Mister Perfect - Berthold Windner im Interview
Sie haben vor gut 40 Jahren, mit gerade mal 27, von Ihren Eltern den Kostümverleih am Hauptplatz in Linz übernommen, der seit 150 Jahren hier an diesem Standort ist, wenn er auch erst seit der Übernahme durch Ihre Eltern in den Familienbesitz gekommen ist. Was hat Sie – zuvor noch als blutjunger Student – auf die Idee gebracht, in Salzburg ebenfalls einen Kostümverleih zu gründen?
Kostüm-Ideen haben mich schon von jeher fasziniert. Entsprechend fiel daher auch die Wahl zu meiner Ausbildung an der HBLA für Mode in Linz und anschließend zum Studium für Kostüm und Bühnenbild ans Mozarteum. Die Festspielstadt Salzburg bot natürlich ein hervorragendes Umfeld für einen Kostümverleih und hat gut zu meinem Studium gepasst und ich konnte dadurch bereits als Student mein eigenes Geld verdienen.
Ihre Schwester hat dann den von Ihnen gegründeten Kostümverleih in der Festspielstadt Salzburg übernommen und führt ihn auch heute noch. Liegt das an der Familien-DNA?
Meiner Schwester, die etwas jünger ist als ich, hat meine Arbeit offensichtlich gut gefallen und sie hat sich ebenso für diese Ausbildung und diesen abwechslungsreichen Beruf entschieden.
Ihre Ausbildung ist perfekt und groß Ihre Leidenschaft für Textilien. Was braucht es noch alles, um diesen Beruf, allen Krisen zum Trotz, so erfolgreich und nachhaltig als Selbstständiger zu führen?
Den Glauben, dass sich die Menschen auf Traditionen und Werte besinnen. Die Bereitschaft, als Selbstständiger die Bürokratie auf sich zu nehmen, die es mit sich bringt, wenn man heute ein Unternehmen leitet und man muss, neben der Leidenschaft, auch Verständnis für die Beschaffenheit von Textilien haben und wissen, was jeweils mit einem Material möglich ist.
Wie haben Sie den langen Lockdown, von dem Sie mit Ihrem Kostümverleih betroffen waren, über die Runden gebracht?
Mit hochqualitativen Änderungen und ich war jeden Tag an meinem Arbeitsplatz, habe neue Ideen ausprobiert und diese Zeit kreativ genutzt. Positiv mitgenommen aus der Zeit haben unsere Kunden den Ge-danken der Nachhaltigkeit: Leihen statt kaufen! Auch eine wiederaufkommende Freude und Lust am Ausgehen, Tanzen und Feiern sind festzustellen.
Wie noch erleben Sie den Wandel der Lebens- und Freizeitgewohnheiten der Menschen anhand Ihres Kostümverleihs?
Die Auswahl, der Qualitätsanspruch und die jeweils angesagte Aktualität von Kostümen und Festgarderoben haben sich verändert. Da dreht sich das Rad jetzt viel schneller und in den letzten Jahren hat sich ein großer Wandel vollzogen. Die Nachfrage geht weg von all dem, was zu einem Gschnas und dergleichen zählt, hin in Richtung edle Veranstaltungen wie etwa Bälle. Man scheut keine Kosten für den Opernball und auffallend ist auch der Trend zu Themen-Partys, wo eine Feier unter einem bestimmten Motto stattfindet und sich alle entsprechend die Garderobe auswählen. Es kommt neuerdings Kundschaft, die zum ersten Mal von unserem Kostümverleih gehört hat … und viele treue Kunden – sozusagen Wiederholungstäter!
Nach vier Jahrzehnten am Linzer Hauptplatz: Denken Sie jetzt ernsthaft daran, im kommenden Jahr in den Ruhestand zu treten? Ihre Kinder sind in gänzlich anderen Berufen international erfolgreich tätig. Wie schaut Ihre ideale Nachfolge aus?
Ich sitze täglich an meiner Nähmaschine und das überrascht auch oft neue Kunden: „Was, Sie können selber nähen?“ Diesen Satz höre ich sehr oft und ja, das ist einmal eine Grundvoraussetzung neben der Freude am Umgang mit Textilien, Fachkenntnis, Kreativität und Modebewusstsein. Wie schon gesagt: Freude an dieser Arbeit, die ja wirklich schön und abwechslungsreich ist, ist das Um und Auf.
Wie war es bei Ihnen, als Sie von Ihren Eltern übernommen haben? Gab es heiße Diskussionen?
Wir hatten allerdings neue Ideen und mussten unsere Eltern überzeugen – das ist uns, nach den üblichen Diskussionen, auch gut gelungen (lacht).
STECKBRIEF
Name: Berthold Windner
Beruf: Schneidermeister und Kostümbildner
Ausbildung: HBL – Mode, Meisterklasse, Mozarteum Kostüm und Bühnenbild
Geburtstag: 9. März
Familienstand: verheiratet
Meine größte Stärke: Alles ausprobieren
Meine kleinste Schwäche: kann schwer nein sagen
Mein Markenzeichen: so perfekt wie möglich
Meine Hobbys: Lesen und Gestalten
Lieblingszitat: Probieren statt studieren.
Lebensmotto: Nach vorne schauen!
WORDRAP
Ein guter Tag startet … mit einem schnellen Frühstück.
Zum Lachen bringt mich … mein kreatives Enkelkind.
Meine Mutter sagt(e) immer … lasst ihn nur machen.
Meinen Ausgleich hole ich mir … bei meiner Familie.
Glücklich macht mich … ein gelungenes Werkstück.
Laut mitsingen muss ich … manchmal im Auto (aber nur allein).
Niemals ohne … eine Idee im Kopf.