Malen: Warum man zu Acrylfarben greifen sollte
Als Neuling in der Welt des Malens ist man mit der riesigen Auswahl an Materialien und Farben schnell überfordert. Soll ich mit Öl, Tinte, Spray oder Acryl malen? Die Kombinationsmöglichkeiten sind unendlich, und jede Technik verfügt über ihren eigenen Reiz. Grundsätzlich rate ich Anfängern immer alles zu versuchen und so lange als möglich im "Probier-Modus" zu bleiben. Malerei soll ja Spaß machen, und der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Welche Vorteile haben Acrylfarben?
Trotz aller Experimentierfreude bleibt Acryl mein Favorit. Die Farben, die seit 1934 verkauft werden, haben Ölfarben als die unangefochtene Nummer eins der Malmittel abgelöst - und das nicht ohne Grund. Die Vorteile von Acryl liegen nämlich auf der Hand: Ölfarbe trocknet nur sehr langsam. Heutzutage kann man sich zwar mit bestimmten Trocknungsbeschleunigern (Sikkative) behelfen, aber trotzdem muss man im Regelfall mindestens 24 Stunden bis zur nächsten Schicht warten. Acrylfarbe hingegen trocknet schon fast beim Auftragen, weswegen nahezu unendlich viele Schichten in einem Arbeitsgang erledigt werden können. Die Zeit, ein Gemälde zu malen, reduziert sich dadurch enorm. Besonders für Einsteiger ist es beflügelnd, so rasch ein fertiges Ergebnis zu sehen.
Was unterscheidet Acryl- von Ölfarben?
Ölfarben bestehen aus staubtrockenen, teuren Pigmenten, die erst durch Leinsamen-Öl (oder Ersatzöle) flüssig genug werden, um sie zum Malen verwenden zu können. Der intensive Geruch des Öls ist dabei nicht jedermanns Sache. Um Ölreste von Pinseln oder der Staffelei wieder zu entfernen, braucht es außerdem starke, alkoholhaltige Reiniger. All das macht die Ölmalerei zu einer kostspieligen Maltechnik.
Gute Acrylfarben dagegen bekommt man bereits für wenige Euro. Gemischt werden sie ganz einfach mit Wasser, sie sind nahezu geruchsfrei, was alle Mitbewohner in der Regel zu schätzen wissen. Auch Arbeitsgeräte wie Pinsel lassen sich mit Wasser bestens reinigen. Erst bei der Trocknung wird die Farbe wasserunlöslich und muss dann mit speziellen Lösungsmitteln entfernt werden. Acryl ist also schneller, günstiger und leichter zu entfernen und riecht nicht, was jedem Menschen, der in den eigenen vier Wänden malt (weil kein Atelier), entgegenkommt.
Sind Acrylfarben in der Malerei anerkannt?
Interessanterweise wurden Acrylfarben als Medium der Hobbymaler und Laien ursprünglich von der Kunstwelt belächelt. Im Lauf der Zeit haben sie sich aber zu einem unverzichtbaren Zubehör in der künstlerischen Praxis entwickelt. Als ich selbst vor vier Jahren mit meiner Laufbahn als Künstlerin begann, habe ich zuerst die billigsten Farben vom Supermarkt gekauft. Wenn einmal etwas danebenging, spielte es keine Rolle - und ehrlich gesagt ging häufig etwas daneben. Acrylmalerei bietet den Vorteil, dass man sich voll und ganz auf die Technik und das Ergebnis konzentrieren kann, anstatt immer an die teure verschwendete Farbe denken zu müssen, wenn ein Kunstwerk nicht gelungen ist.
Wie lernt man die Acryltechnik?
Um die Acryltechnik zu lernen braucht man im Grunde nichts außer ein paar Grundfarben (ich empfehle Magenta, Gelb, Grün und Blau), ein Pinselset und eine Leinwand oder ein Stück Karton. Auf YouTube bieten viele Künstler kostenfrei Schritt für Schritt-Malkurse auf ihren Kanälen an. Nach Anleitung einer meiner Lieblingskünstlerinnen - Katie Jobling - habe ich einst mein erstes Meeresbild gemalt. Sehr hilfreich, um erst einmal ein Gespür für die Technik zu bekommen. Aus einem wurden am Ende mehr als 70 Bilder. Und irgendwann braucht man keine Anleitung mehr – Pinsel und Farben tun, was sie wollen. Und beherrscht man erst einmal eine Technik, kann dann ja bald schon die nächste folgen!
Zur Autorin
In der Malerei hat die aus Oberösterreich stammende Künstlerin Lena Stöllinger ihre Bestimmung gefunden. Wenn sie nicht gerade unter ihrem Künstlernamen Stella Löninger an einem neuen Bild malt, studiert die Wahl-Salzburgerin Soziologie. Auf www.weekend.at gibt sie Einblicke in die wunderbare Welt der bildenden Kunst.