Ibiza-Drahtzieher: "Es gibt noch weitere Videos"
Gestern Abend war Privatdetektiv Julian Hessenthaler bei Armin Wolf in der ZIB2 zu Gast. Er gilt als Drahtzieher des Ibiza-Videos, das Ex-FPÖ-Chef HC Strache die Vizekanzlerschaft und schließlich auch Sebastian Kurz (ÖVP) das Kanzleramt gekostet hat.
Freundschaftsdienst & ideologisch motiviert
Armin Wolf wirft Hessenthaler in der ZIB2 unter anderem vor, dass er sich nicht vorstellen könne, dass es sich nur um ein zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt gehandelt und Hessenthaler über ein Jahr lang gratis gearbeitet habe. Immerhin wurde das Video für fünf bis sechs Millionen Euro angeboten.
Hessenthaler sagte außerdem, er wäre bei den Verhandlungen nicht dabei gewesen. Ihm wäre nur zur Ohren gekommen, dass rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt wurden. Es wäre auch darum gegangen, eine anonyme Quelle – Straches ehemaligen Bodyguard – abzusichern.
Keine Geheimdienste oder Drogen im Spiel
Hessenthaler erklärte, er habe sich das Projekt zu Beginn deutlich kleiner vorgestellt und sei selbst darüber überrascht gewesen, welche Dimensionen es angenommen habe. Die Kosten von etwa 200.000 bis 300.000 Euro hätte nur der Wiener Anwalt "Dr. M." bezahlt, dem er einen Freundschaftsdienst leistete. Andere Finanziers, Auftraggeber oder gar Geheimdienste wären nicht involviert gewesen.
Auch Straches Behauptung, man hätte ihm Drogen untergemischt, stimme laut Aussage des Detektivs nicht. Den Verdacht, dass der Sushi-Reis angeblich in Kokain-Liquid gekocht wurde, hält er für "peinlich und schwachsinnig". Auch Johann Gudenus hätte er niemals Kokain angeboten.
Brisant: Weitere Ibiza-Videos vorhanden
Angeblich gibt es noch weitere Videos, die den Behörden laut Hessenthaler mit Sicherheit nicht alle bekannt sind. Sie hätten sie schlicht und ergreifend nicht alle beschlagnahmt, weil sie strafrechtlich nicht relevant seien.
Hessenthaler wäre aber auch nicht bereit, mit den Behörden zu kooperieren, da er mit den Ermittlungen nicht zufrieden sei. Die Chance für Aufarbeitung und Transparenz wurde laut ihm nicht genutzt. Es gäbe auch noch mehr Unterlagen des sieben Monate lang andauernden Projekts, aber danach hätte man Hessenthaler auch nicht gefragt. Er meinte aber zu Armin Wolf:
Auf die Frage, ob er das Video dennoch nochmals machen würde, antwortete er mit einem klaren "Ja, umso mehr".
Wer ist die vermeintliche Oligarchen-Nichte?
Bis heute weiß man nicht, wo sich die angebliche Oligarchen-Nichte mit Decknamen "Alyona Makarov" aufhält. Sie scheint, wie vom Erdboden verschluckt. Auf die Frage von Wolf, warum sie sich nicht den Behörden stellt, entgegnet Hessenthaler mit den Worten "Welches Interesse sollte sie haben, dass zu tun?" Sie sei weder Staatsbürgerin dieses Landes, noch hätte sie irgendein Interesse, die Behörden zu unterstützen. "Die Republik sollte ihr danken", so Hessenthaler weiter. Auf die Frage, wer die Dame sei, weicht Hessenthaler geschickt aus. Er sagt nur, sie sei eine Bekannte, lebe nicht in Österreich und alle Vermutungen rund um sie lägen meilenweit von der Wahrheit entfernt.
Zwei Jahre Gefängnis wegen Drogenhandel
Julian Hessenthaler verbrachte die letzten zwei Jahre hinter Gittern. Nicht wegen des Videos, sondern wegen Drogenhandels. Die Gerichte hätten ihn wegen eines Drogendelikts fälschlich verurteilt. Er behauptet nicht, dass er noch nie was mit Drogen zu tun hatte, in diesem Fall sei er aber unschuldig. Hessenthaler ist noch auf Bewährung und hat einen Job bei einem Immobilientreuhänder.