Tech-Blog-Meinung: 5G = Mikrowelle = Böse?
Als Redakteure erhalten wir oft sogenannte „Liebesbriefe“ von Lesern. Nicht immer ist das Lob, manchmal auch harte Kritik. Damit können und müssen wir umgehen. Letzens flatterte mir als Technikredakteur aber ein E-Mail einer besorgten Leserin ins Haus, die meinte, 5G beschert ihr körperliche Symptome und ist sowieso ein Wahnsinn. Ich wollte die Dame faktenbasiert aufklären - das scheiterte grandios und endete in einem elendslangen E-Mailverkehr.
Aber was sind die Fakten? Viele und vor allem die 5G-Gegner assoziieren die neue Technologie mit sogenannten Mikrowellen, also Frequenzen mit einer Bandbreite über 6 Gigahertz. Und obwohl es in Österreich bereits funktionierende 5G-Netze gibt, funkt keines dieser Netze in diesem Bereich! Warum nicht? Weil 5G in zwei Phasen ausgerollt wird. Phase 1, in der wir uns befinden, ist dem seit 2011 vorhandenen 4G-Netz sehr ähnlich und nutzt Frequenzen bis maximal 3,8 Ghz. Also weit von Mikrowelle entfernt. Das für Österreich geplante "Mikrowellenband" mit 26 Ghz ist von der RTR (Telekomregulierungsbehörde) derzeit noch nicht mal vergeben und wird, wenn überhaupt, frühestens in ein paar Jahren ausgerollt. Das ist Fakt - es gibt derzeit keine „böse“ Mikrowellenstrahlung. Das derzeitige 5G ist einfach eine schnellere Version von 4G.
Aber warum zünden Menschen 5G-Masten an? Warum spüren Menschen schon jetzt die Auswirkung einer Strahlung, die es noch nicht gibt? Es ist, wie wohl auch bei vielem anderen, die Macht der Gedanken und der Beeinflussung durch pseudowissenschaftliche Fake-News-Verbreiter auf YouTube, Facebook und Co. Ein modernes Studio, zwei drei „Experten“ mit tollen Titeln und eine „kritische“ Moderatorin. Das ist die Formel für seriös wirkende, aber im Endeffekt nur Angst verbreitende Faker in sozialen Netzwerken. Zu viele fallen darauf rein und ist der Schaden erstmal angerichtet, dann hilft der beste Fakt nichts mehr dagegen.
Auch ich als Technik-Redakteur will nicht von Mikrowellen gegrillt werden, aber ich vertraue der Wissenschaft, die Grenzwerte so festzulegen, damit das nicht passiert. Das ist simple Naturwissenschaft. Dieses Vertrauen darf ich jedem ans Herz legen, der daran zweifelt. Zumindest einmal die Fakten durchzuackern kann nie schaden!