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Außenminister Alexander Schallenberg mit Mikrofon. Er ist im Gespräch im Gespräch mit Ivo Mijnssen (NZZ, re.)
Mit seinen Aussagen irritiert Schallenberg.
Mit seinen Aussagen irritiert Schallenberg.
ProMedia Kommunikation GmbH/APA- / OTS

EU-Kommissar Hahn: "Was ist mit Schalli los?"

25.04.2022 um 06:58, Stefanie Hermann
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Schallenberg sorgt mit seinen Aussagen zum ukrainischen EU-Beitritt für internationalen Wirbel.

Beim Mediengipfel in Lech äußert sich Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zum möglichen EU-Beitritt der Ukraine. Dieser geht dem Ex-Kanzler eindeutig zu schnell. Offen denkt er über andere Formen der Zusammenarbeit nach. Beim Versprechen einer Vollmitgliedschaft müsse man aufpassen, keine falsche Erwartunghaltung zu wecken. Diese sei nicht die einzige Option.

Ja ihr gehört zu Europa, ja ihr gehört zum Westen. Gegenfrage: Kann das ausschließlich über eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union funktionieren? Das glaube ich nicht.

Ukraine verärgert

Laute Kritik ist die Folge. EU-Abgeordneter und Parteikollege Othmar Karas geht davon aus, dass man eine Mitgliedschaft noch heuer realisieren könne. Die Ukraine zeigt sich offiziell erbost. Außenamtssprecher Oleg Nikolenko lässt via Nachrichtenagentur ausrichten:

Wir erachten diese Äußerungen für strategisch kurzsichtig und sie entsprechen nicht den Interessen eines vereinten Europas.

Russland erfreut

Die Ukraine sei misstrauisch was die Rolle Österreichs angeht, so der ukrainische Politologe Sergiy Kudelia gegenüber der ZIB2 am Sonntag. Vermutet würde, dass die politischen Eliten von ihren engen geschäftlichen Beziehungen zu Russland profitieren könnten. Die Aussagen würden den Verdacht nähren, dass der Beitritt aus Eigeninteresse besagter Eliten blockiert werden würde. In Russland wurde Schallenbergs Aussage hingegen äußerst positiv aufgenommen. Über Online-Medien sei es eine der wichtigsten Meldungen des Tages geworden, wie die Nachrichtensendung berichtet.

EU-Spitze reagiert

Mit seinen Aussagen sorgt Schallenberg nicht nur in Kiew für Irritation. Auch der österreichische EU-Kommissar in Brüssel, Johannes Hahn meldet sich zu Wort - wenn auch nur sehr kurz. "Was ist denn mit Schalli los?", will Hahn wissen. Der entsprechende Tweet wird Minuten nach der Veröffentlichung wieder gelöscht. Hahns Pressesprecherin spricht von einem Missverständnis, der Tweet stamme nicht von Han, "sondern nur von einem Mitarbeiter".

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