Experte warnt vor Blackout-Winter
Der Begriff „Blackout“ ist seit dem Beststeller des österreichischen Autors Marc Elsberg zum Synonym für die katastrophalen Folgen eines großen Stromausfalls geworden. Seit Erscheinen des Buchs im Jahr 2012 köchelt das Thema immer wieder hoch. Vor allem die „Energiewende“ und der Ausbau der erneuerbaren Energien Wind und Sonne warfen in der Vergangenheit immer wieder die berechtigte Frage auf, wie das Netz stabil gehalten werden kann, wenn „Energiemangellagen“ (Windflaute, Dunkelheit) drohen.
„Gas und Stromlieferunterbrechungen“
Derzeit kommt noch etwas dazu - der Krieg in der Ukraine und die fatale Abhängigkeit Europas vom russischen Erdgas. Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, warnt in einer Aussendung vor den aktuellen Entwicklungen. Diese ließen einen „Katastrophenwinter 2022/23 mit weitreichenden Gas- und Stromlieferunterbrechungen“ erwarten. Im schlimmsten Fall drohe sogar ein Blackout.
Es wird zu wenig Strom produziert
Eine Erdgaskrise, wie sie sich derzeit in Europa abzeichnet, sei bis vor Kurzem unrealistisch erschienen, obwohl eine derartige Katastrophe bereits 2018 im Rahmen der länderübergreifenden Übung "Gasmangellage in Süddeutschland" (LÜKEX) durchgespielt worden sein, sagt Zivilschützer Saurugg. Die Erkenntnisse daraus seien schockierend gewesen. Im Falle einer Erdgaskrise würden Lieferkettenunterbrechungen und ein Versorgungschaos“ drohen.
Frankreich exportiert nicht mehr
Die Gaskrise führt bekanntlich auch zu astronomischen Strompreisen. Das habe nicht nur mit der „Merit Order“-Regel zu tun, die dazu führt, dass der teuerste Strom aus dem Gaskraftwerk den Stromgroßhandelspreis bestimmt, sondern auch mit fehlenden europäischen Kraftwerkskapazitäten. Ein Beispiel dafür ist Frankreich, wo derzeit rund die Hälfte der Atomkraftwerke aus Wartungs- und Reparaturgründen vom Netz genommen ist. Herbert Saurugg: „Frankreich war bisher Hauptstromexporteur und ist nun bereits im Sommer zum Importeur geworden. Der Strom für das 4. Quartal wird in Frankreich bereits mit deutlich über 1.000 Euro pro MWh und zum Teil schon mit über 2.000 Euro gehandelt. Für etwas, dass noch vor nicht allzu langer Zeit unter 100 Euro gehandelt wurde, eine enorme Preissteigerung.“
Problem Niedrigwasser
Die derzeit in Europa herrschende Trockenheit habe dazu geführt, „dass in vielen Ländern die Stromproduktion reduziert werden musste“. Saurugg weiter: „Nicht nur bei Wasserkraftwerken, sondern auch bei zu kühlenden thermischen Kraftwerken.“ Die geplante Reaktivierung von deutschen Kohlekraftwerken scheitere nicht nur am fehlenden Personal, sondern auch an der Kohle, die wegen Niedrigwasser nicht mehr über den Rhein zu den Kraftwerken transportiert werden kann.
Weniger Gas verbrauchen?
Schlicht den Gasverbrauch zu reduzieren, wie es in Deutschland gerade angepeilt wird, hält Herbert Saurugg für „blauäugig“. Diese Sparmaßnahme lasse sich in der Industrie technisch nicht umsetzen, weil man dafür keine Vorbereitungen getroffen habe. Die Folge ist die, dass die zwangsweise Durchsetzung einer Gasmangelbewirtschaftung nur über "großflächige Stromabschaltungen" möglich wäre. Das wäre dann quasi der behördlich angeordnete Blackout - und der ist kaum weniger katastrophal wie der zufällige.