Versöhnung: Kern ergreift jetzt Partei im Rennen um den Vorsitz
Was lange vermutet wurde, ist jetzt offiziell: Ex-Kanzler Christian Kern hat im roten Machtpoker Farbe bekannt und offen seine Unterstützung ausgesprochen. "Die SPÖ braucht diesen Neustart: inhaltlich, personell, organisatorisch", ist er überzeugt.
Ausschlussverfahren
Unter Kerns Kanzlerschaft ist die aktuelle Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner zur Gesundheitsministerin avanciert. Als er 2018 hinschmeißt übernimmt sie von ihm den Parteivorsitz. Jetzt hat die alte Allianz aber endgültig ein Ende. "Ich habe ernste Zweifel, dass ihre und die Strategie ihres Umfelds geeignet ist, um eine blau-schwarze Mehrheit zu verhindern", so Kern in seinem Posting. Auch Traiskirchens Bürgermeister, Andi Babler, dessen Vorzugsstimmenwahlkampf der rote Ex-Kanzler noch bei der niederösterreichischen Landtagswahl unterstützt hat, traut er die nötige Zugkraft nicht zu. Bleibt also noch einer.
Kern unterstützt Doskozil
Kern spricht sich offen für den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil aus, wie er in seinem langen Facebook-Posting erklärt. Auch wenn er sich für den Herausforderer seines ehemaligen Protegés entscheidet, findet er für den Umgang mit Rendi-Wager und seinen Meinungsumschwung klare Worte.
"Ich sehe das Bashing der Vorsitzenden mit Unbehagen. Rendi-Wagner war eine exzellente Gesundheitsministerin. Sie hat gezeigt, dass sie Menschen für sich gewinnen kann. Sie war auch die richtige Person, um die Öffnung der Partei für neue Wählerschichten und eine thematische Weiterentwicklung der SPÖ in Richtung Klimaschutz zu verkörpern. Sie hat sich schlussendlich für eine andere Strategie entschieden und die SPÖ wieder ins traditionelle Fahrwasser geführt. Das ist das gute Recht jeder Vorsitzenden. Ändern sich die Verhältnisse, ist es keine Schande, seine Einschätzungen zu verändern. Das nehme ich allerdings auch für mich in Anspruch."
Worum es geht: Um unser Land. Um unsere Demokratie. Um unsere Partei. Die SPÖ nimmt wieder Fahrt auf. Es gibt einen...Gepostet von Christian Kern am Mittwoch, 26. April 2023
Reaktionen aus der Partei
Im Doskozil-Lager wird Kerns Stellungnahme mit offenen Armen empfangen. "Wer Christian Kern kennt, weiß er macht sich Entscheidungen nicht einfach! Er hätte es sich leicht machen können und einfach nichts sagen, aber dafür liegt ihm Österreich und die Sozialdemokratie zu sehr am Herzen. Es lohnt sich, um die besten Inhalte zu streiten, aber sicher nicht um persönliche Befindlichkeiten. Danke für diese Worte, lieber Christian!", schreibt SPÖ-Ex-Bundesgeschäftsführer Max Lercher. "Sehr klare und richtige Worte. Nur gemeinsam kommen wir ans Ziel!", befindet Rudi Fußi.