Die 1970er-Jahre: Coole Facts über das Jahrzehnt
Ölkrise, Umweltschutz, Vietnamkrieg und Feminismus – all diese Themen und noch vieles prägten den Zeitgeist der 1970er-Jahre. Hippies und Punks zeigten gesellschaftliche Missstände auf und grenzten sich damit - wie auch in puncto Style - von der Elterngeneration ab, Disco-Klänge gingen um die Welt. Die prägenden Momente dieses Jahrzehnts im Rückblick.
Flower Power
Ausgelassene Feiern, zwangloses Miteinander, Drogenexzesse: Die Flower Power-Bewegung, die Mitte der 1960er-Jahre in San Francisco ihren Ausgang nahm und auf dem Woodstock-Festival 1969 („Summer of 69“) ihren Höhepunkt fand, setzte sich auch in den 1970er-Jahren für Gleichheit, Zusammenhalt und freie Liebe ein. Die Hippies stießen sich an gesellschaftlichen Zwängen und Kapitalismus und lehnten Gewalt kategorisch ab. Der Slogan „Make love – not war“ entstand in Zusammenhang mit der Friedensbewegung zu Zeiten des Vietnamkriegs. John Lennon und Yoko Ono verließen 1969 unter dem Namen „Bed-ins for peace“ für mehrere Tage nicht das Hotelbett. Ihr Song „Give Peace a Chance“, der im Zuge ihrer Aktion aufgenommen wurde, leitete die 1970er-Jahre stimmungsvoll ein.
Punks
In Abgrenzung zu den „Blumenkindern“ entwickelte sich ab Mitte der 1970er-Jahre ausgehend von London die Punkbewegung - eine Jugendkultur, die gegen das britische Klassensystem, soziale Ungerechtigkeit, Massenkonsum und Mainstream rebellierte. Zerrissene und bemalte Kleidung - zusammengehalten durch Sicherheitsnadeln und Nieten, Netzshirts, Piercings und Tätowierungen sowie Irokesen-Schnitte prägten ihr auffälliges Erscheinungsbild. Als Provokationsmittel dienten auch Hakenkreuze und andere Nazi-Symbole, wobei die Bewegung antifaschistisch gesinnt ist. Als Punk-Idol wurde Vivienne Westwood bekannt: Die englische Designerin eröffnete 1971 zusammen mit ihrem damaligen Mann Malcom McLaren (späterer Manager der Sex Pistols) die Boutique „Let it rock“ in London, die mehrmals den Namen wechselte und ab 1974 zu einem beliebten Shop für die Punk-Szene wurde. Heute ist das Geschäft unter dem Namen „World’s End“ bekannt.
Discofieber
Nachtclubs feierten ab Mitte der 1970er-Jahre einen Siegeszug und versetzten die Welt ins Discofieber. Disco galt über Nacht als eigenständiger Musikstil und beeinflusste viele Künstler und Bands, darunter Queen, Dolly Parton, Kiss oder ABBA. Outfits schimmerten metallisch und wurden mit Pailletten oder Fransen versehen. Auffallen war das Gebot der Stunde. Als Stilikone der Discokultur gilt bis heute Cher, die mit ihrem transparenten - mit Pailletten und Ziersteinen besetzten - Kleid auf der Met Gala 1974 den Begriff des „Naked Dress“ prägte.
Ölkrise
Vietnamkrieg, Watergate-Affäre oder Ölkrise – die 1970er-Jahre galten als krisengebeuteltes Jahrzehnt. Vor allem die Ölkrise 1973 dämpfte die Konsumfreude der westlichen Welt. Sie führte, ausgelöst durch eine plötzliche Erdöl-Verknappung und Preiserhöhung durch die Ölstaaten, zu einer tiefen Rezession, hoher Inflation und steigender Arbeitslosigkeit. Die finanzielle Stabilität und Energieversorgung der Zukunft gerieten ins Wanken. Zudem wurde der Bevölkerung die Abhängigkeit von arabischen Erdölexporteuren vor Augen geführt.
Sparmaßnahmen, Tempolimits und der „autofreie Sonntag“ waren die Folge, zudem begab man sich auf die Suche nach neuen, ressourcenschonenden Energiequellen. Wind- und Solarenergie wurden attraktiv, gleichzeitig auch der Atomstrom. Viele Atomkraftwerke gingen europaweit ans Netz, als Reaktion darauf entstand die Anti-AKW-Bewegung. Die Vereinigung Greenpeace, die 1971 gegründet wurde, setzte sich gegen geplante Atomtests in den USA ein.
Feminismus
Gesellschaftliche Dringlichkeit erhielten in den 1970er-Jahren neben Umweltthemen auch die Debatten um die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Die im Magazin "Stern" abgedruckte Schlagzeile „Wir haben abgetrieben“ sorgte 1971 für Furore: 374 Frauen, darunter auch Prominente wie Romy Schneider oder Senta Berger, bekannten öffentlich, abgetrieben und somit gegen den umstrittenen Paragrafen 218 verstoßen zu haben. Initiiert wurde diese Aktion nach französischem Vorbild von Alice Schwarzer, die nach Simone de Beauvoir zu einer wichtigen Stimme des Feminismus wurde. Die Aktion löste eine Demonstrationswelle aus – mit Schildern wie „Mein Bauch gehört mir“ forderten Frauen legale Abtreibung, die Streichung des Paragrafen 218 sowie die Selbstbestimmung über den eigenen Körper.
1974 wurde unter anderem die Fristenregelung, also die straffreie Abtreibung innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate, eingeführt. Rechtswidrig sind Schwangerschaftsabbrüche jedoch bis heute, nur unter gewissen Voraussetzungen bleiben sie straflos. Die Brisanz dieses sowie aller weiteren Anliegen der 1970er-Jahre haben bis heute nichts an Aktualität eingebüßt, denkt man an die Schlagwörter Klimawandel, Energieversorgung oder Nachhaltigkeit.
Zur Autorin
Schreiben - die große Leidenschaft von Passion Author Patricia Kornfeld. Insbesonders für Mode begeistert sich die gebürtige Niederösterreicherin. Für www.weekend.at spürt sie aktuellen Trends nach.