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Sebastian Kurz und Armin Wolf diskutieren in der ZIB2
"Wetten, dass": Kurz will das Zitat aus dem U-Ausschuss-Protokoll so nicht stehen lassen.
"Wetten, dass": Kurz will das Zitat aus dem U-Ausschuss-Protokoll so nicht stehen lassen.
Screenshot: ZIB2/ORF/tvthek.orf.at

Kurz kurios in ZIB2: "Wetten, dass..?" mit Armin Wolf

27.02.2024 um 07:04, Stefanie Hermann
min read
Sebastian Kurz wurde wegen Falschaussage schuldig gesprochen. In der ZIB2 liefert er sich ein skurriles "Wetten, dass"-Gefecht mit Armin Wolf.

Wenige Tage nach seiner (nicht rechtskräftigen) Verurteilung wegen Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss nimmt Ex-Kanzler Sebastian Kurz bei Armin Wolf Platz. Dass es kein Gespräch mit Kuschelatmosphäre wird, ist von Anfang an klar. Was für kuriose Wendungen der rund 18 Minuten dauernde Dialog stellenweise nimmt, dürfte aber selbst hart gesottene ZIB2-Seher überrascht haben.

Kurz zur Auffrischung

Kurz wurde am vergangenen Freitag wegen Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt, sein Ex-Kabinettschef Bernhard Bonelli zu sechs Monaten. Zwei von drei Anklagepunkten endeten mit einem Freispruch für den Ex-Kanzler. Gegen den Schuldspruch hat er Berufung angekündigt.

"Urteil war ungerecht"

Auch bei Wolf bleibt Kurz konstant auf Kurs. Von Reue keine Spur, vielmehr lässt er weiterhin durchblitzen, dass er den Prozess als durchaus politisch motiviert empfindet. Die Anklage sei nur deshalb zustande gekommen, weil ihn Mitglieder der Opposition angezeigt hätten. Vor allem führt er Umfang und Verhältnismäßigkeit ins Treffen. "Mein Eindruck ist, dass es noch nie zuvor wegen falscher Zeugenaussage im U-Ausschuss einen 100 Seiten langen Strafantrag gegeben hat, eine zwölftägige Verhandlung im Straflandesgericht, 30 Zeugen und dann eine Verurteilung."

Ich habe mein Jus-Studium nicht fertig gemacht, aber ich habe im Jus-Studium gelernt, vor dem Gesetz ist jeder gleich.

Sebastian Kurz über den Prozess und das Urteil

Hickhack ums Protokoll

Das Urteil empfindet der 37-Jährige als ungerecht. Er habe ja sehr wohl eingeräumt, dass er eingebunden war. Den einzigen Fehler sieht er darin, dass der Richter eine detailreichere Schilderung wollte. Wolf will das so nicht stehen lassen und beginnt aus dem Protokoll zu zitieren.

Armin Wolf: "Haben Sie allgemeine Wahrnehmungen zur Frage, wie der Aufsichtsrat besetzt wurde? Waren Sie da selbst eingebunden?" Ist eine Doppelfrage.
Sebastian Kurz: Und ich antworte mit Ja.
Armin Wolf: Auf die sagen Sie: "Ja, ich weiß, dass es da im Finanzministerium und im zuständigen Nominierungskomitee Überlegungen und Gespräche gab."
Sebastian Kurz: Das ist völlig falsch, das ist völlig falsch. Entschuldigung.
Armin Wolf: Das lese ich Ihnen vom Protokoll vor.
Sebastian Kurz: Nein, das ist falsch zusammenkopiert.
Armin Wolf: Jetzt, Entschuldigung, das ist das Protokoll von der Parlamentshomepage, das habe ich vor zwei Stunden heruntergeladen.
Sebastian Kurz: Ich kann es Ihnen vorlesen, das ist eine andere Frage gewesen, [...] Ich lese es Ihnen vor, tausend prozentig Herr Wolf. Wetten wir, dass es falsch ist.

Lesestunde in der ZIB2

Was folgt, ist eine überaus eigentümliche Lesestunde zwischen Wolf und Kurz. Kurz beharrt erst darauf, dass der ZIB-Anchor eine falsche Kopie vorliegen habe, etwas später, dass er falsch vorlese.

Das Protokoll des Parlaments im Original zum Download und Nachlesen

Der Orgiginalauszug aus dem Protokoll
Das vollständige Protokoll steht auf der Website des Parlaments zum Download bereit.

Studienabbrecher

Als Kurz über die Glaubwürdigkeit von Thomas Schmid sprechen will, den er für unglaubwürdig hält, kommt das als Boomerang zurück. Schmid habe in seinem Lebenslauf angeführt, dass er 2017 Geiseln im Jemen gerettet habe, so Kurz. Wolf geht darauf nicht ein, wirft aber seinerseits dem Ex-Kanzler vor, in seinen Ausführungen zur Uni geschummelt zu haben. "In den Unis, die ich im Ausland absolviert habe", zitiert er ein Interview aus dem Jahr 2012. "Ich habe keine Uni abgeschlossen, aber ich war ein Monat in Cambridge." Wolf will wissen, ob man damit denn eine Uni absolviert habe, wenn man sie ein Monat besucht. "Dann tut es mir Leid, gratuliere zur Recherche."

Kein Comeback in die Politik geplant

In die Spitzenpolitik zurückzukehren, hat Kurz nicht vor. Seinen Rücktritt habe er nie bereut. Auch wenn es gerade Umfragen zu dem potenziellen Abschneiden einer Liste Kurz gebe: Er selbst habe nichts damit zu tun und eine Rückkehr nicht geplant.

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