Direkt zum Inhalt
Junge Frau sitzt auf einer Bank in Amerika | Credit: iStock.com/ablokhin
Das Abenteuer AuPair hat Vor- und Nachteile
Das Abenteuer AuPair hat Vor- und Nachteile
iStock.com/ablokhin

Das Leben als AuPair in Amerika – was einem niemand verrät

11.08.2023 um 12:45, Artikel von Passion-Autor: Cara Krist
min read
Drücke "Play" zum laden und hören
  • Lädt Sprachdatei
  • Buffering...
  • In Kürze bereit zum Abspielen
Beim Erstellen der Sprachdatei ist ein Fehler passiert
0:00 /
Von der Millionenbranche AuPair profitieren in Amerika vor allem die Agenturen, leider zulasten der Gastfamilien und jungen BabysitterInnen aus aller Welt.

Amerikas Arbeits- und Mutterschutzbestimmungen unterscheiden sich schon in den Grundlagen von denen, die ein Österreicher gewöhnt ist. Tatsächlich handelt es sich um das einzig entwickelte Land, das vom Gesetz her keinen Mutterschutz vorschreibt. Erst ab einer Firmengröße von 50 MitarbeiterInnen schreibt der Gesetzgeber 3 Monate vor, die jedoch nicht verpflichtend und unbezahlt sind. Zusätzlich gibt es für Eltern in den meisten Firmen keinen Pflegeurlaub. Dadurch ist es natürlich schwer, Familien- und Arbeitsleben zu vereinen. Das macht oft Nannys oder Au-pairs notwendig.

Bei der Suche nach dem passenden AuPair sind diverse Agenturen gerne behilflich. Natürlich nicht unentgeltlich, weder für die Familie noch das angehende AuPair. Verständlich also, dass laut den Agenturen ein wunderschöner Kulturaustausch eigentlich keine Schattenseiten bietet. Da gibt es allerdings einige.

Unterschiedliche Ansichten

Wenn Menschen aus zwei verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen, kann es natürlich zu einem wunderbaren Austausch von Ansichten, Traditionen, Mahlzeiten und noch vielem mehr kommen, jedoch bietet es sicherlich sehr viel Konfliktpotential. Vor allem in einem Land wie Amerika, wo man unglaublich gerne seine politischen Überzeugungen öffentlich auslebt und jedem aufzwingt.

AuPair mit Kindern | Credit: iStock.com/Hero Images
Man ist einer fremden Kultur ausgesetzt als AuPair

Verdienst

Reisen, neues Essen probieren und möglichst viel erleben, hört sich natürlich verlockend an. Wenige bedenken jedoch, dass man diesen Lebensstil auch finanzieren muss, was mit rund 200 € pro Woche nicht ganz so einfach ist. Seit es Au-pairs gibt, wurden die Gebühren, aber nicht der Verdienst angepasst. Das passt natürlich mit der steigenden Inflation in Amerika nicht zusammen.

Möchte man zum Beispiel einen Wochenendtrip machen, kann man für einen Flug mindestens zwischen 100 €, aber auch bis zu 600 € rechnen, je nachdem, wo es hingeht. Dann kommt natürlich noch Unterkunft, Essen und Eintritte dazu. Da geht bei einem einzelnen Trip schon der Großteil des monatlichen Einkommens drauf. Wenn man sich dann hin und wieder auch zu Hause etwas gönnen möchte, muss man da schon fast zuhause vorsparen, bevor man sein AuPair-Jahr antritt.

Urlaub

Hier wären wir wieder zurück beim Beispiel Wochenendtrip. Für so einen Trip wäre ein verlängertes Wochenende schon von Vorteil. Jedoch hat man in den meisten Hostfamilien auch an Feiertagen nicht frei, weshalb man dafür seine Urlaubstage nutzen muss. Davon hat man 14 im Jahr. Es wird viel damit geworben, dass man mindestens einmal im Monat einen Trip machen kann, durch den Mangel an Urlaubstagen sind die jedoch meistens sehr kurz.

AuPair mit Gastmutter | Credit: iStock.com/Hero Images
Keine Angst haben, Probleme anzusprechen

Angst, Probleme anzusprechen

Eine ganz schwierige Situation ist oft die zu den Gasteltern. Sie sollen nämlich nicht nur „Ersatzeltern“ sein, sondern meist auch Freunde, aber auch Arbeitgeber. Man lebt bei seinem Chef – mit dem es gerne mal das ein oder andere Problem gibt. Mit seinen „Eltern“ oder Freunden kann man aber schwer über dieses Problem sprechen, weil es sich ja um dieselbe Person handelt. Man überlegt es sich also zweimal, ob man sich über seine Arbeitsbedingungen beschwert, denn man möchte die Wohnbedingungen und Beziehungen ja nicht schwieriger machen.

Fear of Missing out

Während man die Zeit seines Lebens hat, bleibt die Zeit zuhause leider nicht stehen. Man muss also damit zurechtkommen, dass man einiges verpassen wird. Seien es Geburtstage, Hochzeiten oder Taufen der Lieben, all das kann leider nicht aufgehoben werden, bis man wieder zurück ist. Da möchte man wenigstens regelmäßigen Kontakt halten, was durch die Zeitverschiebung nicht leicht ist. Man versäumt also nicht nur die Meilensteine im Leben der Liebsten, sondern muss auch um wichtige Beziehungen bangen.

Ernährung

Amerika ist nicht sehr bekannt für gesundes Essen und diesem Ruf machen sie alle Ehre. Fast Food findet man an jeder Ecke und auch zuhause kochen die meisten Familien sehr ungesund; wenn sie überhaupt mal den Kochlöffel schwingen und nicht nur bestellen. Das liegt nicht nur am fehlenden Willen, sondern auch daran, dass es für manche Menschen nicht leistbar ist. Deshalb muss man auf jeden Fall darauf vorbereitet sein, etwas zuzunehmen, was gerade viele junge Mädchen psychisch belastet.

AuPair mit kleinem Jungen | Credit: iStock.com/Prostock-Studio
Man muss sich sicher sein, ob man die Erfahrung AuPair wirklich möchte

Fazit

Natürlich klingt all das nicht übermäßig positiv und nimmt vielleicht etwas die Lust an einem AuPair-Jahr in Amerika. Doch natürlich muss man auch daran denken, dass man in so einem Jahr eine große persönliche Entwicklung durchmacht, eine zweite Familie gewinnt und es ein großes Abenteuer ist, dass man so schnell nicht vergessen wird. Deshalb muss jeder für sich abwiegen, ob er das Abenteuer antritt oder lieber zuhause bleibt. Es ist jedoch fair, auch die Schattenseiten zu kennen, bevor man in eine Agentur zur Unterstützung investiert.

Zur Autorin

Cara Krist liest leidenschaftlich gerne und hat für Leseratten den einen oder anderen vielversprechenden (Geheim) Tipp auf Lager! Auf www.weekend.at stellt sie uns ihre Empfehlungen vor.

more