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Netflix verliert Nutzer und an der Börse
Ein Grund für den Kundenschwund war der Stopp des Russland-Geschäfts nach dem Einmarsch in die Ukraine, wodurch auf einen Schlag 700.000 Kunden wegfielen.
Ein Grund für den Kundenschwund war der Stopp des Russland-Geschäfts nach dem Einmarsch in die Ukraine, wodurch auf einen Schlag 700.000 Kunden wegfielen.
Andre M. Chang / Zuma / picturedesk.com

Russland beschert Netflix herbe Verluste

22.04.2022 um 09:15, Klaus Schobesberger
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Der Streaming-Marktführer hat erstmals seit zehn Jahren Abonnenten verloren. Die Aktien brechen um 35 Prozent ein. Der Grund dafür liegt im Ukraine-Konflikt. Aber nicht nur.

Das erste Quartal des börsennotierten Streaming-Pioniers Netflix  ("Bridgerton") schockte Anleger weltweit. Sie hatten einen Zuwachs an Abonnenten erwartet, stattdessen gab das Unternehmen erstmals in zehn Jahren einen Kundenschwund bekannt. Konkret gingen in den drei Monaten bis Ende März unterm Strich rund 200.000 Bezahlabos verloren, die weltweite Nutzerzahl sankt damit zum Quartalsende auf 221,6 Millionen. Rund zwei Millionen Stornos werden für das laufende Quartal erwartet. Ein Grund für die herben Verluste an Bezahlabos war der Stopp des Russland-Geschäfts nach dem Einmarsch in die Ukraine, wodurch auf einen Schlag 700.000 Kunden wegfielen. Doch auch mit dem Zuwachs von 500.000 Abonnenten wäre Netflix weit hinter der eigenen Prognose von 2,5 Millionen zurückgeblieben. Nach Bekanntgabe der Zahlen und Prognosen brach am Mittwoch der Aktienkurs des Tech-Stars um 35 Prozent ein. Es ist der größte Tagesverlust für Netflix seit 2004, insgesamt hat die Aktie seit Jahresbeginn um 62 Prozent an Wert verloren.
 

Warum Netflix die Kunden davonlaufen

Vor zwei Jahren war das Bild noch ein ganz anderes. Die ersten Monate der Corona-Pandemie bescherten Netflix aufgrund der weltweiten Lockdowns sagenhafte Kundenzuwächse. Im ersten Quartal 2020 sind 15,8 Millionen zahlende Kunden hinzugekommen, mit acht Millionen Neukunden hatte das Unternehmen damals gerechnet. Das trieb den Aktienkurs auf Rekordhöhen. Dass es jetzt wieder steil nach unten geht, liegt nicht nur am jetzt fehlenden Russlandgeschäft, sondern auch an der wachsenden Zahl an Streaming-Angeboten und der steigenden Inflation. Erst zu Jahresanfang hat Netflix seine Abogebühren erhöht. Wenn Verbraucher weniger Geld zur Verfügung haben, werden in der Regel nicht unbedingt notwendige Ausgaben wie Bezahlabos fürs Fernsehen zuerst gestrichen. Um bestehende Abonnenten bei der Stange zu halten und neue Kunden zu gewinnen, will der US-Streamingdienst eine preisgünstigere, werbefinanzierte Version der Plattform anbieten. HBO Max und Disney+ von Warner Bros. Discovery setzen bereits auf werbefinanziertes Streaming. Ein Dorn im Auge sind Netflix-Gründer und Co-Chef Reed Hastings die rund 100 Millionen Trittbrettfahrer, also Kunden, die ihre Login-Daten mit anderen teilen. Für Mehrnutzer außerhalb des eigen Haushalts sollen die Gebühren steigen.
 

Reaktionen, Satire und Häme auf Twitter
Auch der zwangsgebührenfinanzierte Öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland und Österreich bekam sein Fett weg.

Häme auf Twitter

Auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter war das Netflix-Debakel großes Thema. Kritisiert wird, dass die Qualität von Eigenproduktionen inzwischen auf RTL-Niveau gesunken sei.  Während das Unternehmen früher mit Serienhits wie "Orange is the New Black" oder "House of Cards" punktete, stünden jetzt "woke", also gesellschaftlich sensible Themen im Fokus, kritisiert Tesla-Gründer Elon Musk. Dass sich die Satire-Sendenung "heute-show" des ZDF auf Twitter über Netflix lustig machte, weil es 200.000 zahlenden Abonnenten und damit "umgerechnet 800.000 Nutzer" verloren habe, sorgte postwendend für Häme am Zwangsgebührenmodell der Öffentlichen-rechtlichen Sender in Deutschland und Österreich.

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