Viktor Orbáns homophober Parteipriester heimlich schwul
Inhalt
- Ungarns harter Kurs gegen Homosexuelle
- Vehementer Verfechter christlicher Werte
- Das Dossier, das alles verändert
- Bese beichtet
Viktor Orbans Vorzeigepfarrer Gergő Bese ist von seinen priesterlichen Diensten suspendiert worden. Ein brisantes Dossier über den bekannten Kirchenmann, der immer wieder auf Anti-LGBTQ-Kampagnen mitmarschiert, macht derzeit in höchsten Regierungskreisen die Runde. Der 41-Jährige soll selbst überaus intimen Umgang mit Männern pflegen, wie ein ungarisches Medium jetzt aufgedeckt hat.
Ungarns harter Kurs gegen Homosexuelle
Orbáns Regierung fährt einen harten Kurs gegen Homosexualität. Seit 2018 hat die Fidesz-Regierung die Rechte queerer Menschen immer weiter beschnitten. Homosexualität wird zwar nicht strafrechtlich verfolgt. Gesetze wie das "Kinderschutzgesetz" sorgen aber dafür, dass queere Themen aus dem öffentlichen Raum verbannt werden. LGBTQ-Literatur muss in Buchhandlungen beispielsweise foliert verkauft werden, um "Kinder zu schützen", wie es offiziell heißt. Die Erwähnung oder gar positive Darstellung nicht-heterosexueller Lebensformen an Schulen ist verboten. Die Strafen für Verstöße sind hoch: Eine Buchhandlung musste umgerechnet 32.000 Euro zahlen, weil sie einen queeren Comic nicht foliert hatte.
Vehementer Verfechter christlicher Werte
Unterstützung in der konsequenten Stimmungsmache gegen die LGBTQ-Community bekommt die konservative Regierung auch von kirchlicher Sache. Gergő Bese gilt dabei als Orbáns Vorzeigepfarrer. Von den Segnungen der Parteiräume, über Teilnahme an Wahlkampfveranstaltungen im Priestergewand bis zu glühenden Predigten gegen Homosexuelle und für Orbáns Fidesz-Partei: Wo Orbán geistliche Unterstützung brauchte, war Bese nicht weit.
Schulter an Schulter mit Orbán wetterte er gegen gleichgeschlechtliche Ehen, polterte von der Kanzel gegen die "schwule Verschwörung aus dem Westen". Besonders heftig attackiert hat er den ehemaligen, sich offen zu seiner Homosexualität bekennenden Priester András Hodász. Ihn stellt er regelmäßig als "Feind der Kirche" dar. Nun dürft es sich ausgedonnert haben: Ein Regierungsdossier deckt auf, dass Bese die Dinge im Privaten wohl doch differenzierter sieht.
Das Dossier, das alles verändert
Das brisante Dossier über Bese enthält laut dem oppositionellen Medium Valasz.hu Beweise dafür, dass der Priester intime Beziehungen zu Männern hatte und an Schwulenpartys teilnahm. In höchsten Regierungskreisen soll das Dossier die Runde machen. Strafrechtlich relevante Vorwürfe – wie etwa den intimen Umgang mit Minderjährigen – gibt es nicht. Eine offizielle Erklärung von Seiten der Regierung gibt es zu dem Fall ebenfalls nicht. Nur so viel war einem Regierungssprecher zu entlocken: "Die Angelegenheiten von kirchlichen Persönlichkeiten sind Sache der Kirche. [...] Ich vertraue der Führung der katholischen Kirche, dass sie mit der Situation umgehen kann."
Die katholische Kirche hat prompt reagiert und Bese von all seinen priesterlichen Aufgaben suspendiert.
Bese beichtet
Bese selbst zeigt sich eingeschränkt reuig, er habe seine "gesunde Urteilskraft" verloren. "Ich habe mein Priestergelöbnis verletzt, eine Sünde begangen", gesteht Bese in einem offiziellen Statement ein. Aber: Man habe ihn hintergangen und seine Naivität ausgenutzt.
Für ihn dürfte es schwer werden, wieder auf die Beine zu kommen. Im schlimmsten Fall könnte ihm sogar die Laisierung drohen – das wäre das endgültige Ende seiner priesterlichen Laufbahn. Und die ungarische Politik? Orbán, der sich zuletzt immer stärker auf die Calvinistische Kirche gestützt hat, hat sich bislang demonstrativ nicht zum Fall geäußert.