Direkt zum Inhalt
Autor Mark Elsberg sitzt auf einem schwarzen Sessel.
Marc Elsberg stellt sein neues Buch „°C – Celsius“ vor.
Marc Elsberg stellt sein neues Buch „°C – Celsius“ vor.
Panama Pictures / Action Press / picturedesk.com

Marc Elsberg: So viel Wahrheit steckt in seinem neuen Klima-Thriller

14.03.2023 um 11:13, Alexandra Nagiller
min read
In Marc Elsbergs neuem Buch „°C – Celsius“ wird die Klimakrise mittels Geoengineering bekämpft. Ein hochspannender und keineswegs unrealistischer Thriller.

weekend.at: Gerade ist Ihr neues Buch erschienen – darin soll der Klimawandel mittels Geoengineering gestoppt werden.                 

Marc Elsberg: Ich wollte schon lange über den Klimawandel schreiben – die Ziele des Pariser Klimaabkommens werden ja kaum halten. Also geht es darum, sich nach schnellen Möglichkeiten umzusehen, die uns Zeit verschaffen. Und da ist Geoengineering ganz vorne dabei. Und ich wollte zudem auch beleuchten, wie es ist, wenn nicht die reiche Nordhalbkugel, sondern der Süden die Initiative ergreift und sagt „Jetzt reicht es“.

weekend.at: Was konkret bedeutet Geoengineering?

Marc Elsberg: Im Buch wird quasi ein großer Vulkanausbruch simuliert, indem man feine Aerosole und Partikel in der Stratosphäre ausbringt – damit nimmt man der Sonne ihre Kraft und sorgt für Abkühlung. Geoengineering umfasst aber noch viel mehr – und ist längst keine Science-Fiction mehr. Die USA investieren aktuell gerade enorme Summen in Forschung zu künstlicher Klimaabkühlung. Gletscherabdeckung, Meeresdüngung mit Eisenspänen oder künstliche Wolken über dem Great Barrier Reef, um die Korallen zu schützen – das sind alles Projekte, mit denen man bereits jetzt experimentiert.

Natürlich habe ich Hoffnung, dass wir die Klimakrise bewältigen. Wir sind gut im Probleme lösen.

Marc Elsberg über mögliche Szenarien für die Zukunft
Marc Elsberg mit seinen Romanen
Marc Elsberg

weekend.at: Können diese Methoden die Lösung in Sachen Klimawandel sein?

Marc Elsberg: Zunächst geht es darum, die Möglichkeiten weiter zu erforschen – funktioniert das überhaupt, ist es zu teuer, zu riskant? Ich sehe das im Moment eher neutral. Es gibt noch zu wenig Daten, um alles darauf zu setzen. Und vor allem: Nur weil etwas vielleicht wirkt, heißt das nicht, dass plötzlich kein CO2 mehr eingespart werden muss.

Weekend.at: Interessant in Ihrem Buch ist, dass die Chinesen den großen Sonnenschirm entwickeln. 

Marc Elsberg: Das Diskussion rund um die chinesischen Spionageballons ist schon aktuell ein ziemlicher Zufall (lacht). Aber natürlich hätten die Chinesen die Mittel, die Möglichkeiten und auch ein Interesse daran, das Wasserreservoire des Himalayas zu erhalten.

Insofern ist das Szenario in meinem Buch nicht unrealistisch.

Marc Elsberg über seinen neuen Thriller „°C – Celsius“

weekend.at: Wie sehen Sie unsere Chancen, die Klimakrise in den Griff zu bekommen?

Marc Elsberg: Menschen sind erfinderisch, wenn es um die Lösung von Problemen geht. Wir hatten den sauren Regen oder das Ozonloch – beides Probleme, die wir in den Griff bekommen haben dank gemeinsamer Anstrengungen. Aber natürlich ist es schwierig, wenn so wie aktuell vollmundige Versprechen gemacht und nicht eingehalten werden. Daran sind Wirtschaftsinteressen und die aktuelle Politik schuld. Corona hat gezeigt, dass Geld da ist und mobilisiert werden kann – wenn in dem Tempo erneuerbare Energie ausgebaut und weitere notwendigen Maßnahmen gesetzt werden würde, könnten wir die Klimaerwärmung noch halbwegs in den Griff bekommen.

Marc Elsberg
Marc Elsberg

weekend.at: Verstehen Sie die Aktionen der Klimaaktivisten als Reaktion auf den De-Facto-Stillstand? 

Marc Elsberg: Ich verstehe deren Motivation und Wut, und manche Aktion finde ich gut – aber nicht alle. Nämlich dann, wenn einfache Bürger statt die eigentlichen Verantwortlichen beeinträchtigt werden, etwa durch das Kleben auf Straßen. Das ist kontraproduktiv – es verärgert die Unterstützer und spielt der Ölindustrie nur in die Karten.

weekend.at: Neue Technologie ist immer auch Machtinstrument – das birgt Gefahren. 

Marc Elsberg: Moral ist ein spannendes Thema für mich als Autor. Was machen technische, soziale, wirtschaftliche Ideen mit uns Menschen? Welche Konflikte entstehen oder werden gelöst? Das ist die Ur-Idee des Geschichtenerzählens. Aber das ist auch essentiell für die reale Welt. Wenn man über solche Technologien nachdenkt, muss man sich auch moralische Fragen stellen. In Fachkreisen wird dies sicher gemacht. In der Öffentlichkeit kommen diese Themen aber nur verkürzt und polarisierend an – weniger als Diskussion, sondern diese werden eher wie in Schützengräben ausgetragen, in denen man sich gegenseitig mit Schmutz bewirft. Das hilft nicht, Probleme zu lösen.                      

more