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Julian Hessenthaler im ZIB2-Studio bei Armin Wolf.
Der Ibiza-Drahtzieher Julian Hessenthaler ist bei ZIB2-Moderator Armin Wolf zu Gast gewesen.
Der Ibiza-Drahtzieher Julian Hessenthaler ist bei ZIB2-Moderator Armin Wolf zu Gast gewesen.
Screenshot via ORF TVthek

Ibiza-Drahtzieher: "Es gibt noch weitere Videos"

18.05.2023 um 12:28, Simone Reitmeier
min read
In der ZIB2 spricht Detektiv Julian Hessenthaler über weitere Ibiza-Videos und Unterlagen sowie den Verbleib der vermeintlichen Oligarchen-Nichte.

Gestern Abend war Privatdetektiv Julian Hessenthaler bei Armin Wolf in der ZIB2 zu Gast. Er gilt als Drahtzieher des Ibiza-Videos, das Ex-FPÖ-Chef HC Strache die Vizekanzlerschaft und schließlich auch Sebastian Kurz (ÖVP) das Kanzleramt gekostet hat.

Freundschaftsdienst & ideologisch motiviert

Armin Wolf wirft Hessenthaler in der ZIB2 unter anderem vor, dass er sich nicht vorstellen könne, dass es sich nur um ein zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt gehandelt und Hessenthaler über ein Jahr lang gratis gearbeitet habe. Immerhin wurde das Video für fünf bis sechs Millionen Euro angeboten.

Es ging tatsächlich um eine Überzeugung, aber diese Überzeugung wuchs erst in mir. Für mich war es ein Freundschaftsdienst für besagten Wiener Anwalt.

Julian Hessenthaler über seine Beweggründe für das Ibiza-Video

Hessenthaler sagte außerdem, er wäre bei den Verhandlungen nicht dabei gewesen. Ihm wäre nur zur Ohren gekommen, dass rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt wurden. Es wäre auch darum gegangen, eine anonyme Quelle – Straches ehemaligen Bodyguard – abzusichern.

Finanzielle Interessen gab es keine. Dahinter stehe ich. Ich haben nichts dafür bekommen.

Julian Hessenthaler
Julian Hessenthaler im ZIB2-Studio.
Julian Hessenthaler hat über das Ibiza-Video ausgepackt.

Keine Geheimdienste oder Drogen im Spiel

Hessenthaler erklärte, er habe sich das Projekt zu Beginn deutlich kleiner vorgestellt und sei selbst darüber überrascht gewesen, welche Dimensionen es angenommen habe. Die Kosten von etwa 200.000 bis 300.000 Euro hätte nur der Wiener Anwalt "Dr. M." bezahlt, dem er einen Freundschaftsdienst leistete. Andere Finanziers, Auftraggeber oder gar Geheimdienste wären nicht involviert gewesen.

Auch Straches Behauptung, man hätte ihm Drogen untergemischt, stimme laut Aussage des Detektivs nicht. Den Verdacht, dass der Sushi-Reis angeblich in Kokain-Liquid gekocht wurde, hält er für "peinlich und schwachsinnig". Auch Johann Gudenus hätte er niemals Kokain angeboten.

Brisant: Weitere Ibiza-Videos vorhanden

Angeblich gibt es noch weitere Videos, die den Behörden laut Hessenthaler mit Sicherheit nicht alle bekannt sind. Sie hätten sie schlicht und ergreifend nicht alle beschlagnahmt, weil sie strafrechtlich nicht relevant seien.

Es hat uns nie jemand gefragt nach den restlichen Videos. Kein Mensch hat mich je gefragt, ob ich bereit wäre, weitere Videos herzugeben.

Julian Hessenthaler über die weiteren Videos

Hessenthaler wäre aber auch nicht bereit, mit den Behörden zu kooperieren, da er mit den Ermittlungen nicht zufrieden sei. Die Chance für Aufarbeitung und Transparenz wurde laut ihm nicht genutzt. Es gäbe auch noch mehr Unterlagen des sieben Monate lang andauernden Projekts, aber danach hätte man Hessenthaler auch nicht gefragt. Er meinte aber zu Armin Wolf:

Ich gebe sie gerne Ihnen, wenn Sie sie ausstrahlen.

Julian Hessenthaler

Auf die Frage, ob er das Video dennoch nochmals machen würde, antwortete er mit einem klaren "Ja, umso mehr".

Ausschnitt aus dem Ibiza-Video
Bis heute unbekannt: Wer die angebliche Oligarchen-Nichte wirklich ist.

Wer ist die vermeintliche Oligarchen-Nichte?

Bis heute weiß man nicht, wo sich die angebliche Oligarchen-Nichte mit Decknamen "Alyona Makarov" aufhält. Sie scheint, wie vom Erdboden verschluckt. Auf die Frage von Wolf, warum sie sich nicht den Behörden stellt, entgegnet Hessenthaler mit den Worten "Welches Interesse sollte sie haben, dass zu tun?" Sie sei weder Staatsbürgerin dieses Landes, noch hätte sie irgendein Interesse, die Behörden zu unterstützen. "Die Republik sollte ihr danken", so Hessenthaler weiter. Auf die Frage, wer die Dame sei, weicht Hessenthaler geschickt aus. Er sagt nur, sie sei eine Bekannte, lebe nicht in Österreich und alle Vermutungen rund um sie lägen meilenweit von der Wahrheit entfernt.

Zwei Jahre Gefängnis wegen Drogenhandel

Julian Hessenthaler verbrachte die letzten zwei Jahre hinter Gittern. Nicht wegen des Videos, sondern wegen Drogenhandels. Die Gerichte hätten ihn wegen eines Drogendelikts fälschlich verurteilt. Er behauptet nicht, dass er noch nie was mit Drogen zu tun hatte, in diesem Fall sei er aber unschuldig. Hessenthaler ist noch auf Bewährung und hat einen Job bei einem Immobilientreuhänder.

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