Gedanken – vor allem ohne eine Freundin.
Weekend Magazin: Wie sieht es mit Live Auftritten aus? Kann Kitzbühel im August stattfinden?
Gabalier: Nein, das Konzert wurde absagt. Derzeit gibt es Fantreffen in München und Bern und es werden einige neue angedacht, aber da müssen wir noch abwarten, wie sich die Situation über den Sommer entwickelt. Alle Konzerte sind auf den Sommer 2022 verschoben.
Die Corona-Impfung? Alles zu seiner Zeit. Wenn ich dran bin, werde ich es machen.
Weekend Magazin: Was sind Deine Pläne für den Sommer?
Gabalier: Ich bin viel am Wörther See unterwegs, da habe ich einen Zweitwohnsitz von unseren Großeltern im Wald. Wir drei Brüder hegen und pflegen das Grundstück gemeinsam. Unter der Woche bin ich im Studio und schreibe an neuen Liedern, damit es nächstes Jahr im Sommer ein neues Album von mir gibt.
Weekend Magazin: Du hast einmal in Velden als Barkeeper und Rettungsschwimmer gearbeitet?
Gabalier: Ja, genau, in jedem Sommer in meiner Jugend. Auch letztes Jahr mit einem Augenzwinkern. Im Switch und Schinakel in Velden wird man mich vielleicht auch heuer wieder antreffen.
Weekend Magazin: Wie hast Du den Corona Lockdown erlebt?
Gabalier: Er hat mich ein bisserl entschleunigt. Ich bin innerlich zur Ruhe gekommen mit Sport, habe viel Zeit für Familie und Freunde gehabt und viel gegrillt.
Weekend Magazin: Auch geputzt und ausgemistet?
Gabalier: Immens ausgemistet. Im Jänner und Februar hatte ich den großen Wegwerfwahn und habe Ordnung gemacht. Innere Ordnung durch äußere Ordnung. Ich habe alles entrümpelt, bei mir zuhause schaut es jetzt aus wie in einem Hotelzimmer. Es sind nur ein paar persönliche Stücke übrig, die ganzen musikalischen Erfolge habe ich ins Tonstudio verbannt. Jetzt muss ich mir meinen Kopf daheim nicht mehr auf Bildern anschauen. Ich weiß eh wie ich ausschau.
Weekend Magazin: Jetzt zu Deiner Kollektion für OTTO. Die Stücke tragen Deine Handschrift – im wahrsten Sinne des Wortes. Wer kam auf die Idee?
Gabalier: Wir sitzen bei OTTO in Graz zusammen und bemühen uns um neue Ideen. Die Designer bringen Vorschläge und ich suche die Teile aus, die mir gefallen. Ein paar versehen wir dann mit meinem Autogramm.
Weekend Magazin: Tragen die Stücke nur Hardcore-Fans?
Gabalier: Es gibt Tausende tätowierte Volks Rock´n´Roll Fans, die das sogar auf der Haut tragen und nicht nur am T-Shirt. Aber es gibt auch viele, die sich einfach ein Dirndlkleid, eine Lederhose oder ein Stück für Kinder kaufen oder verschenken wollen. Mittlerweile haben wir 50.000 Stücke aus der gesamten Kollektion verkauft.
Selbstverständlich trage ich die Stücke auch bei meinen Auftritten. Wir haben erstmals animierte Shirts mit einer App, damit in den sozialen Netzwerken Blödsinn damit gemacht werden kann.
Weekend Magazin: Wie wichtig ist Mode für Dich?
Gabalier: Ich gehe gerne Einkaufen. Am liebsten auf Reisen, früher auch gern am Flughafen, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Gerne kaufe ich in Venedig ein, die kleinen Geschäfte dort, gefallen mir.
Weekend Magazin: Im Lockdown auch online geshoppt?
Gabalier: Ja, habe ich auch gemacht. Ich kenne meine Größe und kaufe jetzt auch lieber Hemden im Oversize-Style. Das Anliegende, dafür habe ich die Figur nicht mehr. Man reift halt!