Faszination Stimme! So entstehen Töne
Stimmen erzeugen Stimmungen, wirken auf uns unmittelbar wohlklingend oder unangenehm. In der menschlichen Stimme spiegeln sich Gefühle, aber auch Alter und unsere körperliche Verfassung. In unseren Ohren klingt unsere eigene Stimme anders als für andere. Wer seine Stimme erheben kann, tut sich leichter gegenüber jenen, die symbolisch keine Stimme haben. Aber was passiert eigentlich in unserem Körper, wenn wir sprechen? Ein faszinierendes Zusammenspiel diverser Kräfte.
Der Kehlkopf ist das Zentrum
Zentrum der Tonerzeugung ist der Kehlkopf, der aus verschiedenen Knorpeln besteht, in dessen Mitte sich die Stimmbänder - eigentlich Stimmlippen - befinden. Denn die Stimmbänder sind im Grunde nur ein kleiner Teil der Stimmlippen. Während wir einatmen, sind diese geöffnet, wodurch ein Spalt entsteht, die sogenannte Stimmritze. Beim Ausatmen bringt der aus der Lunge kommende Luftstrom die Stimmlippen zum Schwingen. Das geschieht durch einen sogenannten Unterdruck, der durch die hohe Geschwindigkeit des Atemstroms entsteht und die Stimmlippen immer wieder zusammenpresst. Durch den Sog „klatschen“ diese mit unterschiedlichem Tempo immer wieder aufeinander. In der tiefen Tonlage sind die Stimmlippen entspannt und schwingen langsamer. Je höher eine Stimme ist, desto schneller schwingen sie. Die Höhe der Stimme variiert entsprechend mit der Länge und Dicke der Stimmlippen. So haben Männer generell längere Stimmlippen - bei einem Ton schwingen diese circa 120 Mal pro Sekunde.
Vom Klang zum Ton
Beim Ausatmen entsteht vorerst nur ein geräuschartiger Ton, der zwar bereits eine bestimmte Grundfrequenz aufweist und daher auch „Kehlkopfklang“ genannt wird, aber noch kein Volumen hat. Erst durch die Resonanzräume, nämlich den Mund-Nasen- und Rachenraum, beginnt unsere Stimme richtig zu klingen. Diese Räume werden auch als Ansatzrohr bezeichnet, geben jedem Menschen seine individuelle Klangfarbe und verstärken die Töne. Dadurch, dass wir die Resonanzräume bewusst verändern können, ist die Tonerzeugung um einiges komplexer als bei Instrumenten wie etwa einer Trompete oder einem Cello, bei welchen der Korpus fix vorgegeben ist. So können wir auch die Artikulation mit unserer Zunge, der Formung unseres Mundes und dem Gaumensegel steuern. Es macht einen großen Unterschied, ob wir den Mund weit geöffnet, die Zunge am Gaumen oder unsere Lippen gespitzt haben.
Welche Rolle spielt das Zwerchfell?
Nun kommt der wichtigste Muskel bei der Tonerzeugung ins Spiel - das Zwerchfell. Es ist ausschlaggebend für die Regulation unseres Atems. Da unser Atem sowohl beim Sprechen als auch beim Singen eine enorm wichtige Rolle spielt, wird bei der Stimmbildung immer wieder auf ein Training des Zwerchfells Wert gelegt. Bei der Zwerchfellatmung wird das Zwerchfell beim Einatmen nach unten gedrückt und bei der Ausatmung entspannt. Professionelle Schauspieler oder Sänger verwenden diese Atemtechnik, um ihre Stimme besser kontrollieren zu können. Dabei spricht man auch von Atemstütze oder besser „Atemrückhaltekraft“, denn es handelt sich hierbei nicht um etwas „Festes“, sondern lediglich um die richtige Dosierung der Luft beim Ausatmen.
Für alle gilt: Wer sich im Gespräch mehr Gehör verschaffen möchte, kann durch gezieltes Atemtraining seiner Stimme mehr Ausdruck, Kraft und Tiefe verleihen.
Zur Autorin
Mit Hingabe studiert Valentina Ammerer Philosophie in Salzburg. Und nicht nur das! Als Ausgleich hat die Studentin das Singen entdeckt - und damit die wunderbare Welt der Musik und ihrer heilsamen Wirkung. In ihren Beiträgen für www.weekend.at gibt sie ihre Tipps und Empfehlungen an unsere Leserinnen und Leser weiter.