Ist es Liebe? Diese Tiere leben monogam
Inhalt
- Monogamie ist selten
- Vögel sind besonders oft treu
- Brutpflege und Verteidigung
- Echte emotionale Bindung
- Ist der Mensch für Monogamie gemacht?
Johann Wolfgang von Goethe meinte einmal: „Wenn ein Wunder auf der Welt geschieht, geschieht’s durch liebevolle, treue Herzen.“ Ja, man kann schon von einem Wunder sprechen, wenn sich zwei Herzen auf ewig treu bleiben. Mehr als jede dritte Ehe in Österreich wird geschieden. In der Tierwelt entscheiden sich die meisten erst gar nicht dafür, den Bund fürs Leben einzugehen. Doch es gibt Ausnahmen.
Monogamie ist selten
Gerade mal drei bis fünf Prozent aller Säugetierarten leben monogam. Zu den wenigen Romantikern zählen etwa Wölfe, Biber, Otter, Erdmännchen, Kojoten, Delfine, Präriewühlmäuse, Stachelschweine und Schwertwale. Noch geringer ist der Prozentsatz unter Reptilien, doch wenn sich unter Alligatoren oder Tannenzapfenechsen zwei finden, hält dies ein Echsenleben lang. Unter den Insekten zählen Kakerlaken zu den treuesten Seelen. Unsere beliebten Haustiere, Hund und Katz', sind übrigens – so wie die meisten Tiere – polygam veranlagt.
Vögel sind besonders oft treu
Unumstritten in der Fauna meinen es jedoch Vögel mit der Ehe am ernstesten. Ganze 90 Prozent zwitschern einem Partner „Ja, ich will!“ zu. Doch wer glaubt, dass es unter den gefiederten Vermählten keine Seitensprünge gibt, wird enttäuscht. Denn von den 90 Prozent gehen ganze 75 Prozent fremd – hauptsächlich die Weibchen, denn sie wollen die besten Gene für ihre Nachkommen. „Vögel leben sozial monogam, aber nicht sexuell monogam“, weiß Dr. Herbert Hoi, Wissenschaftler an der Veterinärmedizinische Universität in Wien. Er ist spezialisiert auf das Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten von Tieren. So kann es vorkommen, dass ein Männchen sich um einen Nachwuchs kümmert, der gar nicht von ihm ist. „Das nennt sich dann sozial monogam und nicht genetisch monogam. Es gibt auch noch saisonale Monogamie, etwa bei Buchfinken, Kohlmeisen, Störchen oder Pinguinen. Lebenslang monogam leben nur einige wenige, wie etwa Schwäne oder Graugänse“, erklärt Hoi.
Brutpflege und Verteidigung
Der große Unterschied zu Säugetieren: Bei Vögeln können sich beide Elternteile um das Füttern der Jungtiere kümmern. Unter Pinguinen, aber auch Seepferdchen, übernehmen die Männchen sogar die Brutpflege. Der Grund für Monogamie unter Tieren ist wohl eher weniger romantisch, sondern einfach zweckdienlich. „Je länger man zusammenbleibt, desto besser ist man aufeinander abgestimmt und koordiniert“, betont Hoi. Bei vielen spielt auch das Verteidigen des eigenen Territoriums eine Rolle. Dann gibt es noch den „Gruppen-Bonus“: Bei Ottern oder Erdmännchen bildet sich rund um ein monogames Paar eine Gruppe. Nach dem Motto „einer für alle, alle für einen“ werden die Aufgaben verteilt: vom Wachehalten über Fürsorge der Jungen bis hin zur Nahrungssuche.
Echte emotionale Bindung
Und dann sind da noch Tierarten, die sogar nach dem Tod des Partners allein bleiben. Bekanntestes Beispiel sind wohl Papageien. Da sie bis zu 100 Jahre alt werden, kann dies ein sehr langer, einsamer Lebensabend werden. Riesenotter wären in den Regenwäldern Südamerikas fast ausgestorben, weil sie sich bis über den Tod hinaus treu bleiben. „Solche starken Bindungen treten bei sozial monogamen Arten häufig auf, auch bei vielen Echsen. Der hinterbliebene Part verweigert dann oftmals das Essen. Doch auch wenn die Trauerphase abgeschlossen ist – einen neuen Partner zu finden ist nicht mehr so einfach, da der ‚Heiratsmarkt‘ dann nicht mehr groß ist“, so Hoi.
Ist der Mensch für Monogamie gemacht?
Ist Monogamie „menschlich“?
Ist der Mensch nun für Monogamie geschaffen? „Dass wir von unserer Natur aus nicht monogam sind, ist denke ich schon ziemlich klar“, stellt Hoi fest. Männer seien darauf aus, möglichst viele Paarungspartner zu haben, Frauen gehe es mehr darum, einen möglichst guten zu finden. Doch für das „System der lebenslangen Monogamie kann Liebe schon ein treibender Faktor sein“, lässt Hoi die Hoffnung von Romantikern aufkeimen: „Vielleicht ändert sich die Qualität der Liebe. Anfangs ist sie hormonell gesteuert, im weiteren Verlauf zählt vor allem, wie gut man zusammen funktioniert und harmoniert.“