Pferde: Trakehner, eine Leidenschaft
Pferdestärke
„Mit Pferden kann man ein kleines Vermögen machen – wenn man zuvor ein großes Vermögen hatte.“ In dieser Art gibt es viele kluge Sprüche und jeder geborene Pferdenarr musste sie sich schon anhören. Tatsache bleibt aber: Die Liebe zu einem Pferd ist unbezahlbar. Ganz besonders dann, wenn es sich um so edle Tiere handelt wie die Trakehner.
In guter Gesellschaft
Wer eine Leidenschaft für diese spezielle Pferderasse hegt, befindet sich übrigens in bester Gesellschaft. Didi Mateschitz züchtet im Gestüt Murtal Trakehner. Viele der Hengste im Horse Performance Center von Gaston und Kathrin Glock führen Trakehnerblut in ihren Adern. Und einem Oberösterreicher sind die Trakehner auch besonders lieb: dem höchst erfolgreichen Unternehmer Karl Ochsner. Was aber macht die Pferde aus dem ehemaligen Ostpreußen so besonders? Nun, zum einen sicherlich ihre rassetypischen Merkmale: So sind Trakehner von solch ausgesprochener Schönheit und Eleganz, dass sie selbst Nicht-Pferdekennern ins Auge stechen. Um dem Zuchtziel entsprechenzu können, müssen sie außerdem vielseitig veranlagt, intelligent, ausdauernd und hart sein. Zum anderen trägt aber auch ihre dramatische Geschichte zum Mythos Trakehner bei.
Trakehner sind echte Preußen
Die Geschichte nimmt in den 1730er Jahren ihren Anfang. Zu dieser Zeit öffnete das Hauptgestüt Trakehnen im damaligen Ostpreußen mit einem Bestand von rund 1.000 Tieren erstmals seine (Stall-) Türen. Kein Geringerer als Friedrich der Große übernahm einige Jahre später die Patronanz über die Zuchtstätte. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Trakehner zu Beginn hauptsächlich für einen Zweck gezüchtet wurde, nämlich für den Militärdienst. Um ihm mehr Schnelligkeit und Adel zu verleihen, wurde englisches und orientalisches Vollblut eingekreuzt – ansonsten gilt bei den Trakehnern bis heute das strikte Reinzuchtprinzip: Keine anderen Pferderassen dürfen für ihre Zucht verwendet werden. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das deutsche Pferd für das Militär an Bedeutung. Die Züchter reagierten schnell und bald konnte der Trakehner sein Talent als Sportpferd unter Beweis stellen. Gleich bei den Olympischen Spielen 1936 gewannen sie mehrere Gold- und Silbermedaillen. Da die Pferde in jener Zeit auch als Arbeitstiere taugen mussten, wurde die Zucht stets auch auf Härte und Arbeitswillen hin geprüft. Doch die härteste Prüfung stand den Trakehnern noch bevor.
Flüchtlinge
Als im Kriegswinter 1944/45 endlich der Befehl zur Räumung des Gestüts Trakehnen kam, war Ostpreußen bereits von der russischen Armee eingekesselt. Als einziger Fluchtweg in den Westen blieb das zugefrorene Frische Haff, ein schmaler Landstreifen in Küstennähe. Man muss davon ausgehen, dass über 50.000 Menschen auf der Flucht durch Schnee und bittere Kälte ihr Leben verloren. Das Vorankommen der Überlebenden ist den tapferen Pferden zu verdanken, welche ausgehungert, im teils brusthohen Eiswasser und ohne Ruhepausen, die Wagen immer weiter nach Westen zogen. Von ungefähr 30.000 Pferden kamen lediglich 1.500 Tiere an, davon 27 Stuten aus dem Hauptgestüt Trakehnen. Der Trakehner stand kurz vor der Ausrottung.
Wiedergeburt
Einigen Idealisten ist es zu verdanken, dass der Fortbestand der Rasse gesichert werden konnte. Auch in Österreich lebt der Mythos Trakehner weiter, zum Beispiel bei der Familie Weiß im Gestüt Vormoos: Kornernte II, mittlerweile stattliche 25 Jahre alt, ist eine Nachfahrin der legendären Hauptgestütsstute Kokette und zählt zu den wertvollsten Stuten der modernen Trakehner Population. Im Oktober 2020 gelang der Familie Weiß dann eine kleine Sensation: Als einer der wenigen in Österreich gezogenen Hengste wurde Sinatra auf dem Trakehner Hengstmarkt in Neumünster gekört und erfolgreich nach Großbritannien verkauft.
Auf der Siegerstraße
Karl Ochsner erbte das Pferdegen von seinem Urgroßvater und seinem Großvater, die selbst schon in Kärnten Pferde züchteten. Am Attersee, wo er das Reiten lernte, musste er im Gegenzug im Stall mitarbeiten – so bekam er einen sehr guten Bezug zu den wunderbaren Tieren. Noch heute kann er nach einem harten Arbeitstag nirgendwo besser abschalten als bei den Pferden. Glücklicherweise hat auch seine zehnjährige Tochter Nina das Pferdegen geerbt. Ihre Stute Sternenzauberin ist eine Tochter von Siegerhengst Perpignan Noir, den Karl Ochsner gemeinsam mit seinem besten Freund Dominik Hartl besitzt. Karl Ochsner:
Auf unserer Plattform 'Trakehner for Life' vermarkten wir unsere eigenen Hengste, helfen aber auch anderen Züchtern bei der Vermarktung.
Einmal Trakehner, immer Trakehner
Dessen Familie züchtet seit vielen Jahren Trakehner, über ihn hat Ochsner die Rasse kennengelernt. Natürlich war auch er von der Geschichte der Rasse fasziniert, die Trakehner sind immerhin so etwas wie ein Kulturgut. Sie sind nicht nur die älteste Reitpferderasse, sondern auch schön und sehr sportlich. Das ist Ochsner bei den eigenen Pferden ebenso wichtig. Der von ihm entdeckte Hengst Lebenstraum ist mit Lea Siegl hoch erfolgreich im Vielseitigkeitssport. 2015 konnte er sich gemeinsam mit Dominik Hartl auf dem Trakehner Hengstmarkt schließlich einen Traum erfüllen und den Siegerhengst Perpignan Noir ersteigern. Seitdem sind die Trakehner aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
Buchtipp!
Patricia Clough: In langer Reihe über das Haff. Erschienen im Pantheon Verlag. Patricia Clough erzählt von der dramatischen Flucht der Trakehner aus Ostpreußen.