Ex-Finanzminister Hannes Androsch ist gestorben
- Der Aufstieg
- Karriere als Finanzminister
- Bruch mit Kreisky
- Verurteilung wegen Steuerhinterziehung
- Rückkehr als Unternehmer
- Ein Vermächtnis für Österreich
Hannes Androsch, SPÖ-Urgestein und einer der prägendsten Politiker der österreichischen Nachkriegszeit, ist tot. Der ehemalige Finanzminister und Industrielle ist im Alter von 86 Jahren in Wien verstorben.
Der Aufstieg
Hannes Androsch wird am 18. April 1938 in eine gut bürgerliche Wiener Familie geboren. Nach der Matura 1956 studiert er an der Hochschule für Welthandel in Wien, 1959 schließt er als Diplomkaufmann ab. 1969 promovierte er zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften.
Bereits während seines Studiums engagiert sich Androsch, der später zu einem der bedeutendsten Sozialdemokraten der zweiten Republik avancieren soll, politisch. 1960 wird er Wiener Obmann des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs (VSStÖ), 1962 übernimmt er den Bundesvorsitz des VSStÖ bevor er 1967 als damals jünger Abgeordneter in den Nationalrat einzieht.
Karriere als Finanzminister
1970 dann der Durchbruch: Von seinem Mentor Bruno Kreisky wird er zum bislang jüngsten Finanzminister der Republik ernannt. Während seiner Amtszeit setzt er bedeutende wirtschaftspolitische Akzente. Der junge Steuerberater fördert die Modernisierung der österreichischen Infrastruktur, macht Kreiskys ambitionierte Pläne zum Ausbau des Sozialstaats finanziell möglich. Besonderen Wert legt er schon damals auf die Bereiche Bildung und Forschung
Unter der Leitung des Hartwährungsverfechters wird die Mehrwertsteuer eingeführt und die Wirtschaft trotz Ölkrisen auf Wachstumskurs gebracht. Lange Zeit sieht Kreisky in Androsch den idealen Nachfolger, 1976 macht er den Wiener zu seinem Vizekanzler. Das Verhältnis der beiden sollte sich aber bald schon dramatisch ändern.
Bruch mit Kreisky
Immer wieder eckt der ambitionierte Androsch im Lauf seiner Karriere an. 1980 sieht sich Kreisky endgültig bestätigt, dass sein einstiger Protegé einen zu eigenständigen Kurs verfolgt. Der Verdacht auf Interessenskonflikte führt zu seiner Entlassung aus der Regierung. Stein des Anstoßes: die Fortführung seiner Steuerkanzlei.
Doch Androsch fällt nicht tief: Bereits 1981 wird er Chef der Creditanstalt, Österreichs damals größter verstaatlichter Bank; ein Posten, den er bis 1988 halten wird.
Verurteilung wegen Steuerhinterziehung
Eine anonyme Anzeige bringt ihn in diesem Jahr erneut in die Schlagzeilen. Erneut ist es sein Finanzgebahren, das ihn in Probleme bringt. Der Vorwurf wiegt schwer: Ausgerechnet der ehemalige Finanzminister und Bankdirektor soll seine Döblinger Luxusvilla mit Schwarzgeld finanziert haben. Die Aufarbeitung dauert jahrelang, am Ende wird Androsch wegen Steuerhinterziehung rechtskräftig verurteilt. Er muss 900.000 Schilling Strafe wegen Steuerhinterziehung zahlen.
Rückkehr als Unternehmer
Nach seinem Ausscheiden aus der Politik und dem Bankwesen startet Androsch als Industrieller durch. Er beteiligt sich an Unternehmen wie der Austria Technologie & Systemtechnik AG (AT&S) und der Salinen Austria AG, wo er jeweils den Vorsitz des Aufsichtsrates innehatte.
Politisch blieb der leidenschaftliche Sozialdemokrat aber auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik. Aktiv setzt sich der rote Industrielle für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes ein. Auch Bildung und Wissenschaft, waren ihm weiter wichtige Anliegen, die er auch mit großzügigen Zuwendungen unterstützte. Ein von ihm 2012 initiiertes Bildungsvolksbegehren kann Androschs hochgesteckten Erwartungen mit rund 380.000 Unterschriften nicht erfüllen.
Ein Vermächtnis für Österreich
Androschs Name ist bis heute untrennbar mit der Ära Kreisky verbunden. Die Reformen des zuletzt schwer zerstrittenen Duos prägen das Land bis heute. Bis zum Schluss war Androsch Meinung rund zu Wirtschaft und aktuellen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Medien stark gefragt. Erst Anfang November hat er der Tageszeitung Kurier noch ein Interview gegeben, in dem er mit überaus pessimistischen Tönen aufhorchen ließ: "Die Stimmung ist noch besser als die Lage", so Androsch, der das "Desaster der Staatsfinanzen" als brennendstes Problem benannte.
Am 11. Dezember 2024 ist Hannes Androsch im Alter von 86 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.