Chaos in Gaza: Polio-Impfzentrum unter Beschuss
Bei einem Angriff auf ein Polio-Impfzentrum im Gazastreifen sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sechs Menschen verletzt worden, darunter vier Kinder. Das medizinische Versorgungszentrum in Sheikh Radwan sei am Samstag getroffen worden, während Eltern ihre Kinder zur Impfung gegen Kinderlähmung gebracht hätten, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Israels Armee betonte, sie habe zum von der WHO angegebenen Zeitpunkt keine Angriffe in der Region verübt.
We have received an extremely concerning report that the Sheikh Radwan primary health care centre in northern #Gaza was struck today while parents were bringing their children to the life-saving #polio vaccination in an area where a humanitarian pause was agreed to allow… pic.twitter.com/YaFL6pQT3c— Tedros Adhanom Ghebreyesus (@DrTedros) November 2, 2024
Angriff während Kampfpause
Laut dem WHO-Chef fand der Angriff während einer zuvor vereinbarten humanitären Kampfpause statt, mit der die Polio-Impfungen ermöglicht werden sollten. Durch wen der Angriff erfolgte, teilte Tedros nicht mit. Ein Sprecher des Katastrophenschutzes im Gazastreifen sagte der Nachrichtenagentur AFP, mindestens drei Menschen seien durch ein Geschoß verletzt worden, das von einer israelischen Drohne auf eine Mauer des medizinischen Versorgungszentrums abgefeuert worden sei.
Dementi aus Israel
Die israelische Armee erklärte dagegen, Ermittlungen hätten ergeben, "dass die Armee zum angegebenen Zeitpunkt nicht auf dieses Gebiet gefeuert hat". Die Armee betonte gleichzeitig, sie sei in die Koordinierung der Polio-Impfkampagne eingebunden.
Kampagne gegen Kinderlähmung
Die Impfkampagne gegen Polio im Gazastreifen hatte am 1. September begonnen. Zuvor war erstmals seit 25 Jahren ein Fall von Kinderlähmung bei einem Baby im Gazastreifen nachgewiesen worden. Laut WHO haben mehr als 560.000 Kinder unter zehn Jahren seitdem eine erste Impfdosis erhalten, mehr als 420.000 Kinder wurden bereits zweimal geimpft.
Feuerpausen einhalten
WHO-Direktor Tedros mahnte, die humanitären Pausen zur Ermöglichung der Impfungen müssten unbedingt eingehalten werden. Eltern dürften nicht durch Angriffe davon abgeschreckt werden, ihre Kinder impfen zu lassen.