„Im Zentrum“ mit Löchern in der Hose
Wer hoffte, dass sich „ripped Jeans“ als vorübergehende Modetorheit erweisen und bald aus dem Straßenbild verschwinden – der wurde in den vergangenen Jahren immer wieder nachhaltig enttäuscht. Die zerrissene Hose ist einfach nicht umzubringen. Der Ursprung des erstaunlich robusten Modetrends ist wie so einiges anderes auch die Punk-Bewegung der 1990er Jahre. Heute gibt es kaum ein bekanntes Modelabel, das nicht auch Hosen im „destroyed“ Look anbietet. Kaputte Kleidungsstücke sind immer teurer als intakte, weil das Zerreißen, Verwaschen und Zerknittern einen erheblichen manuellen Aufwand erfordert.
Jung, cool, unkonventionell
Wer sich mit einer zerrissenen Hose schmückt, beweist damit – naja, was eigentlich? Dass er verdammt unkonventionell, gesellschaftskritisch und jung ist. Meghan Markle wurde schon mit löchriger Hose gesichtet und auch H.C. Strache erschien schon mal zu einer Regierungsklausur mit geschlitzten Jeans. Und vergangenen Sonntag ließ Bierpartei-Gründer Marco Pogo bei der ORF-Elefantenrunde zur Bundespräsidentschaftswahl seine Knie durch Risse in der Hose blitzen. Die zerrissene Hose ist jetzt eindeutig in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Anzug - nein danke!
Der outfittechnische Kontrast zu seinem Kontrahenten, dem Juristen Michael Brunner von „MFG“ war erheblich: Brunner erschien in einem Anzug, der aussah, als hätte er ihn aus dem Nachlass des ehemaligen Bundespräsidenten Franz Jonas erworben. Den Vogel schoss aber Last-Minute-Kandidat Heinrich Staudinger ab. Er glänzte durch totale Dresscode-Verneinung. Der Schuhfabrikant und GEA-Gründer trug eine verwaschene, rote Jeansjacke wie aus dem Altkleidercontainer gefischt und ein Hemd, das er vergessen hatte, oben zuzuknöpfen. Wuschelfrisur und Zweitagesbart rundeten den Althippie-Look ab. Das passte aber wiederum ganz gut zu den schwurbeligen Statements, die eigentlich niemand verstand.