Die Mutmacherin - Doris Schulz im Interview
Sie setzen sich seit Jahren ein, die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen von Frauen zu verbessern und zu optimieren. Woher rührt Ihr Engagement?
Seit meinen Studientagen in Graz engagiere ich mich für die Stärkung von Frauen in der Gesellschaft und in der öffentlichen Wahrnehmung. Das ist mir ein echtes Anliegen und als frühere Journalistin, Politikerin und lebenslange Medienfrau hatte ich viele Möglichkeiten dazu. Entweder über „Best Practice“ zu berichten, Role Models zu porträtieren oder konkrete Projekte wie den „Girls‘ Day“, die „Mutmacherinnen“, das „Crossmentoring-Programm“, verschiedene Frauen-Netzwerke zu gründen oder engagiert zu betreiben. Jetzt ist noch mein Podcast „Raus aus der Couch“ dazugekommen.
Welche sind Ihnen eine besondere Herzensangelegenheit?
Meine größten Anliegen sind das Sichtbarwerden von Frauen in allen ihren Aufgaben, Positionen und Kompetenzen und strategisches Netzwerken. Das greift natürlich ineinander, denn wir Frauen und wohlwollende männliche Wegbegleiter sollten beides tun, um anerkannt und wahrgenommen zu werden. Damit würden sich viele Probleme – wie unterschiedliches Gehalt bei gleicher Qualifikation oder der Mangel an Frauen in Führungspositionen – leichter lösen lassen.
Welche – bereits umgesetzte – Beispiele sind für Sie wahre Vorzeige- bzw. Erfolgsprojekte?
Ein echtes Erfolgsprojekt ist das „Crossmentoring-Programm“ für „Frau und Karriere“, das wir soeben zum 21. Mal gestartet haben. Es ist ein unternehmensübergreifendes Mentoring-Programm für weibliche Mentees, die neu in der Führungsrolle sind, und erfahrene Mentorinnen und Mentoren. Ein weiteres sehr erfolgreiches Programm ist der Aufsichtsrätinnen-Lehrgang für Oberösterreich, den ich mit zwei Expertinnen aus der Steiermark ausrichte und begleite. Wir sind im dritten Lehrgang und ich freue mich sehr, dass so viele tolle und bestens ausgebildete Frauen bereit sind, noch mehr Verantwortung in der Wirtschaft zu übernehmen und sich fit für diese Aufgaben machen. Den Absolventinnen beider Lehrgänge und Frauen, die in Management, Führung, Wissenschaft, Forschung und als Unternehmerinnen tätig sind, ermögliche ich über den „Women Excellence Circle“ als losen und kostenlosen Zusammenschluss hochkarätige Bildungs- und Netzwerkangebote. Netzwerken wirkt, dazu könnte ich viele Beispiele berichten.
Wie gut läuft Ihrer Erfahrung nach die Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen?
Wir leben in einer Welt von Männern und Frauen, daher sollte die Zusammenarbeit im Beruflichen selbstverständlich und eine Bereicherung sein, da ja die unterschiedlichen Erfahrungen zusammenspielen. Es gibt immer wieder wohlwollende Wegbegleiter und die braucht es auf jeden Fall, wenn ich meinen Weg gehen möchte. Das hat sich in den vergangenen Jahren wesentlich verbessert, aber die Zahl der „male feminists“ hat noch viel Luft nach oben. Für Männer ist es in einem traditionellen Umfeld oft sehr schwierig, eine Kollegin zu unterstützen oder zu positionieren, das sind immer noch die wahren Helden.
Was wünschen Sie sich, in fünf Jahren nicht mehr einfordern zu müssen, weil es eine Selbstverständlichkeit geworden ist?
Ich hoffe, dass wir bis dahin mehr Frauen in Vorstands- und Aufsichtsratsgremien haben werden, weil es eine Bereicherung ist und den Unternehmen nachweislich bessere Ergebnisse liefert. Dafür müssten die Frauen „es sich antun“, die Positionen zu übernehmen und die männlichen Kollegen sie wiederum dazu ermuntern und auf dem Weg dorthin begleiten.
Ihre Botschaft an alle – Frauen wie Männer?
Ich lade alle Frauen herzlich ein, auf sich zu schauen. Sie sollen sich Wege zutrauen, die sie bisher mit Skepsis betrachtet haben, damit sie erkennen können, wie interessant es ist, mitzugestalten und dabei andere Frauen auf dem Weg mitnehmen. Ich lade alle Männer ein, bedingungslos wohlwollende Wegbegleiter, Netzwerkpartner und Türöffner für Frauen zu sein, die sich das wünschen und dafür einsetzen. Ein kraftvolles Frauenleben ohne Stolpersteine muss möglich sein – davon profitieren wir alle.
moments Tipp
Women Excellence Circle
Empower Yourself Netzwerk-Meeting
28.06.2024 ab 9:30 Uhr
So gelingt Frauen-Power im Management
Anmeldung & Infos: women-excellence-circle.at
STECKBRIEF
Name: Doris Schulz
Geburtstag: 15. November
Familienstand: lebe allein, weil meine zwei erwachsenen Kinder das Haus verlassen haben
In meiner Signatur steht: Medienfrau und Gründerin der Edelwerkstatt
Meine größte Stärke: mein Durchhaltevermögen
Meine kleinste Schwäche: Schokolade naschen
Mein Markenzeichen: meine Freundlichkeit
Meine Hobbys: Lesen, mit dem Hund spazieren gehen, Kunst- und Kulturveranstaltungen
Lieblingszitat: „Alleine bist du schneller, gemeinsam kommst du weiter.“ (Anouk Ellen Susan)
Mein Lebensmotto: Love it. Change it. Or Leave it.
WORDRAP
Ein guter Tag startet mit … der Zeitung und einem feinen Kaffee mit Toast.
um Lachen bringen mich … lustige Sprüche.
Meinen Ausgleich hole ich mir … beim Spazierengehen mit meinem Hund Lotti.
Glücklich macht mich … eine nette Runde mit Freunden, bestenfalls bei einem guten Essen.
Laut mitsingen muss ich … bei den Hits der 1980er.
Niemals ohne … einen Lippenstift.
Freunde beschreiben mich … als zuverlässig, engagiert und ehrlich.